2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
F: Benjamin Heich
F: Benjamin Heich

"Ich will keine Kopie sein"

Neue Saison, neuer Trainer: Nach zehn Jahren gibt es an der Seitenlinie der ersten Mannschaft einen Wechsel. Mo Elmimouni hat das Zepter von Dirk Schneider übernommen.

Im Interview mit unserer Redaktion spricht der neue starke Mann über seine Ziele, die schwierige Vorbereitung und die Bedeutung der Jugendarbeit.

Du hat in der vergangenen Saison bis Dezember die U19-Bundesliga-Mannschaft des Wuppertaler SV trainiert, nach einem halben Jahr Pause bist Du jetzt bei der SG gelandet. Wieso eigentlich Kaarst?

Mo Elmimouni Ich war neun Jahre lang Jugendtrainer. Wenn Du immer wieder Spieler abgeben musst, hast Du irgendwann keine Lust mehr darauf. Deshalb wollte ich zu den Senioren wechseln. Da geht alles schneller, die Basics sind anders. Ich habe die sechsmonatige Pause genutzt, um mir Gedanken zu machen, meine Arbeit zu analysieren. Ich habe natürlich mitbekommen, dass Kaarst einen neuen Trainer sucht. Die SG ist ein interessanter Verein, und die Gespräche mit den Verantwortlichen waren von Anfang an ehrlich und aufrichtig. Ich hatte auch andere Angebote, habe mich dann aber für Kaarst entschieden, weil ich von ehemaligen Spielern viel Positives über den Verein gehört habe. Wichtig war mir auch, dass ich meinen Co-Trainer (Markus Haep, Anm. d. Red.) mitnehmen kann. Das war in Kaarst kein Problem, da wurde von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Das wäre so bei den anderen Vereinen, mit denen ich gesprochen habe, nicht möglich gewesen.

Die Mannschaft hat ein neues Gesicht bekommen, ist jünger geworden. Wie wichtig ist Jugendarbeit für Dich?

Elmimouni Sehr wichtig. Die Jugendarbeit ist die Zukunft eines jeden Vereins. Das habe ich schon zu meiner Zeit in Kapellen gemerkt, da war die Jugendarbeit immer top. Davon haben dann auch die Seniorenmannschaften profitiert. Der Verein will die Jugendarbeit dauerhaft verbessern und leistungsorientierter aufstellen. Dann können wir in den kommenden Jahren auch Spieler für die erste Mannschaft formen.

Dirk Schneider war zehn Jahre lang Trainer in Kaarst. Wie groß sind die Fußstapfen, die er hinterlassen hat?

Elmimouni Ich kenne Dirks Schuhgröße nicht. Aber ich habe kleine Füße, sodass ich glaube ich da reinpasse. Spaß beiseite, man muss erst einmal jemanden finden, der über einen solchen Zeitraum bei einem Verein gearbeitet hat. Dirk hatte natürlich auch Phasen, in denen es nicht lief und er vor dem Abstieg stand. Aber der Verein hat trotzdem an ihm festgehalten, das zeichnet die SG auch aus. Dirk hat in Kaarst etwas aufgebaut. Für mich als neuen Trainer ist es natürlich schwierig, weil sich das ganze Umfeld und die Spieler an mich gewöhnen müssen. Wir brauchen alle ein bisschen Geduld. Ich habe meine eigenen Ansprüche und Vorstellungen und will keine Kopie oder Ersatz von Dirk sein. Jetzt folgt ein neuer Abschnitt, und ich versucht, das Bestmögliche rauszuholen. Und ich bin überzeugt, dass speziell die jungen Spieler in naher Zukunft Aufmerksamkeit erhalten werden. Ein Vergleich mit Dirk ist eigentlich nicht möglich, weil sich die Umstände in allen Bereichen geändert haben. Das fängt beim Kader an und hört in der Gruppe, in der wir spielen, auf. Ich bin nicht da, um irgendwie besser zu sein als Dirk. Ich bin ich und will hier mein Ding durchziehen.

Kannst Du Dir vorstellen, auch so lange bei einem Verein zu bleiben?

