2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Mit einem Banner reagierten BSC-Fans im Oktober vergangenen Jahres auf die Krawalle einiger mutmaßlich rechtsgerichteter Anhänger. FOTO: MÜLLER
Mit einem Banner reagierten BSC-Fans im Oktober vergangenen Jahres auf die Krawalle einiger mutmaßlich rechtsgerichteter Anhänger. FOTO: MÜLLER

BSC erteilt Randalierern Hausverbot

Verlinkte Inhalte

Kein anderer Verein in der Fußball-Mittelrheinliga hat eine vergleichbar große Fangemeinde wie der Bonner SC. Aber auch kein Verein in der Fußball-Mittelrheinliga hat vergleichbare Fanprobleme wie der BSC.
Nach den jüngsten Ausschreitungen vor der Partie am vergangenen Sonntag bei Viktoria Arnoldsweiler, als BSC-Fans das Stadion stürmten (der GA berichtete), sah sich der Verein nun zum Handeln gezwungen.

Bereits im Oktober 2014 hatten Übergriffe mutmaßlich rechtsgerichteter BSC-Anhänger auf zwei Bonner Kneipen den Mittelrheinligisten aufgeschreckt. Anfang Januar, am Rande des BSC-Hallenturniers in der Hardtberghalle, waren BSC-Fans, die laut Polizei in die Kategorie C für gewaltsuchend gehören, und Anhänger des FC Remscheid aneinandergeraten.

Nach den Vorkommnissen im Dürener Vorort Arnoldsweiler hat der BSC nun vor dem Heimspiel am Sonntag (15 Uhr, Sportpark Nord) gegen Borussia Freialdenhoven mit sofortiger Wirkung ein Hausverbot gegen mehrere Mitglieder der Fangruppierung „Bonner Bande“ ausgesprochen. Bei einem Treffen mit der Polizei, an dem gestern Abend BSC-Aufsichtsratsmitglied Jürgen Harder, der Fanbeauftragte Andreas Klöckner sowie der Sicherheitsbeauftragte Christoph Heiliger teilnahmen, wurden 37 Personen identifiziert. Sie werden nun über das Hausverbot informiert.

„Dieses vereinsschädigende Verhalten kann und darf nicht toleriert werden“, erklärte BSC-Vize Dirk Zacke in einer gestern verbreiteten Pressemeldung. „Die beteiligten Personen erhalten zunächst einmal ein Veranstaltungsverbot für alle BSC-Veranstaltungen bis zum 30. Juni 2015. Wir behalten uns ferner weitere Maßnahmen nach Abschluss der staatsanwaltlichen Ermittlungen vor. Präsidium und Aufsichtsrat verurteilen jegliche Gewalt. Wir entschuldigen uns noch einmal bei der Viktoria und den Einsatzkräften für die Vorkommnisse und distanzieren uns davon.“

Wie Pressesprecherin Melanie Mallmann von der Polizeidirektion Düren mitteilte, hatten die Beamten am Sonntag vorab einen Hinweis bekommen, dass es beim Spiel in Arnoldsweiler zu Problemen mit Bonner Fans kommen könnte. Daraufhin wurden – anders als bei Mittelrheinligaspielen üblich – mehrere Beamte für die Begegnung abgestellt. Eine Gruppe von Bonner Anhängern, die vor den Kassenhäuschen stand, habe plötzlich den Eingangsbereich gestürmt und ohne zu bezahlen die Tribüne besetzt. Dabei sei eine Polizistin verletzt worden. Sie soll nach GA-Informationen mit einem Megaphon geschlagen worden sein und ist dienstunfähig.

Zur Verstärkung forderten die Dürener Beamten eine Einsatzhundertschaft aus Bonn an, die an diesem Tag Bereitschaft hatte. Die herbeigerufenen Beamten nahmen von 49 Fans im Alter von 18 bis 30 Jahren die Personalien auf. Gegen sie läuft eine Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung, Hausfriedensbruch, Nötigung und Erschleichung von Leistungen. Nach Angaben der Polizei wurden zwei Personen in Gewahrsam genommen: ein 24-Jähriger wegen des Angriffs auf die Polizistin, ein 21-Jähriger wegen massiver Beleidigung.

Bestürzt äußerte sich Josef Möthrath, der 1. Vorsitzende von Viktoria Arnoldsweiler. „Wir hatten mit dem Bonner SC vorab noch Kontakt. Die Fan-Beauftragten haben uns versichert, dass nichts passieren würde. Einige aus der Gruppe wollten an der Kasse ja gerade bezahlen, doch dann rief einer von hinten: Los, stürmen! Und dann gingen die Krawalle los. Das ist das erste Mal, dass wir hier so etwas erlebt haben.“ Der Bonner Vorstand habe sich entschuldigt und auch einen Teil des Einnahmeverlustes ausgeglichen. Ob der Verein weitere Schritte einleiten werde, wollte Möthrath von einem Gespräch mit der Dürener Polizei abhängig machen.

Bereits im Oktober letzten Jahres hatte sich der BSC-Präsident Matthias Möseler nach den Übergriffen auf zwei Bonner Kneipen vehement gegen gewaltbereite Anhänger des BSC gewandt. „So etwas darf nie wieder vorkommen“, forderte der 44-Jährige seinerzeit. „Diese Nachrichten will kein Sponsor lesen. Das ist extrem ärgerlich und gefährlich für uns.“ Gerade einmal fünf Monate später muss sich der geschäftsführende Gesellschafter des Dienstleistungsunternehmens Steep GmbH erneut mit Randale der BSC-Anhänger auseinandersetzen. Thomas Heinen sprach nach den Vorfällen in Arnoldsweiler mit dem BSC-Präsidenten.


?In dem Fall dürfen wir nicht warten und uns in Ausflüchte retten? M. Möseler BSC-Präsident

Herr Möseler, haben Sie die Ausschreitungen vor Ort miterlebt?

Matthias Möseler: Nein. Ich habe mir die Vorkommnisse von meinen Präsidiumskollegen schildern lassen. Alleine das hat mir schon gereicht.

Halten Sie die Maßnahmen wie ein Hausverbot für Mitglieder der „Bonner Bande“ für angemessen?

Möseler: Auf jeden Fall. Hier wurden eindeutig Grenzen überschritten. In diesem Fall dürfen wir nicht länger warten und uns in Ausflüchte retten, es handele es sich um laufende Ermittlungen, deren Ausgang man erst einmal abwarten müsse.

Also ist aus Ihrer Sicht schnelles Handeln angesagt?

Möseler: Absolut. Hier ist Eile geboten. Ein Hausverbot auszusprechen, ist der richtige Beschluss. Das Verhalten muss Konsequenzen haben. Wir müssen gewaltbereite Kreise identifizieren und aus der großen Mehrheit der friedlichen Fangemeinschaft entfernen.

Hätte Ihr Fanbeauftragter mäßigend auf die Gruppe einwirken können?

Möseler: Er war in dem Fall chancenlos. Genauso wie die Polizeibeamten.

Aufrufe: 020.3.2015, 08:35 Uhr
General-Anzeiger / Thomas Heinen, Hartmut EickenbeAutor