Wer sie finden will, der findet sie natürlich auch wieder an diesem Sonntagnachmittag, an dem die zweite Mannschaft des SC Worzeldorf die des ATV 1873 Frankonia empfängt - die Szenen, die der Liga ihren Ruf verleihen, die auf ihre ganz spezielle Art so unterhaltsam sind.
Da ist zum Beispiel die, als der Schiedsrichter eindringlich auf den Kapitän der Gäste einredet und ihm klarmacht, dass es nichts bringen wird, seine Entscheidungen ständig infrage zu stellen. „Also“, ruft Muhammed Hancer seinen Mannschaftskollegen zu, „außer mir sagt jetzt niemand mehr was, egal, wie er pfeift. Jetzt kommen langsam die Karten.“ „Jetzt schon?“, fragt einer zurück, es läuft gerade die 65. Minute. Der Schiedsrichter macht Ernst und Worzeldorf macht es dann auch. Wenig später erzielen die Gastgeber das 5:2, dann sogar noch das 6:2, die Partie ist entschieden. Unterhaltsame Szenen gibt es aber weiterhin.
„Zieh an!“, fordern sie auf der Auswechselbank von Frankonia einen ihrer Mitspieler auf, doch der bricht den Sprint ab und hadert: „Wie denn? Meine Schuhe sind kaputt.“ Oder als Jürgen Schüßler kurz vor Schluss noch einmal einem seiner Fußballer etwas Spielzeit geben will: „Bist du bereit?“, fragt er und weil keine Antwort kommt, dreht er sich dann doch noch dorthin, wo er den Spieler vermutet. Doch der steht gerade 50 Meter entfernt am Zaun des Vereinsgeländes und versucht den Pausentee loszuwerden.
Schüßler schüttelt für einen Moment den Kopf, aber wahrscheinlich ist es auch diese Szene, warum er immer noch Spaß daran hat, eine Mannschaft zu betreuen, „die jede Woche anders aussieht“. Wie die meisten Trainer, die eine zweite Mannschaft betreuen, muss er damit leben, dass seine Jungs Engpässe in der ersten Mannschaft auffangen müssen und wenn einer - wie sein Sohn Fabian an diesem Tag - gleich zweimal ins Tor trifft, recht bald befördert wird. Kein Wunder also, dass sein Team auch in dieser Saison zuweilen wie ein Kollektiv von Zufallsbekanntschaften wirkt.
Der recht deutliche Sieg gegen den ATV ist erst der zweite in dieser Spielzeit, die ersten sechs Partien haben sie allesamt verloren. „Wichtig für die Moral“ nennt Schüßler den schönen Erfolg, denn gewinnen wollen sie bei aller Liebe zum Slapstick schon. Zwei Wochen zuvor war ihnen endlich ein 3:2 gegen DJK Bayern geglückt, es folgte ein wenig überraschendes 0:4 gegen den Tabellenführer Zirndorf, nach dem 6:2 scheinen sie nun endlich angekommen zu sein. „Jetzt kommen die Mannschaften, mit denen wir uns wirklich messen können“, glaubt Schüßler und traut seinen Spielern bis zum Ende der Saison den Sprung ins Mittelfeld zu. „An Charakter fehlt es ihnen nicht“, sagt er, die Gemeinschaft ist gut, die meisten sind echte Eigengewächse.
Jürgen Schüßler muss es wissen, er hat die jungen Männer auch schon trainiert, als sie noch kleine Jungs waren, inzwischen sind sie alt genug, um sich nach einem Sieg ihr Freibier selbst zu organisieren. „Es macht einfach Spaß mit den Jungs“, sagt Schüßler zum Abschied, dann kommt er dem Wunsch dieser Jungs nach und verschwindet in der Kabine, wo sie ihren Erfolg schon lautstark feiern.