2024-04-25T14:35:39.956Z

Im Nachfassen
Alle Proteste sind vergebens: Schiedsrichter Patrick Alt (Mitte) zeigt Holstein-Kapitän Rafael Czichos (links) die Rote Karte. Kenneth Kronholm, Patrick Kohlmann und Niklas Hoheneder  sind entsetzt.imago/Eibner
Alle Proteste sind vergebens: Schiedsrichter Patrick Alt (Mitte) zeigt Holstein-Kapitän Rafael Czichos (links) die Rote Karte. Kenneth Kronholm, Patrick Kohlmann und Niklas Hoheneder sind entsetzt.imago/Eibner

Holstein Kiels Czichos: Ärger über Platzverweis

Nach dem 0:1 gegen den VfR Aalen

Spielentscheidend war sie nur indirekt. Doch großen Einfluss auf den Fortgang des Spiels hatte die Rote Karte, die Holsteins Kapitän Rafael Czichos kurz vor der Pause sah, ohne Zweifel. Entsprechend heiß wurde die Szene anschließend diskutiert. „Es war nicht die erste Rote Karte in meiner Karriere“, befand der „Rotsünder“ selbst, „aber es war die lächerlichste.“

Der 26-Jährige ärgerte sich gleichermaßen über Aalens Stürmer Gerrit Wegkamp wie über Schiedsrichter Patrick Alt. „Der ist 1,95 Meter groß und 100 Kilo schwer und lässt sich von der leichtesten Berührung aus dem Tritt bringen“, schimpfte Czichos und spielte die Szene im Gespräch nach, indem er seine Hand leicht über die Schulter gleiten ließ. „Das ging natürlich nur, weil er nur 4 km/h schnell gelaufen ist.“

Alt wertete diese Berührung als Foul. „Wenn er das im Mittelfeld pfeift, wird er ausgelacht. Nachdem er gepfiffen hat, wusste er selbst nicht mehr warum, glaube ich“, ärgerte sich der Holstein-Verteidiger. „Er hat mir sogar gedroht, dass ich noch länger gesperrt werden, wenn ich weiter mit ihm rede.“

Mit dem Unparteiischen haderte auch Dominick Drexler, nicht nur wegen des Platzverweises. „Das war für mich keinesfalls ein Foul“, sagte der Ex-Aalener, der dem Referee eine „katastrophale Leistung“ attestierte und das auch begründete: „Ich werde bestimmt 20 Mal gefoult und keiner meiner Gegenspieler bekommt Gelb. Ich kriege dagegen für den ersten Zweikampf, in dem ich den Gegner nicht einmal berührt habe, die Karte.“

So recht Drexler damit hatte, dass eine souveräne Schiedsrichterleistung anders aussieht, und auch Czichos mit seiner Schilderung der Szene nicht völlig daneben lag, darf man allerdings nicht außer Acht lassen, dass sich Czichos hätte cleverer anstellen müssen. In einem Laufduell als letzter Mann mit der Hand Kontakt zum Gegner zu suchen, lädt einen Stürmer eben dazu ein, diese Berührung auch „anzunehmen“.

„Er macht das natürlich auch clever“, räumte Czichos dann auch ein. Dass Wegkamp in diesem Fall nicht einmal fiel und ohne Zweifel auch hätte weiterlaufen können, macht die Entscheidung zu einer umstrittenen, keineswegs aber zu einer klaren Fehlentscheidung.

„Wir hätten umgekehrt in dieser Szene wahrscheinlich auch eine Rote Karte gefordert“, gestand Holsteins Routinier Patrick Kohlmann.Karsten Neitzel nahm deshalb auch nicht in erster Linie den Schiedsrichter ins Visier, auch wenn in seinen Aussagen („Der hat uns in Osnabrück schon mal verpfiffen“) mitschwang, auch mit dessen Leistung nicht zufrieden gewesen zu sein.

Vielmehr haderte der „Störche“-Coach mit der Entstehung der Szene. „Das müssen wir in der Szene besser lösen. Wir sind hinten in Überzahl“, erklärte er und nahm dabei nicht in erster Linie Czichos in die Kritik, der bestenfalls etwas tiefer hätte stehen können. Niklas Hoheneder jedoch versuchte im Zweikampf mit Wegkamp recht ungestüm, an den Ball zu kommen, was nicht gelang. Auf Nachfrage bestätigte Neitzel: „Niklas muss hinter dem Mann bleiben, dann passiert in der Szene nichts.“

Auch Czichos wusste später: „Wir hätten das bereits in der Entstehung verhindern müssen.“ Der Holstein-Kapitän muss nun nach der seit Jahren üblichen DFB-Rechtsprechung (Notbremse ohne anschließenden Torerfolg) mit einer Sperre für die nächsten beiden Punktspiele rechnen.

Aufrufe: 08.8.2016, 09:00 Uhr
SHZ / cjeAutor