2024-05-02T16:12:49.858Z

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© Fortuna Ingersleben
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Kein Ball in der Vorbereitung - Ist das noch zeitgemäß?

„In der Vorbereitung sehen die Spieler erstmal keinen Ball.“ – Konditionstraining alá Felix 'Quälix' Magath. Ist das überhaupt noch zeitgemäß? Wir haben dazu Trainer befragt.

Sollte man die Amateurkicker überhaupt in der Vorbereitung mit Waldläufen und Kraftkreisen quälen? Sind andere Methoden möglicherweise effektiver? Wir haben uns unter den Trainern umgehört:

Tobias Huck, Trainer der SpVgg Geratal (Thüringenliga). Der Coach der SpVgg sieht die konventionellen Methoden mit Waldläufen und Kraftkreisen nicht als ausgestorben. Allerdings dosiert und nicht in der Schleifermethodik ála Felix Magath. In seiner Vorbereitung wird von Beginn an mit dem Ball gearbeitet. Zudem unterstreicht der Übungsleiter, dass das Zusammenstellen des Vorbereitungsprogramms auch immer von der Verfassung der Mannschaft abhängt.

Tobias Huck: „Schleifermethoden alá Felix Magath sind sicher eher eine Seltenheit geworden. Aber generell ausschließen, würde ich es nicht. Im Kraftkreis arbeiten wir beispielsweise mit Medizinbällen. Auch Waldläufe haben wir im Trainingslager vermehrt gemacht. In der Vorbereitung sieht unser Konditionstraining in der Regel einen 35-minütigen Lauf durch den Ort vor. Dann kamen längere Läufe über 5000 Meter oder 3000 Meter. Von Beginn an nehmen wir allerdings den Ball dazu. Viele Methoden von Früher sind sicher nicht mehr zeitgemäß, aber für einige Trainer noch ein einfaches Mittel was zu machen.“

„Früher hat man in den ersten 14 Tagen der Vorbereitung meist keinen Ball gesehen. Da war viel Grundlagenausdauer und immer wieder brutale 400 Meter-Läufe. Grundsätzlich denke ich: Jeder Trainer muss das individuell für sich entscheiden. Der eine macht mehr Konditionstraining, der andere weniger. Das hängt auch immer mit der körperlichen Verfassung der Mannschaft zusammen.“

Tobias Huck - Trainer SpVgg Geratal


David Reich, Trainer des FC Steinbach-Hallenberg (KOL RR). Der Coach der Haselgründer durchlebt gerade die zweite Rundenvorbereitung mit seinem FC und sympathisiert grundsätzlich nicht damit, seine Spieler ohne Ballkontakt zu schleifen. Doch auch er muss darauf reagieren, was die Witterungsbedingungen und Platzverhältnisse nun mal aktuell zulassen. So ist ein Training mit Ball auf einem Fußballplatz in Steinbach-Hallenberg im Augenblick einfach schwer möglich, aufgrund des Wetters und Alternativen müssen her.

David Reich: „Generell bin ich gar nicht so ein Freund davon in der Vorbereitung so isoliert zu trainieren. Das hat verschiedene Gründe. Mir kämen beispielsweise alle anderen Belange des Fußballs zu kurz, wenn ich in meinen zwei-drei Einheiten pro Woche lediglich mit Läufen und Medizinbällen arbeiten würde. Wenn ich eine Mannschaft eine Stunde in den Wald schicke zum Laufen und wir uns danach wieder treffen, braucht sie eigentlich auch keinen Trainer."

"Doch angesichts der aktuellen Wetterlage geht es leider auch mal nicht anders und wir müssen isoliert trainieren. Die Plätze in Steinbach-Hallenberg sind gesperrt und die Halle, die uns zur Verfügung steht, bietet auch nur limitierte Möglichkeiten. So ist, aufgrund der beschränkten Trainingsbedingungen, dann schon mal ein Lauf oder der berühmte Medizinball dabei, auch wenn ich nicht der größte Freund davon bin.“

„Zu meiner aktiven Zeit stand eher noch die alte Schule auf dem Programm. Da hatte man größtenteils den klassischen Schleifer und man hat die ersten Wochen keinen Ball gesehen. Auch auf die Regeneration der Spieler wurde seiner Zeit weniger geachtet. Das hat und musste sich aber im Bewusstsein der Trainer ein stückweit ändern.“

David Reich, Trainer des FC Steinbach-Hallenberg

Unser Fazit:
Ein Umdenken in der Gestaltung der Saisonvorbereitung hat durchaus stattgefunden. Mannschaften in den ersten Trainingswochen ohne Ball zu quälen, steht bei den meisten Übungsleitern nicht mehr auf der Agenda. Ausgestorben sind Waldläufe und Medizinbälle allerdings auch nicht. Mit Blick auf den Fitnessstand einer Mannschaft und den vorherrschenden Trainingsbedingungen, sind die tradtionellen Methoden durchaus noch auf den Trainingsplänen zu finden. Das klassische "Schleifen" in der Vorbereitung wird allerdings größtenteils als nicht mehr zeitgemäß angesehen, sodass wir zu dem Ergbenis kommen: Ja, Ballentzug in der Vorbereitung und das Huldigen des Felix Magath ist nicht mehr zeitgemäß. Zum Aufbau von Grundlagenausdauer und Kraft kommen die Medizinbälle aber doch mal aus dem Schrank. Immer unter Berücksichtigung des Standes der Mannschaft und der Bedingungen.

Aufrufe: 022.2.2017, 15:15 Uhr
Felix BöhmAutor