2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

Interview mit Alex Eckerle

Alex über seine Zeit am anderen Ende der Welt, den Trainerwechsel im Moos und seine persönliche Zukunft

Flutzi: Servus Alex, lang lang ist’s her aber du wurdest ja vor einer halben Ewigkeit von deinem Kumpel Dammerl für dieses Interview nominiert. Inzwischen hast du dich ja dazu entschieden, dass dir momentan Australien besser gefällt als Deutschland. Aber trotz der Entfernung ist es natürlich kein Problem für mich dir trotzdem die eine oder andere Frage zu stellen. Es freut mich, dass du ein paar Minuten deiner Urlaubszeit für mich erübrigen kannst.

Alex: Hi Flutzi, es ist mir eine Ehre auch endlich in den Genuss zu kommen. (grinst)
Zu meiner Situation, über Australien kann ich nicht viel sagen. Da war ich, abgesehen von den Flughäfen, noch nie. Ich bin dort bisher immer nur zwischen gelandet um weiter nach Neuseeland zu kommen. Da bin ich auch jetzt gerade. (lacht)
Aber ja, Flutzi, hier gefällt es mir wirklich sehr gut. Dieses Land hat es mir wirklich angetan.

Flutzi: Achso ok mein Fehler, sorry! Du hast dich bereits Anfang Januar auf den Weg gemacht und das nicht zum ersten Mal. Australien bzw. Neuseeland scheinen es dir ja echt angetan zu haben. Nach mittlerweile fast zwei Monaten hast du bestimmt schon wieder einiges erlebt. Nicht nur mich sondern den ganzen Verein interessiert brennend, wie es dir geht, was du den lieben langen Tag so treibst und was es noch alles zu erzählen gibt?

Alex: Ich bin tatsächlich nicht zum ersten Mal hier am anderen Ende der Welt. Vor drei Jahren war ich schon einmal hier in Neuseeland und schon am Tag der Abreise wusste ich, dass ich wieder hier herkommen werde. Die Landschaften hier sind einfach von einer atemberaubenden Schönheit, wie ich es sonst noch nirgendwo auf der Welt gesehen habe. Aber ich sollte jetzt lieber aufhören von Neuseeland zu schwärmen. Es sind ja eh schon so viele Deutsche hier. (lacht)
Nochmal zurück zu meiner jetzigen Situation, wie gesagt, ich hatte schon lange den Wunsch hierher zurückzukehren und jetzt war in meinem Leben einfach der perfekte Zeitpunkt dafür. Ich habe letztes Jahr mein Studium abgeschlossen und, wenn ich jetzt mit dem Arbeitsalltag begonnen hätte, wäre es wohl sehr schwer gewesen nochmal auf so eine Reise aufzubrechen. Ich glaube, das kann jeder nachvollziehen, wovon ich spreche. Außerdem gab es nicht den einen Job, den ich unbedingt machen wollte und womit ich mich vollkommen identifiziert hätte. Deswegen war es eine jetzt oder nie Situation für mich. Aber es fiel mir auch wirklich schwer alles in Deutschland zurück zu lassen, Familie, Freunde und nicht zuletzt auch den Fußball und das Vereinsleben im Moos.
So und jetzt dazu was ich hier unten so treibe. Zu aller erst, es geht mir sehr gut, aber es ist nicht das was sich die meisten unter Urlaub vorstellen. Am Strand bin ich bis jetzt, geschätzt, ungefähr eine Stunde gelegen. Ich war einen Großteil meiner Zeit auf Wanderungen unterwegs. Der ein oder andere hat das ja sicher mitbekommen, dass ich auch in Deutschland gerne in den Bergen unterwegs bin. Hier gibt es aber ein paar Unterschiede, zu dem was ich aus den Alpen kenne. Ein Unterschied ist, dass die Hütten hier alle nach dem Selbstversorgerprinzip funktionieren. Man muss also das Essen für die komplette Zeit auf seinem Rücken mit herumtragen. Und spätestens seit dem Trainingslager wissen die meisten ja, wie viel ich esse. (lacht) Von den richtigen Wanderungen, die ich bis jetzt gemacht habe, hat der erste sieben, der zweite zehn und der dritte wieder sieben Tage gedauert. Da kann sich jeder mal eben selber hochrechnen, was ich, bei meinem gesegneten Appetit, auf meinem Rücken hatte. (lacht) Ein weiterer Unterschied ist der Zustand der Wege. Auf der ersten Wanderung steckte ich teilweise, ungelogen, hüfttief im Schlamm. Das hat sich ungefähr so angefühlt, wie ich mir das Torwarttraining im Moos vorstelle. (grinst) Auf der zweiten Wanderung musste ich mit meinem, zu diesem Zeitpunkt mit Sicherheit noch 15 Kilogramm schweren, Rucksack im, über die Ufer getretenen Fluss, schwimmen, dann umdrehen und zwei weitere Tage in der Hütte warten bis der Fluss ausreichend gesunken war um durchzukommen. Damit wären wir bei Witterungsunterschieden, nämlich den geographischen Bedingungen sowie dem Wetter. Das Wetter ist hier sehr wechselhaft und die Flüsse können extrem schnell ansteigen und wieder fallen. Nichtsdestotrotz liebe ich es hier draußen zu sein und diese wunderbaren Landschaften mit jeder einzelnen Nervenzelle meines Körpers zu erleben.
Wenn ich nicht gerade auf einer dieser Wanderungen bin, erhole ich mich gerade von der letzten, natürlich mit sehr viel Essen, und plane die nächsten oder ich bin am Meer um zu fischen, schnorcheln und so weiter.
Ich plane gerade noch eine mehrtägige Kajak"expedition" in den Fjorden des Marlborough Sounds. Das ist das worauf ich mich in meiner restlichen Zeit hier in Neuseeland gerade noch am meisten freue.

