2024-04-25T14:35:39.956Z

WM 2014
"Du musst dein Land lieben", erklärt uns Luis Fernando Guillen Borjas von der SG Dautenheim-Esselborn.
"Du musst dein Land lieben", erklärt uns Luis Fernando Guillen Borjas von der SG Dautenheim-Esselborn.

"Der beste Platz auf der Welt"

Der 19-jährige Honduraner Luis Fernando Guillen Borjas über Heimatliebe und die WM-Chancen

Der kleine mittelamerikanische Staat Honduras ist nach 1982 und 2010 zum dritten Mal bei einer Fußball-Weltmeisterschaft dabei. Dementsprechend ist die Euphorie bei den Honduranern, den Menschen aus Honduras, grenzenlos. Der 19-jährige Honduraner Luis Fernando Guillen Borjas, der seit September sein freiwilliges soziales Jahr in Deutschland absolviert und hobbymäßig beim C-Ligisten SG Dautenheim-Esselborn gekickt hat, beschreibt:

„Für die Leute in Honduras ist die Weltmeisterschaft sehr wichtig. Sie werden Party machen und bei jedem Tor von Honduras ausflippen". Auch Guillen Borjas wird besonders emotional bei den Spielen von seinem Land sein. Er ist sehr eng mit seinem Heimatland verwurzelt, könnte sich nichts Besseres vorstellen, als Honduraner zu sein. „Du musst dein Land lieben. Für mich ist Honduras der beste Platz in der Welt. Sobald die Nationalhymne ertönt, fühle ich großen Nationalstolz und singe lautstark mit. Ich vermisse Honduras, vermisse meine Sprache (spanisch)", sagt er und wird sein Heimweh schon bald überwunden haben, wenn er am 26. Juni endlich zurück in sein Land, zu seiner Familie fliegt.

Es wäre übrigens falsch zu denken, dass die Menschen nur während der WM mit einem breiten Grinsen durch die Gegend laufen. Es entspricht ihrem Naturell, wie Guillen Borjas sagt: „Die Leute sind immer glücklich und immer sehr freundlich". Die negativen Dinge in seinem Land, wie Gewalt und Armut, versucht der angehende Maschinenbaustudent zu verdrängen. „Du musst immer das sehen, was gut ist in deinem Land", meint er.

Die 23 Fußballer von Honduras werden sicher nicht nur zur WM fahren, um Party zu machen. Sie wollen einiges zeigen und den Fußballverband würdig vertreten, auch wenn die honduranische Bevölkerung durch die WM-Teilnahme schon befriedigt ist und alles andere nur als Bonus angesehen wird. Vor vier Jahren bei der WM in Südafrika zeigten die Mittelamerikaner trotz des Ausscheidens auch schon, dass sie nicht so einfach zu schlagen sind, wie vielleicht viele Leute denken. Ein weiterer Fingerzeig ist das 0:0 im Testspiel gegen England, am Samstag vor einer Woche.

Die Mannschaft um Nationaltrainer Luis Fernando Suarez zeichnet aus, dass „sie mit Herz und als Team spielen", sagt Guillen Borjas. Abhängen wird der Erfolg bei Honduras maßgeblich von den starken Legionären Maynor Figueroa (Hull City), Emilio Izaguirre (Celtic Glasgow), Roger Espinoza (Wigan Athletic) und Wilson Palacios (Stoke City). Aber auch vom erfahrenen Stürmer Carlo Costly (Real Espana San Pedro Sula), der im eigenen Land Fußball spielt, sei einiges zu erwarten, wie Guillen Borjas berichtet. Mit diesem Kader, glaubt er, wird Honduras ernsthafte Chancen haben, die Gruppe zu überstehen. Er ist sich sicher, dass Honduras der Welt zeigen wird: „Wir sind ein kleines Land, aber können richtig guten Fußball spielen". Zu Wünschen wäre es dem Land, dass zumindest der erste Sieg in der kurzen WM-Historie herausspringt. Außenseiterchancen in der Gruppe E werden ebenso Ecuador eingeräumt, Frankreich und Schweiz sind die Favoriten für einen Einzug ins Achtelfinale.

Guillen Borjas, dem der Deutschland-Aufenthalt sehr gefallen hat, konnte sich indes nicht festlegen, wer den Weltmeistertitel holt. Einer von „Deutschland, Spanien, Brasilien und Argentinien", die alle auf dem „gleichen Level" seien, wird den Titel holen, so die Einschätzung des Mannes aus Honduras. Am liebsten wäre es ihm natürlich, wenn am Ende Noel Valladares, der Kapitän und Torwart von Honduras, die WM-Trophäe in den Himmel recken würde - eine wohl nicht zu erfüllende Wunschvorstellung.

Aufrufe: 018.6.2014, 18:30 Uhr
Nico BrunettiAutor