2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
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Im Video: SSV verharrt im Niemandsland

0:3 gegen Ravensburg: Spatzen lassen sich den Schneid abkaufen

Ein kämpferisch-rustikal auftretender Gegner, zu viel Selbstzufriedenheit nach drei Siegen - das waren wichtige Gründe für die 0:3-Heimniederlage des SSV Ulm 1846 Fußball gegen den FV Ravensburg. Mit Video vom Spiel.

Große Ziele für die laufende Oberliga-Saison hatte der SSV Ulm 1846 Fußball nie verkündet. Was nach dem Chaos in der vergangenen Spielzeit, die in der dritten Insolvenz mündete, auch vermessen gewesen wäre. Intern freilich hatte sich die Mannschaft nach der über Erwarten guten Hinrunde für das erste Halbjahr 2015 einiges vorgenommen. Zumal die zuletzt vier ungeschlagenen Spiele in Folge (10 Punkte) die positive Entwicklung unterstrichen hatten.

Umso größer war die Enttäuschung am Samstag. Die 0:3-Heimniederlage vor 850 Zuschauern gegen den FV Ravensburg werteten die Spieler als Schlag ins Kontor. "Jetzt spielen wir halt weiter im Mittelfeld herum", verbarg Angreifer David Braig seine Enttäuschung nicht. Die bislang mit den Ulmern punktgleichen Gäste hingegen rückten auf Platz fünf auf und haben bei nur noch sechs Punkten Rückstand auf Relegationsplatz durchaus noch Aufstiegshoffnungen.

Gegenüber dem 1:0-Auswärtssieg vor einer Woche bei Germania Friedrichstal waren der Tabellensiebte Ulm nicht wiederzuerkennen. Das lag zum einen an der rustikalen Gangart der Ravensburger, die von Schiedsrichter Hansjörg Rommel lange Zeit toleriert wurde (eine gelbe Karte in der ersten Halbzeit gegen die Gäste, vier im zweiten Durchgang). Der SSV 46 jedenfalls ließ sich den Schneid abkaufen. "Bei uns war der Wille zum Tor größer", kommentierte Ravensburgs Trainer Wolfram Eitel die Treffer seiner Spieler Jona Boneberger (37.), Manuel Litz (69.) und Sebastian Reiner (84.).

Eitels Ulmer Kollege Stephan Baierl führte den diesmal pomadigen Auftritt seiner Schützlinge auf die Erfolge der jüngsten Spieler zurück: "Nach den letzten drei Siegen herrschte zu viel Zufriedenheit bei den Spielern. Wir waren nicht torgefährlich genug. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Wir haben einen harten und steinigen Weg hinter uns, aber auch vor noch vor uns. Hier gilt es anzusetzen."

Baierl ist ein Trainer, dem die spielerische Entwicklung seiner Akteure am Herzen liegt. In seiner Eigenschaft als Mitarbeiter im Trainerlehrstab des Württembergischen Verbandes (WFV) fordert er bei den Trainerschulungen im Bezirk von seinen Kollegen, das spielerische Element in den Vordergrund zu stellen. Im Liga-Alltag, das musste der 38-Jährige am Samstag einmal mehr erfahren, sind aber oft ganz andere Dinge entscheidend. Ravensburg war nach drei Standardsituationen (jeweils Eckbällen) erfolgreich. Auch solche scheinbar banalen Dinge müssen geübt werden.

In einem anderen Punkt ist Baierl bereits über die Schatten der Theorie von der reinen Raumdeckung gesprungen. Innenverteidiger Benjamin Sturm nahm Angreifer Steffen Wohlfahrt, den die Ulmer bei der 2:3-Hinrundenniederlage nicht in den Griff bekommen hatten, in Manndeckung. Diesmal hatte Wohlfahrt keine Torchance. Dafür sprangen defensiver ausgerichtete Kollegen in die Bresche.

"Die Ulmer sollten ihr neues Team langsam aufbauen", sagte Johannes Reichert, der den SSV 46 vor der Saison Richtung 1. FC Kaiserslautern II verlassen hatte. Es sollte ein Trostpflaster sein für die Ex-Kollegen. Doch die waren untröstlich. Die Ravensburger hingegen feierten ihren Ritterschlag in Ulm, mit dem sie sich zu einem Aufstiegskandidaten kürten, standesgemäß - beim Ritteressen in Kirchberg.

Aufrufe: 016.3.2015, 09:04 Uhr
GEROLD KNEHR | SWPAutor