Flutzi: Wow, das klingt alles echt spannend und bei dem Torwarttraining stimme ich dir voll und ganz zu! Aber dennoch gibt es doch etwas was du besonders vermisst? Sowohl im Verein, als auch im Allgemeinen?

Alex: Bei den Wanderungen muss ich zwischenzeitlich schon auf einiges verzichten. Da lernt man dann schon sehr gut zu schätzen, was man im Alltag immer als so selbstverständlich ansieht. Am meisten freue ich mich dann immer auf eine anständige Mahlzeit und von meiner Familie und meinen Freunden zu hören. Natürlich gibt es ein paar Kleinigkeiten, die einem hier manchmal fehlen, aber grundsätzlich bin ich kein Mensch, der vieles braucht um glücklich zu sein. Verstehe mich nicht falsch, ich habe mich im Moos von der ersten Minute wohl gefühlt. Die Stimmung im Verein, die Zuschauer, das ist schon etwas ganz besonderes. Mein absolutes Highlight war das Derby letztes Jahr in der Rückrunde auswärts gegen Phönix Schleißheim. Bei meiner Einwechslung war es ein absoluter Gänsehautmoment. Aber ich führe hier einfach ein anderes Leben in dem ganz andere Dinge von Bedeutung sind. Um ehrlich zu sein, denke ich hier kaum an Fußball. Abgesehen von ein paar Champions League Ergebnissen, die ich irgendwo mal aufgeschnappt habe, habe ich hier absolut gar nichts mitbekommen. Das ist für mich hier alles einfach so weit entfernt. Aber was im Moos passiert, interessiert mich dann natürlich doch. Das erfahre ich dann immer in den Telefonaten oder den Chats mit manchen meiner besten Freunde.

Flutzi: Dann hast du ja sicherlich auch mitbekommen, dass seit dem du aufgebrochen bist, einiges passiert ist. Aber natürlich auch schon vorher! Für viele Spieler war die Entlassung von Olli Beck eine ziemliche Überraschung. Was denkst du darüber?

Alex: Ich bin auf jeden Fall einer dieser Spieler, die darüber sehr überrascht waren. Ich habe in meinem Leben noch nie einen Trainer gesehen, der so kreativ und lösungsorientiert gearbeitet hat. Ich bin grundsätzlich kein Fan von Trainerentlassungen, aber was der Olli letztes Jahr in der Rückrunde geschafft hat, war einmalig. Es war, meiner Meinung nach, fast ausschließlich sein Verdienst, wie sich die Stimmung in der Mannschaft verändert hat. Das war ein richtiger Umbruch. Eigentlich ist Abstiegskampf etwas ganz unangenehmes, aber der Olli hat es mit seiner Art und vielen ganz besonderen Aktionen geschafft, dass die Mannschaft trotzdem Freude am Fußball hatte und bereit war sich mit jeder Faser gegen den Abstieg zu sträuben. Auch menschlich ist es sehr schade, dass der Olli nicht mehr im Moos ist. Er ist mit Sicherheit nicht daran Schuld, wie wir in der Tabelle dastehen. Daran sind wir selber Schuld. Wir haben zwar immer guten Fußball gespielt, aber vielleicht hat einfach der absolute Wille, die Überzeugung oder wie auch immer man es nennen mag gefehlt um hinten die Null zu halten, gegen jedes Gegentor anzukämpfen oder auch vorne das Ding irgendwie über die Linie zu bekommen.

