2024-04-25T14:35:39.956Z

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In Aktion: Benjamin Hettwer als Jugendlicher im Trikot von Borussia Dortmund (im gelben Trikot). Foto: Privatarchiv Hettwer
In Aktion: Benjamin Hettwer als Jugendlicher im Trikot von Borussia Dortmund (im gelben Trikot). Foto: Privatarchiv Hettwer

,,Erfahrung Bayern hätte ich gerne gemacht"

Viktoria-Trainer Hettwer über seine Zeit als Jugendfußballer beim BVB und den wichtigen Plan B

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Nur wenigen großen Talenten gelingt einmal der Durchbruch im Profifußball. Das Können allein reicht unter Umständen nicht. Bei Benjamin Hettwer machte der Rücken alle Hoffnungen zunichte.

Gesmold. Der heute 34-Jährige spielte bei Borussia Dortmund unter anderen mit Florian Kringe zusammen und wurde deutscher Vizemeister der B-Junioren. Mit der Westfalenauswahl wurde er dreimal Vizemeister beim Länderpokalturnier in Duisburg. Sogar Bayern München klopfte an, Hettwer trainierte ein Wochenende lang mit dem Nachwuchs des deutschen Rekordmeisters. „Wir haben uns intensiv unterhalten. Die Erfahrung FC Bayern hätte ich gerne gemacht.“

Mit Metzelder gespielt

Auch an Lehrgängen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nahm er teil – zusammen mit später zu Prominenz gelangten Spielern wie Thomas Hitzlsperger oder Andreas Hinkel. „Bei Thomas Hitzlsperger habe ich mir gedacht, dass der einmal groß rauskommt“, sagt Hettwer, der hingegen alsbald von seinem Körper gezwungen wurde kürzerzutreten. Der dreifache Familienvater lebt inzwischen in Gesmold und trainiert die erste Herrenmannschaft der Viktoria.

Hettwer stammt aus dem benachbarten Lienen. Sein Vater war Vorsitzender des örtlichen Sportvereins und nahm seinen Jungen regelmäßig mit zum Sportplatz. Bereits als Vierjähriger kickte er mit den Minis. In der C-Jugend wechselte das Talent zu Preußen Münster. Der spätere Nationalspieler Christoph Metzelder wurde sein Weggefährte, zu dem er heute noch gelegentlich Kontakt hat.

Oft wurde auf Asche trainiert. Erste Beschwerden wegen eines Beckenschiefstands traten auf. Als B-Jugendlicher wagte der Lienener den Schritt nach Dortmund, wo beste Bedingungen warteten – allerdings auch weite Fahrten und viermal pro Woche Hausaufgaben in Zug und Bus.

In der Endrunde um die deutsche Meisterschaft wurden die Rückenprobleme immer schlimmer. „Das war sehr ärgerlich. Ich konnte daher im Finale in Stuttgart nur eine halbe Stunde mitspielen“, erinnert sich der frühere rechte Mittelfeldspieler mit Offensivdrang. In der folgenden Sommerpause hatte der 16-Jährige einen Bandscheibenvorfall. In der Vorbereitung und der Hinserie der neuen Saison versuchte er beim BVB wieder anzugreifen, doch Rückschläge und Reha-Training wurden zur Regel. „Ich habe die Probleme für das höchste fußballerische Niveau nicht in den Griff bekommen.“

Als A-Jugendlicher wechselte Hettwer zum FCE Rheine, kam früh auch bei den Herren in der Oberliga zum Einsatz, soweit es der Rücken zuließ. „Doch das war keine Dauerlösung.“ Nebenbei erwarb der junge Mann daher Trainerlizenzen und studierte Sport, Deutsch und Sachkunde auf Lehramt. Im Jahr 2004 wurde er Ko-Trainer der U 16 des BVB, reiste fortan neben dem Studium in Osnabrück drei- bis viermal pro Woche nach Dortmund.

Der Abschied von der aktiven Karriere fiel schwer, Hettwer spielte kurzzeitig in Bad Rothenfelde und stieg mit dem Team in die Niedersachsenliga auf. Doch nach dem Referendariat trieb er seine Trainertätigkeit voran. Mit 28 Jahren coachte er erstmals hauptverantwortlich ein Herrenteam: Bezirksligist Arminia Ibbenbüren. Die letzte Station war Riesenbeck. Inzwischen wohnt der A-Lizenz-Inhaber mit seiner Frau Anne und den Kindern Lenn (6), Joshua (3) und Marei (ein Monat) in Gesmold, er unterrichtet an der Grundschule Eicken-Bruche.

Über mangelnde Beschäftigung mit dem Fußball kann er sich auch heute nicht beklagen. Hettwer trainiert die Kreisligamänner der Viktoria. Bis zum Landesliga-Aufstieg im Sommer war er parallel für die A-Junioren zuständig. Und immer wieder bietet er Trainer-Fortbildungen im Verein und C-Lizenz-Ausbildungen im Kreis Tecklenburg an.

Zweigleisig fahren

Der Lehrer ist dankbar für die Erfahrung Leistungssport. Doch er rät den jungen Talenten, sich die damit verbundenen Einschränkungen bewusst zu machen und nicht ausschließlich auf den Fußball zu setzen. „Die Freizeit, die Gleichaltrige haben, bleibt fast völlig auf der Strecke. Sonst hat man keine Chance. Und ein Spieler muss mit Rückschlägen umgehen können. Es kann sehr schnell vorbei sein mit der Karriere, deshalb sollte man einen Plan B haben. Dieberufliche Orientierung neben der Schule ist ganz wichtig.“

Aufrufe: 027.10.2016, 15:41 Uhr
Meller KreisblattAutor