2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Spektakuläre Aktionen, wie dieser Fallrückzieher, werden die Zuschauer im Schillerpark vermissen.  F: Björn Reinhardt
Spektakuläre Aktionen, wie dieser Fallrückzieher, werden die Zuschauer im Schillerpark vermissen. F: Björn Reinhardt

Ein Wechsel kam für mich nie in Frage

Philipp Horn verlässt nach 16 Jahren sein Team aus dem Schillerpark

Wenn am Samstag Schiedsrichter Christoph Bäck die Mannschaften vom SV Dessau 05 und SV Friedersdorf mit seinem Schlusspiff um 14.45 Uhr in die Winterpause schickt, endet auch eine Ära im Dessauer Schillerpark. Mittelfeldakteur Philipp Horn hängt nach 16 Jahren aus beruflichen sowie privaten Gründen seine Fußballschuhe an den Nagel und verlässt "seinen" Verein in Richtung Kassel. Für FuPa Sachsen-Anhalt blickt er noch einmal auf seine Zeit bei den 05ern zurück.

Wer in der Bauhausstadt den Namen Horn hört, denkt eigentlich sofort an den SV Dessau 05. Vater Holger ist seit Jahren im Schillerpark als Nachwuchstrainer und mittlerweile Abteilungsleiter Nachwuchsfußball tätig. Mutter Diana hilft regelmäßig bei Nachwuchsturnieren oder Vereinsfeiern organisatorisch aus oder ist zu den Heimspielen in der Landesliga auf dem Ausschankwagen zu finden. Auch Cousin Eric tritt bereits seit einigen Jahren bei den Schwarz-Weißen hinter den Ball. Die Horn-Familie ohne Fußball - undenkbar.

Mit Philipp Horn verlässt nun der dienstälteste Spieler im aktuellen Landesligakader den Verein aus dem Dessauer Norden. Dabei blickt er auf eine 16-jährige Laufbahn bei den 05ern zurück. In Zeiten von Amateurverträgen und Handgeldern im oberen Amateurbereich ist eine solche Laufbahn heutzutage nur noch selten vorzufinden. Dabei ging es ihm nicht nur um das Fußballspielen. Auch neben dem Platz engagierte sich Horn für den Verein.

1996 fing alles an. Bei den Bambinis machte er seine ersten Schritte auf dem Fußballplatz. Damals durchlief er die komplette Jugendabteilung des SV Dessau 05. Dazu gehörten auch unzählige Teilnahmen am Training des DFB-Stützpunktes oder der regelmäßige Besuch des Eastside-Fußballcamps. Nach seiner Zeit bei den Junioren spielte er ein paar Spielzeiten in der damaligen Verbands- bzw. Oberligareserve und sammelte so erste Erfahrungen in der Kreisoberliga bzw. Landesklasse. Neben Frank Lehmann und Martin Stutz traf er in dieser Zeit auch erstmals auf seinen späteren Landesligacoach Dirk Metzker. Mittlerweile im freiwilligen sozialen Jahr für den Verein tätig, befand er sich plötzlich selbst am Schreibtisch in der Geschäftsstelle des Schillerparks. Dabei unterstützte er Nachwuchskoordinator Axel Winkler bei der Organisation und Durchführung des eigenen Fußballferiencamps "Kick-and-Fun" oder half bei der Instandhaltung des Vereinsgeländes. Zwischenzeitlich stand er bereits auch selbst als Trainer an der Seitenlinie und coachte die Bambinis und E-Junioren.

Vor seinem letzten Spiel gegen Friedersdorf sprach FuPa Sachsen-Anhalt mit Philipp Horn:

Philipp, am Samstag ist dein letztes Spiel. Was kann der Zuschauer erwarten?
Wir stehen zum Abschluss der Hinrunde nochmal vor einem schweren Spiel. Friedersdorf ist als Aufsteiger schwer einzuschätzen. Zum einen sorgten sie für die erste Niederlage des Favoriten aus Bitterfeld, zum anderen stehen dem hohe Niederlagen gegen Thalheim und Farnstädt gegenüber. Auch in der letzten Woche konnten sie nicht überzeugen. Ich gehe aber davon aus, dass sich auch die Friedersdorfer ordentlich in die Winterpause verabschieden wollen.

Und deine persönlichen Erwartungen?
Ich will mich natürlich möglichst mit einem Heimsieg aus Dessau verabschieden. Ich glaube wir brauchen ein schnelles Tor, um den Friedersdorfer Widerstand zu brechen.

Ein schnelles Tor von Philipp Horn?
Eigentlich ist es egal, wer die Tore macht. Aber ich würde natürlich schon gerne noch auf ein Tor in dieser Saison kommen.