Flutzi: Du hast es ja bereits angesprochen, dass die erste Mannschaft leider auch dieses Jahr nicht wirklich gut in der Tabelle dasteht. Die Zwoate hingegen ist nach der Hinrunde ungeschlagen und belegt den zweiten Platz. Was können die beiden Mannschaften deiner Meinung nach in der Rückrunde noch erreichen?

Alex: Die kurze Antwort darauf ist: Ich weiß, dass beide Teams das Potential haben jedes Spiel nach der Winterpause gewinnen zu können.
Es wird sehr wahrscheinlich bei beiden bis zum Ende noch um alles gehen. Auch wenn ich die Trainerentlassung eigentlich nicht ganz nachvollziehen kann, glaube ich doch, dass mit dem Walther ein guter Nachfolger in den Startlöchern steht, der das Ruder nochmal herumreißen kann. Ich habe die Hoffnung, dass mit ihm jetzt ein Ruck durch die Mannschaft geht und jeder voll mitzieht. Dann ist der Klassenerhalt auf jeden Fall machbar.
Für die Zwoate kam die Winterpause eigentlich zum falschen Zeitpunkt. Das Team war gerade voll in Fahrt. Hoffentlich kann der Schwung mit ins neue Jahr genommen werden. Dann dürfte dem Aufstieg wenig im Wege stehen.

Flutzi: Ich bin mir sicher, dass du unsere Leistung auch weiterhin verfolgen wirst, aber wann dürfen wir dich denn wieder im Moos begrüßen?

Alex: Schwere Frage. Die kann ich dir leider selber nicht so leicht beantworten. Ich bin noch bis zum 31. März hier in Neuseeland, danach fliege ich nach Australien und habe dort ein Visum für ein Jahr, mit dem ich auch die Erlaubnis habe dort zu arbeiten. Im Moment denke ich noch nicht einmal wirklich an die Zeit nach Neuseeland. Wenn es mir in Australien gefällt, kann es gut sein, dass ich auch dort eine Weile bleibe. Wenn nicht, gehe ich vielleicht noch wo ganz anders hin oder komme zurück nach München. Dann wäre ich, sobald ich aus dem Flieger steige, wieder bereit mir das Inhausen Trikot überzustreifen. Der Fußballplatz liegt ja quasi auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt. (grinst)
Aber ich habe Deutschland mit der Intention verlassen mir alles offen zu halten. Deswegen habe ich unter anderem auch meine Wohnung aufgegeben. Und bis jetzt ist noch immer alles offen.

Flutzi: Du bist im Moos auf jeden Fall immer willkommen und du weißt ja, die Sommervorbereitung beginnt im Juli ;)
Wie alle anderen hast du natürlich auch die Chance jemanden zu nominieren, der zum Rückrundenauftakt meine Fragen beantworten darf. Wer soll es sein?

Alex: Ich bin mir ziemlich sicher du hättest gerne den neuen Trainer, den Walther, als nächsten Interviewpartner. Mich würde aber auch brennend interessieren, was mein ehemaliger F-Jugendtrainer, der Roque, so zu sagen hat. Ich würde sagen, wir machen einen Deal und splitten das Ganze. Oder ich lasse, dir mit dem Walther den Vortritt und der Roque kommt als nächstes.

Flutzi: Das klingt gut! Als nächstes darf der Walther und danach der Roque!
Vielen Dank Alex dass du dir die Zeit genommen hast, alles Gute in Neuseeland und Australien und hoffentlich sehen wir dich bald wieder im Inhausen Trikot auf dem Platz!

Alex: Danke dir! Es war mir eine Freude. Ich hoffe auf gute Nachrichten mit dem Start in die Punktspiele. Alles alles Gute euch!
Enjoy!

Flo „Flutzi“ Lutz
Pressesprecher des SC Inhauser Moos

Aufrufe: 01.3.2017, 15:00 Uhr
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