2024-05-10T08:19:16.237Z

Team Rückblick
Henstedt-Ulzburgs Torjäger Jannick Martens (li.) kam zwar, wie das gesamte Team, zwischendurch ins Straucheln, sammelte aber genügend Punkte für einen am Ende souveränen Klassenerhalt. Foto: Göttsche
Henstedt-Ulzburgs Torjäger Jannick Martens (li.) kam zwar, wie das gesamte Team, zwischendurch ins Straucheln, sammelte aber genügend Punkte für einen am Ende souveränen Klassenerhalt. Foto: Göttsche

Henstedt-Ulzburg mit turbulenter Saison

Hoffnung auf weniger nervenaufreibende neue Saison mit einem zusammen gewachsenen Team

Als der SV Henstedt-Ulzburg Mitte März nach der 0:3-Heimniederlage gegen Flensburg 08 fünf Zähler Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz aufwies, gab es nicht wenige Kritiker der Mannschaft, die den Abstieg aus der Schleswig-Holstein Liga prophezeiten. Doch Trainer Jens Martens nahm die Herausforderung an, krempelte die Ärmel hoch und die Mannschaft um.

Der SVHU trennte sich in der Folge von einigen Individualisten und setzte verstärkt auf die Winter-Neuzugänge. Neben den erfahrenen Mariusz Zmijak und Samir Kabashi waren dies vor allem junge talentierte Kicker, die zuvor lediglich in der Kreisliga gespielt hatten. Die jedoch identifizierten sich voll mit Mannschaft und Verein und wuchsen an der Aufgabe.

Es entwickelte sich ein außergewöhnlicher Teamgeist, der die Mannschaft in der Schlussphase der Saison alle Klippen meistern ließ. Der SVHU glaubte immer an ein gutes Ende, bewies Kampfgeist, Nervenstärke und Moral und hatte sich, als zwei Monate später am 23. Mai abgerechnet wurde, mit sensationellen 46 Punkten auf Rang zehn vorgearbeitet, mit neun Zählern Vorsprung auf den Relegationsplatz.

Trainer Jens Martens, seit 2003 beim Verein an der Linie für die Liga-Mannschaft verantwortlich und seit 1987 - damals noch als Spielertrainer des Itzehoer SV - im Geschäft, sprach danach von der nervenaufreibendsten Spielzeit seiner Karriere. ,,Schon die Vorbereitung auf die Serie war chaotisch, weil sich der Verein erst so spät entschieden hatte, das Aufstiegsrecht in die Schleswig-Holstein-Liga wahrzunehmen."

Anfang Juni hatte der Aufsteiger gerade einmal sieben Akteure unter Vertrag. Was folgte war ein zäher Kampf um einen konkurrenzfähigen Kader. ,,Dabei hatten wir nicht immer die Wahl und haben auch Spieler verpflichtet, die individuell zwar Klasse hatten, aber nicht hundertprozentig in die Mannschaft passten", erklärte Martens in seiner Analyse.

Die zusammengewürfelte Truppe mit unterschiedlichsten Charakteren benötigte Zeit, die Martens und seine Mitstreiter nicht hatten. Dementsprechend folgte ein Fehlstart mit nur einem Sieg aus sechs Partien. Nach der 1:8-Pleite in Preetz drohte ein Desaster. In der folgenden Partie beim SV Eichede lag der SVHU nach einer Stunde erneut mit 1:5 zurück und Martens schwante bereits Böses. Doch seine Mannschaft feierte ein Comeback, auch dank zweier Tore seines Sohnes Jannick, der sich im weiteren Verlauf der Saison des Öfteren als ,,Lebensversicherung" der Mannschaft erwies. Der SVHU erkämpfte sich ein 5:5-Unentschieden beim Meisterschaftsanwärter aus Stormarn.

,,Das war eine Schlüsselsituation in der Saison", erinnert sich Martens. Der SVHU nahm eine gehörige Portion Selbstbewusstsein mit, punktete danach regelmäßig, ohne spielerisch zu glänzen und schien zum Ende der Hinrunde mit 21 Punkten auf Kurs.

Doch auch der Start in die Rückrunde misslang, weil der Spielplan dem SV Henstedt-Ulzburg sämtliche Topteams in Folge bescherte. Die Konkurrenten im Abstiegskampf punkteten, der SVHU rutschte kontinuierlich weiter ab und befand sich Mitte März auf einem Abstiegsplatz. ,,Da haben alle die Ruhe bewahrt. Ich spürte als Trainer stets den Rückhalt von Fußball- und Vereinsvorstand", nennt Martens den Schulterschluss innerhalb des Vereins als wesentlichen Faktor für den Klassenerhalt.

Ein ,,dickes Dankeschön" richtet der erfahrene Coach aber auch an seine Mitstreiter im direkten Umfeld des Teams. ,,Alle haben an einem Strang gezogen", lobt der Fußball-Lehrer. Es folgte die zweite wichtige Weichenstellung für den Verbleib in der Schleswig-Holstein-Liga. Und wieder war es Trainersohn Jannick Martens, der großen Anteil daran hatte und in der Nachspielzeit der Partie beim NTSV Strand 08 den 2:1-Siegtreffer markierte.

In den folgenden neun Partien holte der SVHU dann 19 Zähler und durfte ausgelassen feiern. Für den Coach war es dabei keine Selbstverständlichkeit, dass sich seine Mannschaft in der außergewöhnlichen Stress-Situation des Abstiegskampfes so nervenstark präsentierte. Martens: ,,Wir standen mit dem Rücken zur Wand und das Team hat sich Woche für Woche, trotz einiger Rückschläge, als Einheit präsentiert und vor allem mental überzeugt. Darauf bin ich besonders stolz".

Trainer Martens lobt dabei seine junge Garde, nennt aber seine Führungsspieler als Garanten für den Klassenerhalt. ,,Kapitän André Zick hat nicht nur eine gute Saison zwischen den Pfosten absolviert, sondern war als Persönlichkeit eminent wichtig für die Mannschaft", so Martens, der auch Maciej Kwiatkowski im defensiven Mittelfeld eine Führungsrolle attestierte. ,,Er hat der Mannschaft Stabilität verliehen".

Unterstützt wurde der kopfballstarke Pole dabei von dem leider oft verletzten Vize-Kapitän Nils Großmann und Florian Geertz. Als Aktivposten im zentralen Mittelfeld entpuppte sich nach Anlaufproblemen Winter-Rückkehrer Samir Kabashi. Im Sturm feierte ,,Aushilfs-Torjäger" Sascha Schwarzwald ein vielumjubeltes Comeback, als ,,Knipser" Jannick Martens mit einer Muskelverletzung in der entscheidenden Phase lange pausieren musste.

Die Mannschaft fand zueinander, auch weil einige personelle Entscheidungen Freiräume für individuelle Entwicklungen schafften. ,,Ich habe bisher noch keine Saison erlebt, wo uns innerhalb einer Spielzeit acht Spieler aus unterschiedlichsten Gründen verlassen haben", resümiert Martens die große personelle Fluktuation im Kader.

Keine Frage, die Mannschaft des SVHU hat sich diesen Klassenerhalt unter schwierigsten Bedingungen redlich verdient und hofft nun auf eine weniger aufregende Spielzeit 2015/2016. Die Weichen sind gestellt, denn bis auf wenige Ausnahmen bleibt die SVHU-Crew beisammen.

Aufrufe: 02.7.2015, 13:00 Uhr
SHZ / jjaAutor