2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Als Erfolgstrio trugen sie maßgeblich zum Aufschwung beim SC Ichenhausen bei. Weil sich Jürgen Conzelmann (rechts) jetzt Knall auf Fall zurückzieht, müssen Abteilungsleiter Rudi Schiller (links) und Trainer Oliver Schmid zusehen, wie sie in Zukunft ohne den langjährigen Ideen- und Geldgeber zurechtkommen.	F.: Ernst Mayer
Als Erfolgstrio trugen sie maßgeblich zum Aufschwung beim SC Ichenhausen bei. Weil sich Jürgen Conzelmann (rechts) jetzt Knall auf Fall zurückzieht, müssen Abteilungsleiter Rudi Schiller (links) und Trainer Oliver Schmid zusehen, wie sie in Zukunft ohne den langjährigen Ideen- und Geldgeber zurechtkommen. F.: Ernst Mayer

»Irgendwann bist du mürbe«

Der unbequeme Visionär Jürgen Conzelmann zieht sich vom SC Ichenhausen zurück

Er hat den Karren in die Hand genommen, er hat viele Kohlen draufgelegt, er hat ihn in führender Position bergan gezogen. In sieben Jahren ist das Seil vor dem Karren immer dünner geworden. Und jetzt fehlt Jürgen Conzelmann einfach die Kraft, es nochmals zu verstärken oder zu erneuern. „Irgendwann bist du mürbe“, sagt der eigenwillige Visionär, dessen Ideen und, ja, auch finanzkräftige Unterstützung maßgeblich dazu beigetragen hatten, dass seine ersten beiden Dreijahrespläne beim jetzigen Landesligisten SC Ichenhausen so zielgenau erfüllt wurden.

Nach drei Jahren war er mit dem Team in der Bezirksliga. Nach weiteren drei in der Landesliga. Der laufende Plan sah vor, den Verein auf der sechsten Spielebene zu stabilisieren, junge Talente zu integrieren, eine engere Verzahnung zwischen dem Nachwuchsbereich eines größeren Umfelds und der derzeit besten Mannschaft in der Region herzustellen. Nun, mittendrin, zieht sich Conzelmann zurück. Weil ihm die treuen Weggefährten ausgehen.

Conzelmann ist ein Unbequemer, der immer wieder und an vielen Stellen aneckt. „Ich habe einen Plan, ich habe ein Ziel, und da gibt’s wenig Raum für Kompromisse“, sagt er über sich selbst. So ist er halt. Und weil er sich dessen bewusst ist, kokettiert er zuweilen auch mit diesem Image. So wie im Augenblick, wenn er Knall auf Fall alles hinwirft. Wie’s weitergeht, darum sollen sich fortan andere kümmern. Der Posten als Vorsitzender des Sportausschusses sei ja nie ein offizieller gewesen, betont Conzelmann. Insofern könne er ihn jederzeit niederlegen. „Wenn’s in der laufenden Saison noch irgendwo klemmt, werde ich intern helfen“, verspricht er. Und ob er anschließend weiterhin ein kleines Sponsorenpaket behalte, darüber könne man natürlich diskutieren. „Aber wenn ständig irgendwelche Leute alles besser wissen, muss man halt irgendwann den Stand herstellen, der vorher da war.“

Den unmittelbaren Auslöser für seinen Entschluss boten eindeutig die anhaltenden Diskussionen über das sportliche Jetzt der SCI-Fußballer. Offensichtlich gibt es in Ichenhausen Wortführer, die mit aller Gewalt in die Bayernliga drängen. Im Gespräch mit unserer Zeitung kritisierte Conzelmann diese Zeitgenossen vor einigen Tagen scharf; er warf ihnen Harakiri-Stil vor. Am Freitag fügte er nun hinzu: „Vom sportlichen Umfeld her ist die Landesliga die Grenze für den SCI. Das ist die Realität. Das muss man sehen. Wir haben zum Beispiel eine Umkleidekabine mit zwei mal zwei Meter Fläche. Da kommen heute drei Schiedsrichter rein – das geht doch nicht. Aber alle reißen die Klappe auf.“

Das grundsätzliche Problem liegt tiefer. Auf der einen Seite sieht sich der Geschäftsmann selbst als einen, der ambitionierten Amateurfußball in der Form eines Unternehmens führen will. Auf der anderen Seite sieht er all jene, die in überholter Vereinsseligkeit schwelgen und denen jede Neuerung erst einmal suspekt ist. Er wolle nun „kein Hinderungsgrund mehr sein, wenn andere eine andere Ausrichtung haben als ich“, formuliert Conzelmann.

Die jüngsten Angriffe haben ihn sehr getroffen. Das prägt die Wortwahl des langjährigen Ideen- und Geldgebers. Viele hätten zu schnell vergessen, auf welchem Weg der SCI in die Landesliga aufgestiegen und wer dafür verantwortlich gewesen sei, rügt er. Ein Rätsel ist ihm darüber hinaus, „was falsch daran sein kann, mit jungen Leuten aus der Region in der Landesliga zu spielen und dabei Jahr für Jahr den Etat zu senken“. Er sieht sich eben als Projektarbeiter – was, wie er einräumt, naturgemäß dazu führe, dass die Ziele langfristiger Planungen nicht immer sofort und von jedem verstanden würden. Für Missverständnisse dieser Art will sich Conzelmann im Moment des Abschieds ausdrücklich entschuldigen. Wobei er betont: „Es ging mir um die Sache und nicht um Personen. Erfolg bekommt man nicht geschenkt. Man muss hart arbeiten und viele Entscheidungen treffen, angenehme und unangenehme. Ich halte das für normal, um Ziele zu erreichen. Es tut mir Leid, wenn manches falsch rübergekommen ist.“

Eine konkrete Aussprache mit seinen Kritikern sei zu seinem Bedauern unmöglich gewesen, berichtet Conzelmann weiter. „Angeblich traut sich keiner, mit mir zu reden. Aber wenn keiner kommt, der mit meinen Entscheidungen nicht einverstanden ist, dann muss ich mir eben denken, dass ich mit meiner Art da nicht hineinpasse.“

Versöhnliche Worte schlägt Conzelmann an, wenn er seine Liaison mit den Königsblauen im Gesamten überblickt. „Für mich waren es sehr schöne sieben Jahre, und ich möchte mich bei allen bedanken, mit denen ich zusammenarbeiten durfte. Besonders gilt das für meinen Freund Rudi Schiller. Er ist das Herz in der Abteilung Fußball, und er hat meinen größten Respekt.“

Aufrufe: 03.5.2015, 08:32 Uhr
Günzburger Zeitung / Jan KubicaAutor