2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Wieder vereint: Peter Rubeck (links) und Heiner Semar arbeiten wieder zusammen - nun bei Eintracht Trier. Bereits in Zweibrücken hatten sie sieben Jahre lang gemeinsam die sportlichen Geschicke geleitet. Foto: Mirko Blahak
Wieder vereint: Peter Rubeck (links) und Heiner Semar arbeiten wieder zusammen - nun bei Eintracht Trier. Bereits in Zweibrücken hatten sie sieben Jahre lang gemeinsam die sportlichen Geschicke geleitet. Foto: Mirko Blahak

"Für uns ist er ein absoluter Glücksfall"

Eintracht Trier: Heiner Semar wird sportlicher Leiter - Trainer Rubeck verlängert bis 2016 - Interesse an Stürmer Dressler - Kommentar

Heiner Semar wird sportlicher Leiter bei Fußball-Regionalligist Eintracht Trier. Er soll Peter Rubeck entlasten, der diese Position neben seinem Traineramt bislang in Personalunion inne hatte und dessen Vertrag bis 2016 verlängert wurde (siehe Extra). Die Fluktuation im Kader wird in der Winterpause größer als bislang angenommen.

Heiner Semar packte bei der Pressekonferenz am Mittwoch zwei kleine Zettel aus der Tasche. Einen grünen und einen violetten. Auf ihnen stand stichpunktartig alles, was er zu seiner Berufung als sportlicher Leiter der Regionalliga-Mannschaft von Eintracht Trier mitteilen wollte.

Wer ist Heiner Semar? Der 62-Jährige ist verheiratet, zweifacher Opa und stammt aus dem südwestpfälzischen Althornbach. Heute lebt er im 100 Kilometer von Trier entfernten Bruchmühlbach-Miesau. „Beruflich handele ich mit Nutzfahrzeugen“, sagt der Fußballverrückte, der in den 1990er Jahren als Mäzen beim mehrfachen Aufstieg seines Heimatvereins TV Althornbach Pate stand und danach 18 Jahre in verschiedenen Positionen beim Emporkömmling Zweibrücken wirkte. Als Fußballer war er „eher mittelprächtig“ (Semar) – er schaffte es bis in die Bezirksliga. Geschätzt werden Semars Netzwerk und seine klaren Worte, etwa in Verhandlungen mit Spielerberatern.

Wie sieht er seine Aufgabe beim SVE? Semar will Mittler sein zwischen Mannschaft/Trainerteam sowie Vorstand/Aufsichtsrat. „Meine Aufgabe ist es zum Beispiel, Disharmonien in der Mannschaft im Keim zu ersticken.“ In der Kaderzusammenstellung beansprucht er mit Trainer Rubeck freie Hand. Den Vorstandsposten des zurückgetretenen Ernst Wilhelmi will Semar nicht übernehmen. Seine Erklärung: „Ich bin total neu hier. Man muss sehen, wie sich das hier entwickelt. Ich muss den Verein und seine Protagonisten kennenlernen.“

Leistet Semar finanzielle Unterstützung? Der Pfälzer, der sich beim SVE nach eigener Aussage ehrenamtlich engagiert, gibt an, kein Sponsor zu sein. „Das heißt aber nicht, dass ich nicht auch mal 200 oder 300 Euro aufstocke, wenn daran eine Spielerverpflichtung hängt“, erläutert Semar. Nach TV-Informationen ist das untertrieben. Die angestrebten Neuverpflichtungen in der Winterpause werden wohl vor allem dank finanzieller Hilfe von Semar möglich.

Wie wird sich der Kader verändern? Semar dementiert ein Interesse an Abedin Krasniqi nicht (der TV berichtete). Gleichzeitig wird mit Romas Dressler (Stürmer, 27, Vertrag in Regensburg aufgelöst) gesprochen. Einer von beiden wird wohl kommen. Zudem könnt am Wochenende ein Außenbahnspieler unterschreiben. Insgesamt sollen im Winter zwei bis drei externe Offensivakteure verpflichtet werden. Darüber hinaus soll aus der zweiten SVE-Mannschaft und der A-Jugend ein Trio aufrücken (unter anderem Stürmer Luca Sasso-Sant).

Im Gegenzug soll neben Denis Pozder und Erich Sautner zwei bis drei weiteren Spielern aus dem Kader ein Wechsel nahegelegt werden. Namen gibt’s noch keine, da die Akteure noch nicht informiert seien. Rubeck: „Es gehören aber keine Spieler dazu, die in Trier ausgebildet worden sind.“

So bewertet die Vereinsführung Semars Berufung? „Für uns ist er ein absoluter Glücksfall“, sagt Eintracht-Vorstandsmitglied Roman Gottschalk. Er attestiert ihm eine große Erfahrung im Fußballgeschäft. Laut Gottschalk ist Semars Engagement unbefristet. SVE-Geschäftsführer Jens Schug geht davon aus, dass die Eintracht mit Semar eine „Kompetenzerweiterung erfahren wird“.


Extra

Trainer verlängert: Der bislang bis 30. Juni 2015 laufende Vertrag mit Cheftrainer Peter Rubeck ist um ein Jahr bis 2016 verlängert worden. „Trotz des bisherigen Saisonverlaufs mit Höhen und Tiefen ist bei Peter Rubeck ein klarer Plan und eine klare Philosophie erkennbar. Er ist lern- und anpassungsfähig und identifiziert sich absolut mit unserem Talentförderkonzept“, nennt SVE-Geschäftsführer Jens Schug die Gründe.


Kommentar


Fluch und Segen liegen eng beieinander


Nun also Eintracht Trier. Heiner Semar, umtriebiger Unternehmer und Fußballverrückter, will beim Traditionsverein schalten, nicht verwalten. Fluch und Segen können bei dieser Personalie sehr eng beieinander liegen.

Semar ist keiner, der sich lumpen lässt, wenn es brennt. Wenn er eine Aufgabe im Fußball annimmt, dann mit Haut und Haaren. Er öffnet das Portemonnaie, will dafür aber auch gestalten. Und zwar ohne Zwischenfunker von links und rechts. Es wird spannend zu beobachten sein, ob das Selbstverständnis des 62-Jährigen, der sich einst mit einem Augenzwinkern als Diktator bezeichnet hatte, mit den Strukturen bei der Eintracht in Einklang zu bringen ist.

Beim SVN Zweibrücken, wo Semar einst mit Trainer Peter Rubeck erfolgreich gearbeitet hatte, waren die Voraussetzungen anders. Das Duo bestimmte die Richtlinien, der Vereinsvorstand agierte in der zweiten Reihe.

Borussia Neunkirchen, zuvor FK Pirmasens: Semar ist zuletzt bei mehreren Clubs im Südwesten gehandelt worden. Das wirft die Frage nach der Identifikation mit der Eintracht auf. Ist Semar schnell wieder weg, wenn ihm etwas nicht passt, oder wenn sein Kumpel Rubeck mal nicht mehr SVE-Trainer sein sollte? Beim TV Althornbach hatte Semar sein Engagement in den 1990er Jahren wegen fehlender Perspektiven abrupt beendet. In Zweibrücken war er anschließend insgesamt 18 Jahre lang in verschiedenen leitenden Funktionen tätig.

Was die Eintracht in ihrer aktuellen Umbruchphase braucht, ist Kontinuität. Semar wird beweisen können und müssen, ob er dafür an der Mosel steht.

Mirko Blahak

Aufrufe: 07.1.2015, 19:12 Uhr
Mirko BlahakAutor