Elmimouni Man soll niemals nie sagen. Fußball ist aber ein schnelllebiges Geschäft, Wunschdenken und Realität ist etwas völlig anderes. In Kaarst fühle ich mich dank Reinhard Heich und Markus Stenten auf Anhieb sehr wohl. Wir wollen in den nächsten zwei, drei Jahren etwas aufbauen. Von den Bedingungen her gehört die SG in die Oberliga. Unser Ziel ist es, mittelfristig aufzusteigen. Wenn das klappt, kann ich mir auch vorstellen, länger zu bleiben.

Die Vorbereitung lief ein bisschen holprig, ihr geht ohne Erfolgserlebnis in die Saison. Ein Nachteil?

Elmimouni Ja, das stimmt, die Vorbereitung lief nicht optimal. Einige Spieler waren im Urlaub, andere verletzt. Ich hatte in den Vorbereitungsspielen nie sieben, acht Spieler auf der Bank, um auch mal im Block zu wechseln. Wir haben uns die Gegner aber nicht ausgesucht, weil wir überdreht sind, sondern weil die Jungs und ich sehen wollten, was uns im Vergleich zu diesen Mannschaften noch fehlt. Klar macht es keinen Spaß, 0:7 gegen Baumberg zu verlieren. Die Jungs leiden auch darunter. Wenn wir aber im Winter noch einmal gegen die spielen, ist eine Entwicklung zu sehen. Und ich habe den Jungs auch gesagt, dass es in der Vorbereitung keine Punkte gibt. Außerdem wollten wir die SG in anderen Bezirken ein bisschen präsenter machen. Es ist unglücklich gelaufen, aber eine Vorbereitung kann man nicht immer planen. Die Jungs bekommen kein Geld, deshalb kann man auch schwer Druck auf sie ausüben. Wenn sie im Urlaub sind, sind sie im Urlaub. Damit muss ich leben.

Das Gesicht des Kaders hat sich verändert. Wie schätzt Du den Kader ein?

Elmimouni Wir haben viel Erfahrung verloren, aber auch viele Talente dazubekommen. Die Waage hat sich ein bisschen verändert. Wir können uns natürlich nicht mit Uedesheim messen, die sieben, acht Hochkaräter dazubekommen haben. Wir haben beispielsweise drei neue Torhüter, darunter Heiko Metz, der sicher seinen Weg gehen wird. Kaarst war in den vergangenen Jahren immer bekannt für seine guten Torhüter, aber wir brauchen Geduld. Aber wir suchen nicht nach Ausreden, die Mannschaft ist gut. Wir müssen jetzt in den Rhythmus kommen und bis Sonntag fit werden.

Rommerskirchen-Gilbach, Delhoven, MSV Düsseldorf – wie gut kennst Du die Gegner in der Liga?

Elmimouni Dadurch, dass ich in Kapellen Trainer war, habe ich den Neusser Raum immer beobachtet und kenne die Mannschaften schon ein bisschen. Jetzt spielen wir in der Düsseldorfer Gruppe, da müssen sich alle ein bisschen umstellen. Die Gruppe ist stärker einzuschätzen als in der vergangenen Saison. Die Liga wird sehr stark sein, das Niveau kratzt schon an der Landesliga. Vor allem Schwarz-Weiß Düsseldorf und Uedesheim schätze ich stark ein, die werden sicher ganz oben mitspielen.

Habt ihr Euch ein Saisonziel gesteckt?

Ein echtes Saisonziel kann ich jetzt noch nicht nennen. Klar, mit dem Abstieg wollen wir natürlich nichts zu tun haben, und ich denke, dass ein Platz im oberen Tabellendrittel drin ist. Wir müssen aber die ersten Spiele abwarten. Ich denke, der Start könnte holprig werden, weil wir in der Breite noch nicht die Qualität haben. Die ersten fünf Spieltage sind mitentscheidend. Mir ist nur wichtig, dass das Umfeld ruhig bleibt, egal wie der Saisonstart aussieht. Wir haben eine sehr junge Truppe, die Zeit braucht sich neu zu entwickeln mit einem neuen jungen Trainer
Aufrufe: 013.8.2016, 07:02 Uhr
Stephan SeegerAutor