2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligavorschau
Beim 1:1 im Hinspiel teilten sich Durachs Martin Spingler (links) und Kotterns Marc Penz die Derby-Punkte.   F.: Ralf Lienert
Beim 1:1 im Hinspiel teilten sich Durachs Martin Spingler (links) und Kotterns Marc Penz die Derby-Punkte. F.: Ralf Lienert

Doppelte Derbyzeit

Die Nachholspiele beim VfB Durach und dem SC Ichenhausen bergen viel Brisanz

Zwei Derbys stehen am Mittwochabend in der Landesliga Südwest auf dem Programm. Der abstiegsgefährdete VfB Durach empfängt dabei den Spitzenreiter TSV Kottern, beim SC Ichenhausen steigt das Verfolgerduell gegen den FC Gundelfingen.
VfB Durach - TSV Kottern (Mi 18:15)
(Bilanz seit 2007: 2 Siege Durach - 3 Remis - 6 Siege Kottern)
Die Rollen scheinen klar verteilt: Der Dorfverein aus Durach kämpft um den Verbleib in Deutschlands sechster Liga, der Kemptener Stadtteilklub kommt als Tabellenführer. Dass dieser große Leistungsunterschied im Derby der Nachbarn aber nur auf dem Papier besteht, darüber sind sich die Verantwortlichen einig. Denn hart umkämpft und hoch emotional waren die Duelle zwischen Durach und Kottern schon immer.
VfB-Archivar Robert Mader erinnert dabei gerne an das erste Punktspiel der beiden Vereine im Januar 1973. „Der TSV Kottern war damals eine Übermacht, Durach ist gerade in die Bezirksliga aufgestiegen. Aber wir haben das Spiel mit 3:2 gewonnen“, erzählt er. Es war das erste Mal überhaupt, dass Durach auf Augenhöhe mit dem starken Nachbarverein war. Denn in den Jahren zuvor, in denen sich die beiden lediglich in Freundschaftsspielen gegenüberstanden, gab es für den TSV Durach nicht viel zu erben.
Beim ersten Punktspiel 23 Jahre später waren auch Karl-Heinz Baab (62) auf Duracher Seite und Manfred Brutscher (62) beim TSV Kottern dabei. Beide erinnern sich noch sehr gut an dieses Duell. „Die Niederlage war ein schwerer Schlag für uns. Durach hat clever gespielt und das hat uns sehr überrascht“, meint Brutscher. Die Rivalität sei auch vor gut 40 Jahren schon groß gewesen. „Kottern war klarer Platzhirsch, Durach gerade auf dem Weg nach oben. Es ging schon immer heiß her. Daran hat sich bis heute nichts geändert“, erzählt Brutscher weiter. Er ist bis heute einer der Akteure mit den meisten Spielen im Kotterner Trikot. Karl-Heinz Baab hatte mit einem Elfmetertor im Premieren-Derby großen Anteil am Duracher Coup. Er erzählt: „Wir waren alles junge Spieler und haben ehrfürchtig auf die starken Kotterner Routiniers geschaut. Ich dachte früher immer: So gut wie die, will ich auch mal spielen.“ Die Frage der Motivation habe sich nie gestellt. Und das, da ist sich Baab sicher, sei auch heute noch so.
Die Erfolgskurve hat sich in den vergangenen Jahren weiter zugunsten des TSV Kottern entwickelt. In den elf Begegnungen seit 2007 setzte sich der TSV sechs Mal durch, Durach gewann zwei Spiele. Dazu kommen drei Unentschieden. Dieses Mal scheint die Brisanz noch größer zu sein. Denn keines der beiden Teams will im Saisonendspurt Punkte liegen lassen. Die einen auf dem Weg in die Bayernliga, die anderen im Rennen um den Klassenerhalt. Es scheint, als würden sich die Wege der beiden Nachbarn wieder einmal trennen. Wie so oft in der Vergangenheit.
Schiedsrichter: Tobias Schultes (Betzigau)


