2024-05-10T08:19:16.237Z

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Ohne Ballkontrolle: Dimitrios Nemtsis (Mitte, Nummer 9), Stürmer bei der SV Eidinghausen-Werste, kann sich in dieser Szene vom Heimspiel gegen Vlotho nicht gegen SC-Keeper Daniel Althoff durchsetzen.
Ohne Ballkontrolle: Dimitrios Nemtsis (Mitte, Nummer 9), Stürmer bei der SV Eidinghausen-Werste, kann sich in dieser Szene vom Heimspiel gegen Vlotho nicht gegen SC-Keeper Daniel Althoff durchsetzen.

Eisiger Wind weht in Werste

Hinter dem Fußballtor: Nach dem 0:5-Debakel gegen Vlotho und vor dem Schlüsselspiel in Hövelhof kann sich kein Spieler der SV Eidinghausen-Werste in Ausreden flüchten

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Bitterkalt war es am Kunstrasenplatz in Werste. Bei Temperaturen nahe „Null“ pfiff auch noch ein fieser Wind durch die Gegend. Und die Landesliga-Fußballer der SV Eidinghausen-Werste trugen mit ihrer steifen Spielweise auch nicht gerade dazu bei, dass sich die Werster Fußballfans daran hätten erwärmen können. Im Gegenteil – angesichts der 0:5-Niederlage erstarrten viele zu Eissäulen.

So manch einer sprach von Klassenunterschied. So weit sollte man nicht gehen, denn die erste Halbzeit hielten die Werster einigermaßen offen. Der 0:1-Gegentreffer in der 14. Minute durch Vlothos Marcel Czinski kann passieren und passte zu den Verhältnissen. Die Gäste waren zu diesem Zeitpunkt griffiger und hatten auch mehr Spielanteile. Sie brauchten für ihre Dominanz aber auch nicht fürchterlich viel zu tun, denn die Werster rannten mit ihrem stümperhaft vorgetragenen Angriffsspiel ins offene Messer. Der SVEW-Angriff machte im Spielaufbau sehr viele einfache Fehler, spielte insbesondere ungenaue Pässe und kam gar nicht dazu, in die Tiefe des Strafraums vorzudringen. „Wir waren zu weit weg, haben keinen Druck auf die Bälle bekommen und sind nicht in die Tiefe gekommen“, fasst SVEW-Keeper Axel Benus zusammen. Vlothos erfahrener Trainer Olaf Sieweke hatte das genauso erwartet und seiner Mannschaft eine alte Bauerntaktik verordnet: tief stehen und auf Konter lauern. Die Werster rannten weiter kopflos auf die Vlothoer zu und fingen sich in der zweiten Halbzeit vier Kontertore ein. Als „Spirale des Horrors“, bezeichnete Benus die Auflösungserscheinungen in der zweiten Halbzeit.
Wenn diese 0:5-Klatsche überhaupt etwas Positives bewirken kann, dann ist es die Tatsache, dass sich kein Spieler auch nur ansatzweise in Ausreden flüchten kann. Das konnten damals beim Hinrundenspiel die Vlothoer auch nicht, als sie ihrerseits am 2. Spieltag mit 0:5 gegen Eidinghausen-Werste verloren. Der Sportclub blieb ruhig und begann, an sich zu arbeiten. Mit Erfolg – mittlerweile haben sie 27 Punkte, acht mehr als die SVEW, beobachten den Abstiegskampf von Platz sieben aus und leben gerade auf der Sonnenseite.

Und was Vlotho geschafft hat, das können die Werster durchaus auch schaffen. Vielleicht ist diese eindeutige Niederlage ja auch ein Weckruf, eine kalte Dusche zum richtigen Zeitpunkt. „Wir dürfen jetzt nicht alles schlecht reden, einige gute Ansätze waren ja da“, warnt Axel Benus, die Köpfe zu weit unten zu tragen. „Wir müssen alle mehr Gas geben“, so der 24-Jährige weiter. Trainer Christian Scheidies war nach der Niederlage entsetzt. Heute sieht er seine Spieler beim Training und wird mit ihnen sprechen. „Das ist eine reine Einstellungssache. Da kannst du acht Mal den Trainer wechseln, das bringt dann nichts“, sagt der neue Coach, der in der Winterpause Jörg Rodewald ersetzte. „Aber“, sagt Scheidies, „es muss weitergehen, und es wird auch weitergehen.“
Am kommenden Sonntag steht die nächste Begegnung an. Dann tritt die SVEW beim Hövelhofer SV an. Der Tabellenvorletzte hatte am vergangenen Spieltag frei und startet gegen die SVEW aus der Winterpause. Vielleicht ist das eine gute Gelegenheit für die Werster, das Debakel gegen Vlotho als Erfahrungsvorsprung zu nutzen und noch einmal ganz von vorne anzufangen.
Bestens gelaunt war natürlich Vlothos Trainer Olaf Sieweke, der nach dieser Saison zum SV Spexard wechselt. „Das wird meinen Abgang erleichtern“, sagte der 51-Jährige. denn: „Das war ein richtungsweisendes Spiel. Ich glaube nicht, dass die SVEW uns in der Tabelle noch einholen kann.“ Der Coach der Weserstädter hatte ein sehr gutes Spiel seiner Mannschaft gesehen und hielt im Nachhinein sogar „zwei, drei Tore mehr“ für möglich. Erstaunt war er dagegen vom Auftreten der Gastgeber. „Wenn ich höre, was die Vorschusslorbeeren vom eigenen Trainer bekommen haben, dann war das schon enttäuschend“, sagte Sieweke, der im ersten Spiel des Kalenderjahres sogar noch auf Jan-Niklas Linnenbrügger, Sascha Schmikal und Daniel Reineke hatte verzichten müssen – weitere personelle Alternativen sind also für den Klassenneuling in Sicht.
Geradezu entsetzt war Sieweke aber von der neu gebauten Sportanlage im Bad Oeynhausener Ortsteil. „Der Kabinentrakt ist wie für die Kreisliga B gemacht“, schimpfte er, „da passen maximal zehn erwachsene Leute ’rein!“. Das Umkleiden fiel den Vlothoern also schwerer als das Spiel selbst, zumal die Sporttaschen irgendwie keinen Platz in der Kabine fanden.
Am Sonntag steht das erste Heimspiel des Jahres an, zu Gast auf dem Winterberg wird der Tabellendritte Spvg. Steinhagen sein. „Und die haben am Sonntag neun Tore gemacht“, weiß Sieweke, dass ein harter Brocken auf sein Team zukommt. Die neun Tore erzielte Steinhagen allerdings gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten Suryoye Paderborn. Und der ist in dieser Liga kein Maßstab.
Aufrufe: 014.2.2017, 10:33 Uhr
Jürgen Krüger/Dirk KrögerAutor