Zwei Minuten später ist er auf der anderen Seite des Spielfelds angekommen und eigentlich würde er nach diesem ernüchternden Nachmittag am liebsten direkt duschen gehen, aber weil Perl nicht nur ein höflicher, sondern auch ein sehr freundlicher Zeitgenosse ist, bleibt er dann doch noch ein wenig stehen, um zu erzählen, warum er gerade 90 Minuten lang einen Fußballplatz rauf und runter gerannt ist, der diesen Namen eigentlich nicht verdient.
Die Vorfreude, sagt Perl, sei ja eigentlich groß gewesen, nach der Winterpause endlich wieder zu kicken. „Vielleicht, haben wir uns gedacht“, sagt er, „gelingt uns ein kleiner Lauf und wir können noch einmal oben angreifen“. Das mit dem Lauf hat dann zum Auftakt erst einmal nicht geklappt. Gegen die DJK Eintracht Süd, bis dato Tabellenletzter, haben sie 0:2 verloren. Das erste Tor für die Gäste fällt aus abseitsverdächtiger Position, beim zweiten kurz vor Schluss, scheinen Abwehr und Torwart in einen Sekundenschlaf verfallen zu sein, der Rest ist Frust und ein wenig zu dramatisch vorgetragene Kritik an den Mitspielern.
Wir sind eine „gute Gemeinschaft“, beruhigt der Kapitän. Den Vatertag haben sie in der Vergangenheit oft zusammen verbracht, Volksfest, Sauna, gemeinsam essen gehen – nur das mit dem gemeinsam Fußball spielen gelingt ihnen halt nicht immer ganz so gut. Fünfter sind sie derzeit in der A-Klasse 7, mit 27 Jahren ist Perl eher einer der Jüngeren im Team. Bevor er vor acht Jahren bei Sparta Noris angeheuert hat, war er für längere Zeit in gar keinem Fußballverein. An Potenzial mangelt es der Mannschaft aber nicht, findet er, „wir haben viele Leute dabei, die früher höherklassig gespielt haben“, sagt er und ergänzt diesen Satz dann aber noch um ein entscheidendes Detail: „mit zehn Kilo weniger“.
Auf dem Acker ist ihnen das zusätzliche Gewicht möglicherweise zum Verhängnis geworden, auf dem Rasenplatz sieht ihr Spiel normalerweise recht ansehnlich aus. „Der Wille ist ja da“, sagt Perl, im Training versuchen sie sich durchaus an einem gepflegten Kurzpassspiel, „aber dann“, sagt er und dreht sich noch einmal zum Platz um, „wirfst du im Spiel deinen Plan nach fünf Minuten über den Haufen“.
Hoch und weit haben sie es irgendwann probiert, sich damit aber auch nur selten Torchancen erspielt. Regelmäßig hat es irgendwo gescheppert, an einem schönen Fußballspiel waren auch die Gäste nicht interessiert, aber die stehen in der Tabelle ja auch weiter unten. Auf anderen Plätzen mussten sie am Wochenende die Partien nach dem vielen Regen gleich ganz absagen, bei der DJK sind sie dorthin umgezogen, wo das Gras nur noch da wächst, wo sich A-Klassen-Spieler normalerweise kaum hinverirren; in den Ecken des Spielfeldes, dort, wo Perl nach dem Schlusspfiff hingelaufen ist, um die Fahnen einzusammeln. Beim nächsten Mal dürfen sie hoffentlich wieder auf dem Rasenplatz ran. Zumindest wünscht man ihnen das. Und den Zuschauern.