Du bist bisher immer von schweren Verletzungen verschont geblieben. Im Sommer hast du dir dann im Vorbereitungsspiel gegen den VfB IMO Merseburg (Anm. Red.: 05 gewann mit 5:1) eine schwere Schulterverletzung zugezogen. Hast du da schon ans Aufhören gedacht?
Ehrlich gesagt habe ich bereits vor der Saison mit der Überlegung gespielt mein letztes halbes Jahr in Dessau etwas ruhiger anzugehen und etwas Abstand vom Fußball zu gewinnen. Mein berufsbedingter Wechsel nach Kassel stand damals bereits fest. Aber so ganz ohne Fußball ging es dann doch nicht. Ja, die Schulterverletzung aus dem Spiel gegen Merseburg war unglücklich, aber vielleicht auch ein Zeichen des Schicksals jetzt doch langsam aufzuhören. Ich möchte mich aber am Samstag nochmal ordentlich verabschieden.

Blicken wir mal zurück: Wie bist du damals in den Schillerpark gekommen?
Es war 1996. Mein Vater war bereits Jugendtrainer beim SV Dessau 05. So war es eigentlich fast schon absehbar, dass ich auch irgendwann mal dort landen würde.

Du hast dann ohne Unterbrechung die komplette Nachwuchsabteilung im Schillerpark durchlaufen bis du in der zweiten Mannschaft angekommen bist. Dort hast du dann auch mehrere Jahre gespielt, ohne das du eine Chance in der damaligen ersten Mannschaft bekommen hast. Manch anderer Spieler wurde da schon ungeduldig, aber du bist immer geblieben. Was war deine Motivation?
Wir waren einfach eine super Truppe. Auch schon in der Jugend. Der Zusammenhalt war groß und es hat einfach immer wieder riesigen Spaß gemacht. Ich war früher schon mit Andre Schlenker, Matti Hartwig, Max Eschner, Stefan Heisig oder Benny Girke in einem Team. Mit Andre spielte ich dann auch lange gemeinsam in der zweiten Mannschaft. Viele aus dem damaligen Juniorenjahrgang sind nach kurzen Ausflügen wieder bei 05 gelandet und stehen aktuell auch im Landesligakader. Ans Aufgeben habe ich da nie gedacht.

2009 erfolgte dann nach überstandenem Insolvenzverfahren der Umbruch. Ulf Schuster übernahm als Präsident, Dirk Metzker blieb als Trainer. Beide formten damals aus dem Rest der Verbandsligatruppe, der ehemaligen Reservemannschaft und vielen A-Junioren ein Team, dass am Saisonende überraschend den 3. Platz in der neuen Landesliga Süd belegte und sich erst kurz vor Saisonende im direkten Duell dem späteren Aufsteiger Arnstedt geschlagen geben musste. Plötzlich warst du mittendrin und es gab auch die ersten Anfragen von anderen Teams. Hast du jemals über einen Vereinswechsel nachgedacht?
Nein, ein Wechsel kam für mich nie in Frage. Mir ging es nicht um den finanziellen Anreiz. Fußball ist mein Hobby, dass mir nach wie vor großen Spaß macht und Dessau 05 ist mein Verein. Ich konnte mir nicht vorstellen irgendwann mal in einem anderen Team zu spielen.

Was war eigentlich dein schönstes Tor oder dein wichtigstes Spiel, an das du dich noch gerne zurück erinnerst?
Natürlich alle Tore und Spiele bei denen am Ende die 3 Punkte auf unserer Seite standen.

Wie gehst du mit deinem Abschied um?
Naja, ich bin ja jetzt nicht aus der Welt. Der Kontakt wird garantiert bestehen bleiben und man wird mich in Zukunft auch mal als Zuschauer im Schillerpark antreffen. Mein beruflicher Werdegang hat jetzt einfach den Vorrang und da sehe ich für meine Freundin und mich in Kassel die besseren Perspektiven.

Das ist natürlich verständlich. An dieser Stelle bedanke ich mich für das Interview. Hast du noch ein paar abschließende Worte?
Ich wünsche meinem Team natürlich viel Erfolg bei ihrer Zielerreichung und werde ab der Rückrunde aus der Ferne die Daumen drücken. Desweiteren würde ich mir wünschen, dass einige Spieler, Funktionäre oder auch Zuschauer nicht vergessen, dass es sich in dieser Spielklasse nach wie vor um eine Amateurliga handelt, bei der das Fußballspielen als Hobby betrieben wird. Fußball als nebenberufliche Tätigkeit sollte wieder in den Hintergrund rücken und der Spaßfaktor sollte das Spiel bestimmen.

Philipp, für die Rückrunde empfehlen wir dir dann den Liveticker auf FuPa Sachsen-Anhalt!

Aufrufe: 06.12.2012, 21:00 Uhr
Björn ReinhardtAutor