2024-05-02T16:12:49.858Z

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Zählbares holten die Bonndorfer Fußballer aus 16 der 18 Bezirksligaspiele. Doch neun Unentschieden sind Trainer Nils Boll entschieden zu viel. | Foto: Patrick Seeger
Zählbares holten die Bonndorfer Fußballer aus 16 der 18 Bezirksligaspiele. Doch neun Unentschieden sind Trainer Nils Boll entschieden zu viel. | Foto: Patrick Seeger

Der Ball ruht in der Bezirksliga: Eine Bilanz

Neun Remis sind TuS-Trainer Boll drei Siege zu wenig +++ Hölzlebruck im Soll, Hinterzarten in der Lernphase, Grafenhausen in Sorge

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Spaß haben beim Sport, das sagt sich so leicht. Wer seine Leidenschaft am Ball ernst nimmt, der kann schon mal zweifeln an König Fußball. Weil Willen allein nicht reicht. Weil Scheitern diesen Sport fast noch spannender macht, als herbeigesehnte Siege. Das gilt von den Bundesliga-Profis bis zu den Amateuren der Bezirksliga Schwarzwald. Die BZ hat zu Beginn der Winterpause mit den Trainern des TuS Bonndorf, SV Hölzlebruck, SV Hinterzarten und SV Grafenhausen Höhen und Tiefen der vergangenen Monate ausgelotet.
TuS Bonndorf
„Nicht schon wieder“: Nils Boll, seit dem Saisonstart neuer Trainer des Landesliga-Absteigers TuS Bonndorf, musste am vergangenen Sonntag im letzten Bezirksligaspiel des Jahres mitansehen, wie seine Mannschaft einen hochverdienten 1:0-Vorsprung leichtfertig verspielte und sich fünf Minuten vor Schluss bei der einzigen Torchance des FC Pfaffenweiler das 1:1 einfing und damit das neunte (!) Unentschieden in 18 Spielen. „Ich war nach dem Schlusspfiff richtig sauer“, so Boll am Tag danach, „und ich bin es noch immer“. Vier Punkte mehr, so Boll, seien für sein Team drin gewesen „vielleicht sogar acht“, oder gar drei Siege mehr. Vier Zähler Plus hätten Rang drei bedeutet, deren acht die Tabellenführung. Rang fünf ist dennoch ein Erfolg für die Bonndorfer, die mit einer radikal umgekrempelten Mannschaft in die Bezirksliga starteten und das Trauma des (zweiten) Abstiegs aus der Landesliga rasch verarbeiteten. „Vielleicht sind wir noch zu unerfahren“, so Boll, vielleicht sei seine Mannschaft bisweilen auch noch zu sorglos und nicht stabil genug, um auch einmal einen dreckigen Sieg über die Zeit zu retten. Das will er ändern. In der Frühjahrsrunde. Rang fünf halten, das ist für Boll ein Zwischen-, weil Minimalziel. Bewusst nach oben schauen will er mit seiner Mannschaft, in der es fünf bemerkenswerte Entdeckungen gibt: Kay Schlageter, lange Jahre Abräumer auf dem Feld, hat als 32-jähriger Neuling zwischen den Pfosten ein tolles Debüt hingelegt. „Kay ist ein brutal guter Torwart“, lobt Boll, „er hat keinen Fehler gemacht“. Richtig gut entwickelt hätten sich zudem die Ex-Jugendspieler Jochen Kessler, Malik Kalinasch und Lukas Weishaar sowie Jannick Thurau, der in den ersten acht Spielen zum Torjäger avancierte, ehe er mit einer Bänderverletzung wochenlang ausfiel. Thurau soll in der Frühjahrsrunde aber ebenso wieder fit sein wie Marco Morath und Christian Feger. „Und dann“, so Boll, „greifen wir an“.

SV Hölzlebruck
Es war ein Ausflug ohne Mehrwert. Vergeblich hatten sich die Fußballer des SV Hölzlebruck zum letzten Kräftemessen des Jahres in Geisingen aufgemacht. Kurz vor dem Anpfiff sagte der Schiedsrichter die Partie ab – weil die Halme des Naturrasens auf dem SVG-Sportgelände gefroren waren. HSV-Trainer Andreas Binder und seine Spieler führten sich durch diese Sicht der Dinge ein bisschen aufs Glatteis geführt. „Wir haben schon bei schlechteren Bedingungen gespielt“, so der Coach, „aber Schwamm drüber, jetzt ist es halt so“. Am Sonntag waren die HSV-Kicker so ohne Ballkontakt früh zu Hause und zogen die vereinsinterne Jahresabschlussfeier von 18.30 auf 16 Uhr vor. Eine Feier mit zufriedenen Gesichtern. Die Hölzlebrucker haben sich im zweiten Jahr nach dem Aufstieg in der Bezirksliga akklimatisiert. Die glühenden Optimisten unter den HSV-Fans hatten ihr Team nach dem fünften Platz in der vergangenen Saison diesmal im Kampf um den Tabellengipfel gesehen, doch das, so Binder, „käme noch ein bisschen früh. Wir sind angetreten, um uns zu konsolidieren, das haben wir geschafft“.
Und doch wäre ein bisschen mehr drin gewesen als Rang neun mit aktuell 25 Punkten und einem Spiel weniger im Tableau, als die Konkurrenz. Fünf Zähler hätte sein Team verschenkt, so Binder, „vielleicht sind die Jungs nach dem tollen Erfolg im Aufstiegsjahr ein bisschen zu locker an die Sache herangegangen“. Unterschätzt wurden die Hölzlebrucker jedenfalls nicht mehr. Dauerläufer und Torjäger Patrick Koch hat sich in der Liga ebenso einen Namen gemacht, wie Knipser Alexander „Ali“ Winter. Trainer Binder ist überzeugt, dass er noch ein paar Prozent Leistung mehr aus der Mannschaft herauskitzeln kann – so wie in der vergangenen Saison, als die HSV-Elf mit vier Siegen in die Frühjahrsrunde startete. Eine Erwartungshaltung, aus der Binder (noch) keinen Erfolgdruck ableiten will. Aktiven Fußball-Verzicht empfiehlt er seinen Spielern bis Weihnachten, „die Jungs sollen einfach mal machen, wozu sie Lust haben, ohne Ball“. Etwa Skifahren. Oder: Nichts tun. „In der Ruhe liegt die Kraft“, weiß der Trainer. Abgänge gibt es keine, dafür kehrt Marc Grießhaber nach knapp vier Monaten Auslandssemester am 20. Dezember aus Kanada heim und soll den HSV in der Frühjahrsrunde verstärken.

