2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche
Foto/Grafik: VfR/cwa
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"Es ist einfach Wahnsinn"

VfR Mannheim von der Rolle +++ Geschäftsführer Sven Wolf im FuPa-Interview der Woche

Im FuPa-Interview der Woche spricht Sven Wolf, Geschäftsführer des VfR Mannheim, über die katastrophale Vorrunden der Rasenspieler (erst ein Punkt), die Beurlaubungen des Trainers sowie des sportlichen Leiters und wie die Klasse vielleicht doch noch gehalten werden kann.

Herr Wolf, die Vorrunde neigt sich dem Ende entgegen und Ihr habt erst einen Punkt. Was ist da los?

Sven Wolf: Ich meine über die Qualität unseres Kaders wurde schon reichlich diskutiert im Laufe der Vorrunde. Wenn ich sehe wie viele im Kader sind, die bereits bewiesen haben, dass sie Oberliga oder sogar höher spielen können, dann rufen diese ihr Pensum nicht ab.

Die Jungen mussten in dieser Saison schon sehr früh sehr viel Verantwortung übernehmen. Dazu hatten wir auch viel Verletzungspech. Der Schuh drückt aber eindeutig vorne im Sturm. Durmus, Kyei und Ibrahimovic haben zusammen erst drei Tore gemacht. Berisha wurde auch aus der Oberliga geholt, hat sich aber im Pokal einen Kreuzbandriss zugezogen. Es ist eine Mischung all dieser Faktoren, wo man zum Teil was für kann und zum Teil eben nicht.

Mit einem Punkt nach 16 Spielen kann ich aber sagen, dass die Mannschaft so schlecht beileibe nicht. In vier Partien waren wir hoffnungslos unterlegen. Wenn es aber auf der Messers Schneide stand, lief es immer gegen uns. Es ist einfach Wahnsinn.

Von den Leistungsträgern mehr erwartet

Was lief in der Saisonplanung falsch?

Wolf: Im Nachhinein ist man immer schlauer. Auch wenn Klein (ehem. Trainer) und Onuk (ehem. Sportlicher Leiter) nicht mehr da sind, alleine denen die Schuld zuzuschieben, wäre auch zu einfach. Man hat vor der Saison geschaut, wen man von der alten Mannschaft mitnehmen will und das auch finanziell kann. Wir haben letztes Jahr gesagt, wir müssen wieder leistungsbezogener bezahlen. Jetzt haben wir einen Kader von 28 Leuten, das war so auch nicht gewollt. Vielleicht hätten wir lieber weniger verpflichten sollen, dafür aber mehr Qualität. Man hat von den Leistungsträgern schlichtweg mehr erwartet.

Um wie viel habt ihr den Etat dann reduziert?

Wolf: Wir geben nicht unbedingt viel weniger aus als im letzten Jahr. Es sollte so gemacht werden, dass wir die Spieler belohnen, die auch zum Einsatz kommen und nicht Spieler bezahlen, die einfach nur da sind. Daher haben wir zu jedem gesagt, ihr könnt das Gleiche wieder verdienen, aber eben über die Einsatzzeit.

Nach neun Spielen habt Ihr Christian Klein entlassen. Musste er als Sündenbock herhalten?

Wolf: Christian Klein ist sicherlich vom menschlichen her absolut ein guter Typ und von seinen Vorstellungen sehr professionell. Vielleicht fast zu professionell für den Amateurfußball. Wenn unter dem Strich ein Punkt steht nach neun Spielen, muss man handeln, alles andere wäre fahrlässig gewesen. Der VfR hat Zeiten erlebt, da wären nach fünf Spielen Köpfe gerollt.


Entsetzte Gesichter beim VfR Mannheim - ein mittlerweile vertrautes Bild. F: Eibner

Wolfgang Stamm hat die Mannschaft für zwei Spiele interimsmäßig übernommen, ehe Akan Atik als neuer Cheftrainer vorgestellt wurde. Wie läuft es seitdem?

Wolf: Sein Debüt war gegen Ulm. Das Spiel war Wahnsinn, wie das gelaufen ist. Da hätten wir mit etwas Glück einen guten Einstand haben können. Gegen Balingen und Hollenbach hat die Mannschaft zuletzt Leidenschaft gezeigt.

Einsatz und Kampfeswille muss immer da sein. Es ist schließlich nicht nur ein Hobby, wir sind hier im ambitionierten Amateurfußball. In den vergangenen beiden Spielen war das wenigstens mal geboten. Ich denke auch, dass wir mit ein paar Veränderungen aus der Winterpause kommen. Die Spieler müssen merken in welcher Situation wir stecken. Wir sind hier nicht auf einem Kindergeburtstag.

Letzte Woche habt Ihr Euch zudem von Eurem Sportlichen Leiter Ekrem Onuk getrennt. Was gab hierfür den Ausschlag?

Wolf: Im Verein wurde auch während der Beurlaubung von Christian Klein darüber gesprochen. Wir haben uns aber entschieden mit Ekrem Onuk weiterzumachen. Jetzt kam es zum Schluss von beiden Seiten, dass es besser wäre sich zu trennen.

Man sich auch noch den einen oder anderen Impuls erhofft. Wir haben danach gute Spiele abgeliefert, stehen aber trotzdem ohne Punkte da. Wir haben uns ja auch nicht im Bösen getrennt. Es gilt die Situation anzunehmen und zu schauen das Beste daraus zu machen.

"Machen keine Harakiri-Aktionen"

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Rückrunde. Planen Sie schon für die Verbandsliga oder versucht Ihr nochmals nachzurüsten, um so die Klasse zu halten?

Wolf: Wir sind realistisch und machen alles andere als Harakiri-Aktionen. Warum sollen Spieler, die sich mit Verein nicht identifizieren, dann reinhängen? Aber wir schauen, ob es Spieler gibt, die den Verein verlassen wollen. Die Mittel, die dann frei werden, wird man neu einsetzen können. Wir stürzen uns aber nicht in Wagnisse, das gab es zu Regionalliga-Zeiten schon, als ordentlich Geld verbrannt wurde.

Im Winter muss darauf geschaut werden, jetzt schon das Gros der Mannschaft zusammen zu bauen, die dann egal in welcher Liga nächstes Jahr an den Start geht. Es bringt nichts jetzt fünf, sechs Spieler zu holen, die man dann wieder wegschickt. Wir wollen nicht wieder so eine hohe Fluktuation.

Es gibt genügend Spieler, die zu uns wollen. Der VfR ist eine gute Adresse. Wenn wir aber alles verpflichten würden, was uns an Spielern angeboten wird, könnten wir zig Mannschaften stellen.

Hofft Ihr vielleicht darauf, dass wie schon in vergangenen Jahren einige Vereine aus finanziellen Gründen noch abmelden?

Wolf: Erst einmal muss ich ehrlich sagen, sind wir als Letzter gar nicht in der Position um zu sagen, ´hey, hoffentlich melden noch ein paar ab´. Erst mal müssen wir unsere Fehler abstellen.

Mindestens zwei Klubs steigen sicher ab. Vielleicht kommt von oben keiner runter. Dass dann der drittletzte und nicht der siebtletzte Platz genügt, wäre natürlich das Glück, auf das wir hoffen können. Auf einem anderen Blatt steht jedoch, ob zwei Vereine hinter uns bleiben. Wir haben vor ein paar Jahren schon einmal 30 Punkte in der Rückrunde gemacht. Aber ob dann 31 reichen, weiß ich auch nicht. Das ist reine Spekulation.

Aufrufe: 018.11.2014, 17:20 Uhr
bzAutor