2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Denkt Dietmar Schacht über einen Rücktritt als Trainer des SV Bergisch Gladbach 09 nach?, Foto: Uli Herhaus
Denkt Dietmar Schacht über einen Rücktritt als Trainer des SV Bergisch Gladbach 09 nach?, Foto: Uli Herhaus

Denkt Schacht über Rücktritt nach?

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Nach der 0:2-Niederlage gegen Borussia Freialdenhoven will der Bergisch Gladbacher Trainer Dietmar Schacht zwei Tage Abstand gewinnen. Mit einem Statement eröffnet er Raum für Spekulationen - bleibt der 50-Jährige Trainer des Fußball-Mittelrheinligisten?

Bergisch Gladbach. Sein Blick ging ins Leere. Dietmar Schacht hatte noch einmal alles Revue passieren lassen. Er hatte das 0:2 (0:1) des SV Bergisch Gladbach 09 gegen Borussia Freialdenhoven analysiert. Und dann sagte der 50-Jährige noch einen Satz, der zumindest Raum für Spekulationen eröffnete: „Jetzt muss ich mich mal zwei Tage zurückziehen und über die gesamte Situation nachdenken.” Auf die Rückfrage, ob er denn im Halbfinale des Kreispokals am Dienstag gegen den SSV Homburg-Nümbrecht noch Trainer des Fußball-Mittelrheinligisten sei, äußerte er sich ausweichend: „Wer mich kennt, der weiß, dass bei mir immer vieles möglich ist. Wie gesagt, ich muss mir jetzt meine Gedanken machen. Aber Stand jetzt ist, dass ich bleibe.”

Das 0:2 gegen Freialdenhoven war die dritte Pleite im vierten Spiel. Sie hat Spuren hinterlassen. Die meisten Spieler zogen es mal wieder vor, kommentarlos in der Kabine zu verschwinden. Sie hatten ihre Ansage vorher 90 Minuten auf dem Platz gemacht — und das war mal wieder alles, nur nicht überzeugend. Schacht hatte dieser Auftritt sichtbar zugesetzt. Wäre er nicht so professionell, hätte er wahrscheinlich ebenfalls geschwiegen. Aber so sagte er etwas, was tief blicken lässt: „Ich bin enttäuscht, ich bin maßlos enttäuscht. Besonders von meinen Führungsspielern erwarte ich mehr.”

Aber vielleicht ist genau das das Problem: Womöglich erwartet Schacht zu viel, und die Spieler sind damit einfach überfordert. Gegen Freialdenhoven war es offensichtlich, dass derzeit einfach die Qualität fehlt, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Der Gegner war praktisch von der ersten Minute an das in jeder Hinsicht bessere Team — taktisch, technisch, spielerisch. Früh musste der Pfosten das 0:0 retten (9.).

Die 09er hingegen zeigten immer wieder erstaunliche Defizite. Sie kamen nur einmal nennenswert in den gegnerischen Strafraum. Aber nach Vorarbeit von Anton von Lampe und Tobias Zinken vergab Kevin Reuter frei stehend (15.). Alle weiteren Bemühungen waren darauf ausgerichtet, das eigene Tor zu sichern. Auch das funktionierte jedoch nur bis zur 22. Minute. Da zeigten die Gäste sehenswert, wie Kombinationsfußball geht. Einen feinen Spielzug über die rechte Seite vollendete Gerard Sambou zum 1:0. Es war offensichtlich, dass diese Führung verdient war.

„Ich habe schon lange nicht mehr so einen starken Auftritt meines Teams auf fremden Platz gesehen”, lobte Borussia-Trainer Wilfried Hannes hinterher. „Das war mindestens ein Klassenunterschied. Unser einziges Manko war, dass wir die Begegnung nicht früher entschieden haben.” Es war eine knallharte Analyse des ehemaligen Nationalspielers, die den Bergisch Gladbacher Anhängern nachhaltig Sorgen bereiten dürfte. Auch Schacht konnte nicht verhindern, dass Hannes später so etwas sagen durfte. Er haderte während der 90 Minuten immer wieder lautstark und wild gestikulierend mit den Aktionen seiner Spieler. Auf der Freialdenovener Bank war man über das Temperament des Ex-Profis erstaunt. Hannes beispielsweise schüttelte immer wieder ungläubig mit dem Kopf. Er selbst wählte die ruhige und sachliche Ansprache. Als endlich Pause war, konnten die Bergisch Gladbacher froh sein, nicht schon aussichtslos hinten zu liegen. Voller Wut stürmte Schacht in die Kabine. Es war eine kurze, aber ziemliche nachdrückliche Ansprache.

Nach dem Wechsel änderte sich zunächst nicht viel. Freialdenhoven war weiterhin dominant und nutzte die Schwächen im Defensivverband der Gastgeber vor allem über die Außen konsequent. Einziges Manko blieb die Chancenverwertung — nur deshalb lag der Regionalliga-Absteiger noch nicht aussichtslos zurück. Die totale Überlegenheit sollte sich aber doch noch auszahlen. Lucas Domgörgen traf mit einem traumhaften Freistoß aus 25 Metern genau in den Winkel zum 2:0 (64.).

Spätestens zu diesem Zeitpunkt war auch das Feuer bei Dietmar Schacht erlöschen. Der Vulkan hatte sich beruhigt. Er hatte die Hoffnung verloren. Es funktionierte einfach nichts. In der wilden Schlussoffensive gab es immerhin noch ein paar klare Möglichkeiten. Ein Tor aber wollte nicht gelingen.

„Ich erwarte einfach vor allem von den älteren Spielern, dass sie ihre Chancen überlegter nutzen. Wir hatten in den letzten 15 Minuten fünf oder sechs hundertprozentige Gelegenheiten. Es kann einfach nicht sein, dass wir dann wiederholt den gegnerischen Torwart anschießen”, sagte Schacht. Völlig Unrecht hatte er mit seiner Analyse nicht. Aber es änderte nichts an einer offensichtlichen Situation: Der SV Bergisch Gladbach 09 ist mitten im Abstiegskampf angekommen.

Bergisch Gladbach 09: Cebulla, Tolzin, Schlößer, Kapitza, Zinken, Kilic, von Lampe (75. Ichihara), Sanches, Burger (65. Jung), Reuter (46. Kanli), Sow — Trainer: Schacht.
Tore: 0:1 Sambou (22.), 0:2 Domgörgen (64.)
Zuschauer: 197.

Am Dienstag gegen Bezirksligisten

Im Viertelfinale des Bitburger Kreispokals erwartet der SV Bergisch Gladbach 09 den Bezirksligisten SSV Homburg-Nümbrecht (Dienstag, 19.30 Uhr, Krüger Jugendsportzentrum, Handstr. 340). „Ich hoffe, dass sich meine Spieler da nicht noch mehr unter Druck setzen”, sagte Dietmar Schacht. „Wir sollten die Begegnung nutzen, um uns Selbstvertrauen zu holen.”

Der Trainer kündigte bereits einige Umstellungen in der Startelf an. Zum Beispiel wird Neuzugang Idrissa Sow nach seinem durchwachsenen Auftritt beim 0:2 gegen Freialdenhoven nicht spielen. Kai Burger wird in den Sturm rücken. Kevin Reuter musste gestern Nachmittag wegen eines Zwickens im Oberschenkel zur Pause ausgewechselt werden — Einsatz fraglich.

Am Wochenende steht das wichtige Meisterschaftsspiel beim SSV Merten auf dem Programm (Sonntag, 14.30 Uhr).

Aufrufe: 015.9.2013, 19:19 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Sven WinterschladenAutor