2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar
Besorgt um die Fairness im Amateurfußball: KSK-Vorsitzender Peter Büttgen (links) und sein Stellvertreter Günter Ortmanns. Foto: Christoph Pauli
Besorgt um die Fairness im Amateurfußball: KSK-Vorsitzender Peter Büttgen (links) und sein Stellvertreter Günter Ortmanns. Foto: Christoph Pauli
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"Hemmschwelle ist gesunken"

Peter Büttgen, der Vorsitzende der Spruchkammer des Fußballkreises Aachen, und sein Stellvertreter Günter Ortmanns beobachten in ihrer Funktion seit Jahren eine erschreckende Entwicklung im Amateurfußball.

Eine besorgniserregende Feststellung: „Die Hemmschwelle für Gewalt auf den Fußballplätzen ist in den letzten fünf Jahren spürbar gesunken. Sehr oft müssen die gleichen Vereine zu Verhandlungen der Spruchkammer des Fußballkreises Aachen geladen werden.“ Spruchkammervorsitzender Peter Büttgen und sein Stellvertreter Günter Ortmanns sorgen sich zunehmend um Fairness, die zuweilen unter Kontrahenten oder auch dem Unparteiischen gegenüber im wahrsten Wortsinne mit Füßen getreten wird.

„Hier spielt auch Multikulti eine Rolle“, sagt Büttgen. Soll heißen: eine Gesellschaft, in der unterschiedliche Kulturen miteinander leben: „Verschiedene Werte und Kulturen, auch in Sachen Vereinsführung, treffen aufeinander.“ Nicht jeder Klub verfüge über ein Vereinsheim, wo Integrationsmaßnahmen realisiert werden könnten oder ein klassisches Vereinsleben stattfinde. „Vielen ausländischen und emotionalen Spielern muss leider erst klargemacht werden, dass Gewalt fehl am Platze ist“, sagt der Kreisspruchkammer-Vorsitzende.

Harte Sanktionen hätten sich als effektives Mittel erwiesen, um die meisten Probleme eindämmen zu können. „Diese Sanktionen können bis zum schmerzhaften Punktverlust, zu Geldstrafen, Platzsperren oder Spielverboten reichen. Wichtig ist jedoch, dass vorher der Dialog gesucht wird“, hält Ortmanns fest.

Während bei deutschen Spielern die Opfer am häufigsten Gegenspieler sind, richte sich die Gewalt von Spielern mit Migrationshintergrund besonders oft gegen Schiedsrichter, berichten Büttgen und Ortmanns. So sei es kürzlich bei einer Spruchkammersitzung um einen ausländischen Trainer gegangen, der nach dem Spiel mit einigen seiner Akteure zum Schiedsrichter gegangen sei, um diesem zu eröffnen, dass er seine Mannschaft betrogen habe.

Kaum Unrechtsbewusstsein

Bei der nachfolgenden Kammersitzung habe der Trainer auf Befragen von Büttgen den Betrugsvorwurf wiederholt und sei mit seinem ebenfalls anwesenden Co-Trainer so in Rage geraten, „dass sie den anwesenden Schiedsrichter erneut bedrohten, so dass sie wegen Missachtens der Kammer mit einem Ordnungsgeld belegt und aus dem Saal verwiesen werden mussten“, sagt Büttgen. „Wir stellen sehr oft fest, dass das nötige Unrechtsbewusstsein da kaum noch vorhanden ist.“ Der Respekt gegenüber den Schiedsrichtern habe spürbar abgenommen. Schuld daran seien unter anderem auch die Profis, die manchmal mit schlechtem Beispiel vorangingen. Ortmanns: „Die Schuld für den eigenen Misserfolg im Spiel wird gerne bei den Männern mit der Pfeife gesucht.“

Peter Büttgen rät: „Neben den üblichen Regelschulungen bei Schiedsrichtern sollten unserer Meinung nach auch Konfliktschulungen angeboten werden. Nach dem Motto: Wie gehe ich mit dieser oder jener Konfliktsituation während des Fußballspiels um?“

Die gewachsenen Probleme mit ausländischen Hobbykickern lägen womöglich auch daran, „dass Spieler mit Migrationshintergrund nicht selten auch Opfer von Gewalt im Amateurfußball sind“, mutmaßt Ortmanns. Auch deutsche Spieler wüssten inzwischen, wie sie ihre ausländischen Gegenspieler provozieren könnten.

Büttgen fasst zusammen: „Die Sportgerichte wollen und sollen abschrecken und härter urteilen als in der Vergangenheit. Die Vereine sollen aufgerufen werden, Spieler, die Probleme machen, konsequent auszuschließen.“

Bisher wechselten Krawallmacher oft von einem Klub zum anderen. „Den Ärger trugen sie damit nur ein Stück weiter“, sagt Büttgen. Während Fußball boome, wollten nur wenige Schiedsrichter werden. Dies sei ein besorgniserregender Mangel.

Aufrufe: 028.4.2016, 08:30 Uhr
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