SV Hinterzarten
Lars Mundinger ist der Freund seiner Spieler. Ein Kumpel, der auch mal eigene Fehler zugibt. Das ist keine Selbstverständlichkeit, zumal dann, wenn die Patzer des Vordenkers auf dem Platz prompt bestraft werden. „Klar hab’ ich auch taktische Fehler gemacht“, so der 28-jährige Spielertrainer, „manche Formationswechsel haben nicht so geklappt wie erhofft“. Mundinger redet die eigenen Schwächen und die seiner Spieler nicht klein. Das macht ihn und sein Team stark. Auch in der Niederlage. Auch dann, wenn Besserwisser von außen motzen. Dazulernen, sich steigern, an den Aufgaben und Gegnern wachsen, das gehe nicht ohne Rückschläge, so Mundinger, der sich mit seiner Mannschaft in einer zweigeteilten Liga sieht – vorne die ersten elf – und hinten, mit gebührendem Ab- und Rückstand, die fünf Teams aus dem Tabellenkeller.

Wenn seine Mannschaft am Ende der Saison am Kopf dieser Fünfergruppe stehe, „dann wäre das okay“, so Mundinger, der keinen Zweifel am Willen seiner Kicker hat. Der Zusammenhalt sei gut, „wir sind als Team noch enger zusammengerückt“. Enorm wichtig ist ihm das Wir-Gefühl beim HSV, die Brücke zwischen erster und zweiter Mannschaft ist so kurz wie seit Jahren nicht. Baustellen gibt es freilich genug, drei Siege aus 18 Spielen sind, gutwillig betrachtet, bescheiden. Abstiegsgefahr? Ja, die gebe es, so Mundinger, „aber sie lähmt uns nicht“. Und überhaupt, von Verzagtheit halte er gar nichts. „Wenn man fünf von sieben Spielen gewinnt, dann sieht vieles freundlicher aus.“ Der Ball hat jetzt beim HSV erst mal Ruh’. Der robuste HSV-Rackerer Dennis Fries-Beckmann ist in den kommenden Monaten als Skiverleiher und Julian Eckert als Skilehrer auf dem Feldberg gefordert – falls er kommt, der Winter.

SV Grafenhausen
Winterpause? Nein danke! Roberto Wenzler, der am 10. Oktober als Nachfolger von Andreas Ackermann das Amt als Trainer des Tabellenletzten SV Grafenhausen übernommen hatte, würde mit seiner Mannschaft am liebsten noch ein, zwei Wochen weitertrainieren. Weil er Entwicklungspotenzial sieht, weil er spürt, dass die Mannschaft lernt und es positive Veränderungen gibt. Im Tabellenbild sind diese Fortschritte noch nicht zu erkennen. Ein Sieg in Tennenbronn, dazu das 2:2-Unentschieden am vergangenen Sonntag beim Kellderby in Schönwald, das ist Wenzlers Ausbeute aus sieben Spielen beim Tabellenletzten. Es könnte ein Sieg mehr sein, „denn in Schönwald hätten wir zur Halbzeit 4:0 führen müssen“, so der SVG-Trainer, der sich grämt, dass es seine Mannschaft nicht schaffe, sich für gute Leistungen zu belohnen. Der Weg, den die Spieler gehen müssten sei steinig, „aber es ist der richtige Weg“, so Wenzler, „man sieht Fortschritte in der Spielweise“. Überzeugt ist er, dass in seiner Mannschaft großes Potenzial schlummere. Wenzler wirkt wie ein Schatzsucher, der unbeirrt seinen Traum leben und mit der Wirklichkeit belohnt werden will. „Wir können das Problem lösen“, so der SVG-Trainer. Die Frage nach dem „Wie“ lässt er unbeantwortet. „Das klären wir intern.“
Aufrufe: 05.12.2016, 20:00 Uhr
Johannes Bachmann (BZ)Autor