2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten
Anton von Lampe (links) spielte eine starke Rückrunde, in dieser Szene gegen den Ex-09er Bastian Wernscheid, der den Bonner SC verlassen hat, da er nach München verzieht., Foto: Randow
Anton von Lampe (links) spielte eine starke Rückrunde, in dieser Szene gegen den Ex-09er Bastian Wernscheid, der den Bonner SC verlassen hat, da er nach München verzieht., Foto: Randow

Erfolge und Fans blieben aus

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Der SV Bergisch Gladbach hat in der zurück liegenden Saison die avisierte Rückkehr in die Regionalliga gleich um Längen verpasst und muss nun den Umbruch organisieren

Bergisch Gladbach. „Setzen, fünf”, würde ein Klassenlehrer sagen, wenn sein Schüler das Abitur bauen will, sich aber in allen Vornoten mit einer Note mangelhaft „durchmogelt”. Eine glatte „fünf” verdient auch der Fußball-Mittelrheinligist SV Bergisch Gladbach 09. Wir erinnern uns gut. Nachdem am letzten Spieltag der letzten Saison zum ersten Mal in dieser Spielzeit Rang fünf belegt wurde, gab 09-Präsident Patrick Duske die mutige Losung aus, die Rückkehr in die Regionalliga anzustreben. Dieses „Klassenziel” wurde um Längen verfehlt.

Der SV 09 hat in der gesamten Saison nach keinem einzigen Spieltag auf einem Abstiegsrang gestanden, war aber auch nie besser als auf dem siebten Platz der Tabelle. Erst nach dem Sieg bei Hertha Walheim am viertletzten Spieltag war der Klassenerhalt sicher. Viel zu wenig für diese Ansprüche.

Es gab sportliche Highlights: allen voran der 3:2-Heimerfolg am 21. September gegen den späteren Regionalliga-Aufsteiger FC Wegberg-Beeck. In allen anderen Auswärtsspielen hat der Liga-Primus nur noch einmal (beim FC Hürth) verloren.

Kantersiege der 09er gab es auswärts zu feiern: jeweils mit 6:1 wurden der VfL Alfter (am 8. November) und Viktoria Arnoldsweiler (am 3. Mai) besiegt. Beide Male war Wackelkandidat Celal Kanli in Höchstform, dazu später mehr. Am 7. Dezember zeigte sich Gladbach 09 beim späteren Absteiger Germania Erftstadt-Lechenich nicht bereit, verspätete Nikolaus-Geschenke zu verteilen, und siegte 5:1.

Es gab sportliche Tief- und Tiefst-Punkte: allen voran die beiden vermeidbaren Niederlagen gegen den VfL Leverkusen (0:2 und 0:2) und — noch schlimmer — gegen den späteren Absteiger SC Brühl (0:2 und 0:1). Die treuen Fans der 09er mussten leiden. Monatelang war die Tribüne im Stadion wegen der Bauarbeiten gesperrt. Die älter gewordenen treusten der Treuen blieben daheim: nicht überdacht im Regen stehen, ist alles andere als Luxus.

Und: daheim wurde selten schneller Kombinationsfußball zielführend geboten. Will sagen: die Torflut (17 Trefer in drei Spielen) gab es auswärts. Die Quittung: Gladbach 09 hat in der abgelaufenen Saison einen Zuschauerschnitt von nur 169. Nach dem 1:4 daheim gegen den FC Hürth gab es überraschend einen Wechsel auf der Trainerbank. Es erfolgte die Trennung von Cheftrainer Didi Schacht, dessen Vertrag ohnehin am Saisonende endete. Einst nach dem ersten Aufstieg des SV 09 in die Regionalliga West „als Denkmal auf einen Sockel gehoben”, gab es dann „den Schubs herunter.”

Mit Thomas Zdebel wurde ein Jugend-Trainer aus eigener Nachwuchs-Abteilung zum Nachfolger gekürt. SV 09 folgt damit der über zehnjährigen Tradition, Ex-Bundesliga-Profis als Cheftrainer zu installieren. Nur: Lars Leese und Didi Schacht haben — anders als Zdebel — einen Fußball-Lehrerschein und dürften in der Bundesliga trainieren, tun dieses aber beide in der Bezirksliga (siehe Infokasten).

Bleibt der Blick auf die Spieler: Leistungsträger waren in der abgelaufenen Saison ab deren Beginn und blieben im Kader: Torwart Michael Cebulla, Rechtsverteidiger Andreas Dreiner, Linksverteidiger Jonas Hergesell und die Mittelfeldspieler Mohamed Redjeb, André Kreuer, Anton von Lampe, Daniel Isken, Ajet Shabani und Angreifer Metin Kizil.

Das zuvor starke Innenverteidiger-Duo gab es in der Rückrunde nicht mehr. Thomas Schlösser hörte auf, Julian Kapitza, der torgefährliche Abwehrspezialist, war unter Zdebel nicht mehr erste Wahl, schmorte auf der Bank und verlässt den Verein. Von allen Winterneuzugängen schaffte nur Daniel Valdivieso, der Rückkehrer vom VfL Leverkusen, den Sprung in die erste Elf. Emre Izgi, Yavuz Günay, Nick Rohrbeck und Tomas Künzl spielten in der U23.

Wie ist Celal Kanli einzuordnen? Irgendwo zwischen überragend und unterirdisch sind seine Leistungen. Geht bei ihm der Knoten auf, besiegt er einen Gegner alleine. Hat er einen schwachen Tag — und deren gab es reichlich — hemmt er den Teamspirit, da er von Mitspielern wegen seines sensationellen Antritts gesucht wird.

Zu viel Solist, zu wenig Team-Gedanke? Trotzdem ist jeder Trainer zu verstehen, der Kanli bringt. Auch an einem schwachen Tag lässt ihn kein Gegenspieler unbewacht, wird er oft gedoppelt. Die dritte Saison in der Mittelrheinliga steht vor der Tür. Namhafte Verstärkungen gibt es derzeit nicht. Rafael Leßmann, mit 33 Toren der Torschützenkönig der Bezirksliga, Staffel 1, von Borussia Lindenthal-Hohenlind, wurde im Training getestet und „fiel durch”. Nun wechselt er zum Ligakontrahenten und Nachbarn TV Herkenrath.

Aufrufe: 023.6.2015, 19:46 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Elli RiesingerAutor