2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview der Woche
Etwas aufbauen, irgendwann aufsteigen: Das sind die Ziele von Andreas Klär, Trainer von Asa Atsch II. Foto: Josef Kehren
Etwas aufbauen, irgendwann aufsteigen: Das sind die Ziele von Andreas Klär, Trainer von Asa Atsch II. Foto: Josef Kehren

"Gejubelt wie über ein neugeborenes Kind"

Andreas Klär, Trainer von Asa Atsch II, Tabellenletzter in der Kreisliga D, nennt die Hinrunde "erfreulich"

Andreas Klär, 44, trainiert die zweite Mannschaft von Asa Atsch in der Kreisliga D und damit ein Team, das in der aktuellen Saison noch kein Spiel gewinnen konnte. Warum ihm die Aufgabe trotzdem Spaß macht, wieso mittlerweile mehr Spieler zum Training kommen und wie es auf absehbare Zeit mit dem Aufstieg klappen kann, darüber sprach Christoph Classen mit Andreas Klär.

Hallo Herr Klär, wie lief denn die Hinrunde?
Andreas Klär: Erfreulich.

Aber die von Ihnen trainierte zweite Mannschaft von Asa Atsch steht auf dem letzten Tabellenplatz der Kreisliga D, hat 117 Tore bekommen und zwei geschossen.
Klär: Ja, aber als ich hier vor einem Jahr anfing, hatte meine Mannschaft acht Spieler, jetzt sind beim Training manchmal 25. Deswegen lief die Hinrunde aus meiner Sicht erfreulich.

Verstehe. Rein sportlich war es aber schwierig, oder?
Klär: Es gab auch schöne Momente.

Wann denn?
Klär: Im letzten Spiel der Hinrunde gegen den SV Breinig IV.

Das 1:5 verloren ging.
Klär: Wir haben 0:1 zurückgelegen und dann ausgeglichen, Kevin Marker schoss das Tor. Da war was los. Wir haben gejubelt wie über ein neugeborenes Kind.

Aber am Ende verloren.
Klär: Ja, je länger das Spiel dauerte, desto mehr ließ die Konzentration nach. Da haben wir dann noch ein paar Gegentore bekommen. Und wir hatten keine Möglichkeit zum Auswechseln. Wir waren an dem Tag nur elf Mann. Und auch nur, weil ich selbst mitgespielt habe, das mache ich immer, wenn Not am Mann ist. Es gibt noch ein anderes Spiel, an das ich mich gerne erinnere.

Welches?
Klär: Das am Spieltag davor. Bei Monschau/Imgenbroich II. Da haben wir wirklich 90 Minuten lang gedrückt. Und verlieren am Ende 0:1 wegen eines blöden Konzentrationsfehlers.

Ärgerlich.
Klär: Schon. Aber verkraftbar. Hier in Stolberg-Atsch geht es um mehr als Ergebnisse.

Um was denn noch?
Klär: Na ja, sind wir ehrlich. Atsch hat keinen guten Ruf. Die Menschen kommen aus vielen Nationen, die Arbeitslosigkeit ist hoch: Das ist hier schon eine Art sozialer Brennpunkt. Umso wichtiger ist da der Fußball. Den Verein gibt es seit 30, 40 Jahren. Aber vor zwei Jahren wurde ein komplett neuer Vorstand gewählt. Und der hat gesagt: „Packen wir es an.“ Seitdem gibt es neben der ersten auch wieder eine zweite Mannschaft. Und es gibt vier Jugendmannschaften. Der Fußball erfüllt hier auch eine soziale Funktion, mehr vielleicht noch als bei anderen Vereinen.

Was dann auch für den Trainer gilt?
Klär: Ja. Ich komme von Rhenania Rothe Erde, dort habe ich die erste Mannschaft trainiert, in der Kreisliga C. Ich wurde angesprochen und gefragt, ob ich nicht zu Asa Atsch kommen wolle. Ich war auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Deswegen habe ich Ja gesagt, seit einem halben Jahr bin ich jetzt Trainer bei Atsch.

Und nach der Hinrunde haben Sie Ihre Entscheidung dann bereut.
Klär: Nein, gar nicht. Ich bin gut aufgenommen worden, der Verein ist sehr familiär. Als Trainer ist man hier für die Jungs vor allem Ansprechpartner. Man spricht viel, man hilft, auch bei Dingen abseits des Fußballplatzes. Die Spieler kommen gerne zum Training, weil sie wissen, dass ich sie als Mensch sehe.

Und deswegen kommen mittlerweile manchmal auch 25 Spieler zum Training, und nicht nur acht wie anfangs
Klär: Ich denke schon, dass meine Herangehensweise da eine Rolle spielt. Aber klar: Ich bin seit Jahren Trainer, da hat man natürlich auch ein paar Kontakte. Den einen oder anderen Spieler habe ich nach hier gelotst.

Aber nicht mit Verweis auf die sportliche Perspektive.
Klär: Warum denn nicht? Gut, im Moment geht es hier mehr um Dinge wie Kameradschaft und Zusammenhalt. Aber auf längere Sicht wollen wir raus aus der Kreisliga D.

Das Ziel ist der Aufstieg?
Klär: Den habe ich jedenfalls nicht aus den Augen verloren. Mein Ziel ist es, hier langfristig etwas aufzubauen. Dabei könnten wir natürlich etwas Hilfe gebrauchen.

Von wem?
Klär: Wie es bei einem kleinen Verein so ist: Wir suchen dringend Sponsoren.

Und Spieler?
Klär: Spieler suchen wir grundsätzlich immer.

Aufrufe: 030.1.2016, 18:20 Uhr
Christoph Classen I AZ/ANAutor