2024-06-06T14:35:26.441Z

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Im Video: Blutige Nasen

Nicht nur Betz nach 1:3 in Freiberg angeschlagen

Beim 1:3 (1:1) gegen den SGV Freiberg klafften Anspruch und Wirklichkeit beim Oberligisten SSV Ulm 1846 Fußball weit auseinander. Dass auf Kunstrasen gespielt wurde, war für Trainer Baierl keine Ausrede.

In Baden-Württemberg ist der Karfreitag ein gesetzlicher Feiertag mit Auswirkungen aufs öffentliche Leben. Zum Beispiel gilt ein Tanzverbot. Die Oberliga-Fußballer des SSV Ulm 1846 haben sich daran gehalten. Zum Tanzen gab es auch keinen Anlass. Denn sie unterlagen dem SGV Freiberg nach passabler erster Halbzeit am Ende noch deutlich mit 1:3 (1:1).

Die - einschließlich Pokal - vierte Niederlage im fünften Spiel wollte Stephan Baierl freilich lange nach dem Schlusspfiff noch immer nicht wahrhaben. Hoch erregt marschierte der Trainer als Erster in die Kabine und war ratlos über die desaströse Darbietung seiner Elf im zweiten Abschnitt. Die Zaghaftigkeit des SSV 46 trug nicht unerheblich zur Niederlage eines Teams bei, das sich immer häufiger als besonders labil präsentiert. Geradezu fahrlässig gestatteten die Ulmer den Platzherren die Gegentore in der Schlussphase, womit die Freiberger ihren Status als bestes Heimteam der Oberliga untermauerten.

Die verheerende Passivität und unprofessionelle Sorglosigkeit einiger Spieler schockierte Baierl. "Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei manchen weit auseinander", konstatierte ein sichtlich demoralisierter SSV-Coach.

In der Vergangenheit war Freiberg für den SSV 46 ein angenehmes Reiseziel. Alle sechs vorherigen Auftritte hatten die Gäste am Neckar für sich entschieden. Doch im Fußball gibt es keine Vorabgarantien. Den Ulmern war das Bemühen nicht abzusprechen, die Partie, die wegen Verzögerungen bei der Anreise des SSV 46 eine halbe Stunde später begonnen hatte und auf ungewohntem Kunstrasen stattfand, beim Lieblingsgegner erfolgreich zu gestalten. Auch nach dem schnellen Gegentor - einen kollektiven Aussetzer in der SSV-Abwehr nutzten die Einheimischen nach nicht einmal 180 Sekunden zur Führung - zeigten sich die Gäste nicht verzagt, sondern gingen engagiert und laufstark zu Werke. Und wurden mit dem Ausgleich von Bastian Heidecker (10.) belohnt, der nach schönem Zusammenspiel mit David Braig seinen zehnten Saisontreffer erzielte.

In der Folge bemühte sich der SSV 46, es fehlte indes die Ruhe in Nähe des gegnerischen Strafraums. "Wir haben keinen mutigen Fußball gespielt", klagte Baierl. Ein Aufreger vor der Pause war der Zusammenprall von Holger Betz mit Robert Henning, bei dem sich der Ulmer Keeper eine Platzwunde an der Stirn zuzog, die noch am späten Abend in der Klinik mit zwei Stichen genäht werden musste.

An Willen und Angriffslust mangelte es nach der Pause den Gästen jedoch zusehends. Für die wenigen vergebenen Möglichkeiten aber war fehlende Frische allein keine ausreichende Erklärung. Die Gastgeber freuten sich über so viel Großzügigkeit und schlugen durch einen Kopfball des Ex-Ulmer Spetim Muzliukaj (78.) und einen direkt verwandelten Eckball von Shaban Ismaili (88.) ungleich entschlossener zu. Die Ulmer Defensive wirkte bei den späten Gegentoren alles andere als hellwach. Es hätte sogar noch heftiger werden können, doch Betz verhinderte zweimal gegen den eingewechselten Streli Mamba einen noch höheren Rückstand.

Als sich die Spieler des SSV 46 nach dem Abpfiff zaghaft der Fankurve näherten - etwa 50 hatten sich auf den Weg an den Neckar aufgemacht - schlug ihnen Abneigung entgegen. Die Anhänger hatten nach dem Schlusspfiff der Mannschaft den Rücken zugewandt und sich bereits verabschiedet.

"Jetzt muss eine Reaktion kommen", fordert Trainer Baierl vor dem Heimspiel am Ostermontag (15 Uhr) gegen Abstiegskandidat Kickers Pforzheim. Nach drei Heimpleiten hintereinander höchste Zeit für einen Jubel-Anlass.

Aufrufe: 03.4.2015, 19:35 Uhr
Südwestpresse / WINFRIED VOGLERAutor