Wegen diesem schmerzhaften Zweikampf mit Eggs Christian Jehle muss FCG-Kapitän Florian Prießnitz (Mitte) um den Derbyeinsatz beim SC Ichenhausen bangen. F.: Walter Brugger

SC Ichenhausen - FC Gundelfingen (Mi 18:30)
(Bilanz seit 2008; 0 Siege Ichenhausen - 1 Remis - 1 Sieg Gundelfingen)
Wenn die beiden Teams mit der stärksten Defensive aufeinander treffen, ist eigentlich ein 0:0 vorprogrammiert. 21 Gegentreffer hat der Aufsteiger SC Ichenhausen bislang in der Landesliga einstecken müssen, 29 weist der FC Gundelfingen auf – und doch verspricht das Derby im Ichenhauser Hindenburgpark ein Spektakel. Ähnlich wie das Hinspiel (2:2).
Kurz vor Saisonende spielt auch die Tabellensituation eine gewichtige Rolle. Der SCI kann mit einem Sieg mit den aktuellen Tabellenzweiten SV Mering und FV Illertissen II gleichziehen, der FCG kann im Erfolgsfall bis auf drei Zähler an den SCI heranrücken. „Wir haben jetzt in allen sieben Spielen nach der Winterpause gepunktet, diese Serie wollen wir fortsetzen“, gibt FCG-Trainer Stefan Anderl als Ziel vor – und will im Aufstiegsrennen mehr als das Zünglein auf der Waage spielen: „Wir haben jetzt noch Ichenhausen, Mering und Tabellenführer Kottern als Gegner. Da können wir die Spitzenmannschaften noch richtig aufmischen. Ehrlich gesagt: für die ist es garantiert nicht angenehm, jetzt noch gegen uns spielen zu müssen.“
Dabei wird Anderl nicht müde, die Einstellung seiner Schützlinge zu loben. Keiner lasse sich hängen, niemand wolle die Saison einfach so ausklingen lassen. „Auch im Training halte ich die Intensität hoch“, so Anderl. Allerdings schrumpft sein Kader aktuell etwas zusammen. Neben dem noch bis Sonntag gesperrten Haydar Kaymaz fehlt Julian Eberhardt wegen eines Praktikums, der Einsatz des angeschlagenen David Anzenhofer scheint ausgeschlossen. Ob Linksverteidiger Manuel Müller ins Team zurückkehren kann, entscheidet sich wohl erst beim Aufwärmen vor dem Anpfiff. Ähnlich sieht die Situation bei Kapitän Florian Prießnitz aus, der beim SV Egg an der Günz einen schmerzhaften Schlag auf das Sprunggelenk bekam und den 3:0-Sieg im Unterallgäu hinterher humpelnd mitfeierte, muss ebenfalls um seinen Einsatz bangen.
Mit einem Erfolg könnten die Ichenhauser in der Tabelle mit dem SV Mering und TSV Nördlingen nach Punkten gleich ziehen. Sollte der SCI am Ende sogar in die Bayernliga aufsteigen, weiß Abteilungsleiter Rudi Schiller: „Dann haben wir ein Problem.“ Die Ichenhauser Anlage ist nicht tauglich für die zweithöchste Spielklasse, doch aktuell will Schiller den Höhenflug erst einmal genießen: „ir haben jedenfalls keine Baupläne in der Schublade. Ich habe gegenüber dem Bayerischen Fußball-Verband die Unterlagen für die Landesliga ausgefüllt. Mit mehr habe ich mich nicht beschäftigt. Da gibt’s wirklich gar nichts. Wir machen uns diese Sorgen erst, wenn es wirklich so weit sein sollte. Mir wäre es am liebsten, wenn wir weiterhin jedes Spiel gewinnen und wenn gleichzeitig mindestens zwei Mannschaften, die derzeit vor uns stehen, auch jedes Spiel gewinnen.“
Schiedsrichter: Florian Wildegger (Wehringen)

Aufrufe: 06.5.2015, 07:43 Uhr
Augsburger Allgemeine / wabAutor