2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
F: Patten
F: Patten

„Das war wie im Krieg – nur ohne Waffen“

Der Verbandsspielausschuss beschäftigt sich mit dem Chaos-Spiel zwischen SV Türkspor und SFL Bremerhaven. Beide Klubs erzählen verschiedene Versionen.

Verlinkte Inhalte

Ein Elfmeterpfiff in der 90. Minute, Zuschauer auf dem Platz, der Schiri beschimpft und bedrängt – beim Landesliga-Spiel des SFL Bremerhaven in Bremen gegen den SV Türkspor herrschte in der Schlussphase großes Chaos. Die Partie, die 3:3 endete, stand deshalb vor dem Abbruch.
Ob die Geschehnisse für die Beteiligten Konsequenzen haben, darüber berät nun der Bremer Fußballverband. „Unser Verbandsspielausschuss wird sich am kommenden Montag mit dem Fall befassen“, sagt Oliver BFV-Pressesprecher Oliver Baumgart. Referee Mirel-Ioan Arghir hat einen Sonderbericht verfasst.

Was die chaotischen Szenen in der Schlussphase angeht, gehen die Versionen beider Klubs auseinander. Ausgangspunkt für die Aufregung war ein Elfmeterpfiff von Referee Arghir in der 90. Minute gegen Türkspor. Anschließend wurde es hektisch. Laut SFL-Coach Marcus Klame wurde der Referee anschließend nicht nur von Türkspor-Spielern bedrängt, sondern auch von Zuschauern, die aufs Feld kamen. Ähnlich berichtet es Stürmer Mario Gagelmann. „Der Schiri wurde angegangen. Es gab auch Platzverweise für zwei Spieler. Es war total aufgeregt. Wie im Krieg – nur ohne Waffen.“ Gagelmann, der den Elfmeter schießen wollte, musste nach eigener Schätzung mehr als fünf Minuten warten, bis er antreten konnte. Und die Aufregung hatte ihn nicht kalt gelassen. Er verschoss. „Die Gesamtsituation hat mich schon beeinträchtigt, das war fast Wettbewerbsverzerrung“, sagt der 34-Jährige, der in 18 Spielen bereits 17-mal für den Liga-Vierten getroffen hat.

Nach dem verschossenen Elfmeter soll es laut Gagelmann erneut einen Platzsturm von Türkspor-Fans gegeben haben – diesmal aus Freude. Allerdings war die Partie da noch nicht beendet. Es folgte eine weitere Unterbrechung, bis die Zuschauer vom Platz runter waren. Anschließend lief das Spiel noch gut eine Minute, und es gab erneut eine Strittige Szene. Ein vermeintliches Handspiel von Türkspor im Strafraum. „Das war grenzwertig“, sagt Gagelmann, der vermutet, der Schiedsrichter habe sich aufgrund der Hektik zuvor nicht getraut, noch mal einen Elfmeter zu pfeifen.

Eine etwas andere Sicht auf die Dinge hat Spielertrainer Necati Uluisik vom TV Türkspor. „Ja“, gibt er zu, „es war etwas hektisch – aber nix Dramatisches.“ Dass nach dem Elfmeter-Pfiff Zuschauer aufs Feld liefen, verneint der SVT-Mann. „Da ist keiner aufs Feld gegangen, aber unser Platz ist so klein, da stehen die Leute nah dran. Die Fans haben reingeschrien, auch den Schiedsrichter beleidigt. Dafür entschuldige ich mich“. Lediglich Spieler des SVT hätten nach dem Elfmeterpfiff beim Schiedsrichter protestiert. Dabei sei es aber auch nicht um den Strafstoß gegangen. „Der war berechtigt, keine Frage“, sagt Uluisik. „Das ging um eine Szene davor. Wir hatten davor selbst einen Angriff, dabei bin ich taktisch gefoult worden. Doch der Schiedsrichter hat nicht gepfiffen. Im Gegenzug gab es dann den Elfmeter“, so der Spielertrainer des abstiegsbedrohten Klubs. Deshalb die ganze Aufregung.

Erst, als SVT-Keeper Evren Boga den Elfmeter von Gagelmann gehalten habe, seien laut Trainer Uluisik Fans von Türkspor aufs Feld gerannt. „Das waren aber nur ein paar Jugendspieler, sie haben sich gefreut und gedacht, das Spiel ist vorbei.“

Uluisik hat das Gefühl, sein Klub werde benachteiligt. „Wir hatten vor einiger Zeit ein Spiel, da wurde ein Spieler von uns in der 5. Minute im Strafraum gefoult, aber es gab keinen Pfiff. Später habe ich den Schiedsrichter darauf angesprochen. Und der hat gesagt: ‚Das war zu früh für einen Elfmeter.’ Das ist schon frustrierend.“

Der SVT-Spielertrainer rechnet nicht damit, dass Türkspor für die Vorfälle, die es in der chaotischen Schlussphase des SFL-Spiels gab, bestraft werden wird. Bremerhavens Stürmer Gagelmann fordert das hingegen. „Ich finde, es muss vom Sportgericht eine Strafe geben.“

Die Entscheidung darüber, ob die Partie Konsequenzen hat, liegt nun beim BFV.

Aufrufe: 08.3.2017, 12:30 Uhr
Fupa / Christian HeinigAutor