2024-05-10T08:19:16.237Z

Analyse
Szene aus dem Spiel VfL Kloster Oesede - BW Merzen F: Suse Niermann
Szene aus dem Spiel VfL Kloster Oesede - BW Merzen F: Suse Niermann

Bersenbrücks Fieberkurve ein Strich

Bezirksliga 5 zur Winterpause aus der Sicht des Nordkreises OS-Land

Nach 18 Spieltagen bietet die Tabelle der Bezirksliga 5 wegen zahlreicher Spielausfälle ein schiefes Bild. Eindeutig ist nur die souveräne Tabellenführung des TuS Bersenbrück, der auch mit zwei Partien im Rückstand die Konkurrenz in Schach hält. Die Fieberkurve der Mannschaft des neuen Trainers Farhat Dahech ist ein einziger Strich. Den Osnabrücker Norden vertreten im Verfolgerfeld SC Rieste (4.) und BW Merzen (6.), wobei die Trainer Josef Buschemöhle und Al Anozie die Leistung ihrer Mannschaft sehr unterschiedlich bewerten. Der Vierte im Altkreise, Quitt Ankum (11.), fällt dagegen merklich ab und kann sich einfach aus der unteren Tabellenhälfte nicht absetzen, ohne aber ernsthaft in Abstiegsgefahr zu schweben.

TuS Bersenbrück

Am Hastruper Weg in Bersenbrück wiederholt die stark aufgerüstete Nummer eins im Nordkreis auf den ersten Blick die beeindruckende Siegesserie des Vorjahres – aber nur auf den ersten Blick, da sich der TuS mit den Merzener „Löwen“ und dem späteren Meister Türkgücü vorübergehend den Platz an der Sonne teilen müssen, um das Finale dann als gar nicht einmal so unglücklicher Kronprinz zu beenden. In dieser Saison macht dagegen nicht einmal die – einzige - Niederlage zuhause gegen Voxtrup der Konkurrenz ernsthaft Mut, irgendwie der Dahech-Truppe den Landesligaaufstieg streitig machen zu können, den der Verein inzwischen ohne Umschweife als Saisonziel beansprucht und dem eine „Ansammlung individueller Klasse (Buschemöhle)“ sportlich anscheinend unbeirrt mit Meilenstiefeln entgegenstürmt. Das große Bersenbrücker Plus ist in der Tat ein 17-köpfiger, gleichwertig besetzter Kader, der auch durch Sperren und Verletzungen nichts an Durchschlagskraft einbüßt, auch wenn Teammanager Peter Buschermöhle nicht verhehlt, dass der Ligaprimus hin und wieder Fortuna auf seiner Seite hatte. Großen Anteil am stabilen Aufschwung hat nicht zuletzt der 58-Jährige Trainerfuchs Dahech, der eben mit der Maßgabe „Meisterschaft“ geholt wurde und bisher mit Leitung das Vertrauen seiner Arbeitgeber rechtfertigt, sodass ein Einbruch im zweiten Teil seiner Mission unwahrscheinlich ist. „Wir sind sehr zufrieden, ich will aber die Qualität der Spiele noch wesentlich verbessern“, lässt der neue Besen keinen Zweifel daran, dass sich die Konkurrenten warm anziehen müssen. Nur oben mitzuspielen, reicht Dahech als Ziel nicht mehr. Vielmehr soll der Abstand nach unten mindestens so bleiben.


SC Rieste

Sehr zufrieden sind auch die Riester, die sensationell auf dem vierten Tabellenplatz überwintern. Dabei starten die Schwarz-Weißen als Schlusslicht, um sich dann aber auch von einigen Ausrutschern wie Ende Oktober beim 2:3 auf Lage gegen Kloster Oesede nicht irritieren zu lassen und das Feld von hinten aufzurollen. Doch ihr Trainer Buschemöhle macht den berechtigten Stolz nicht allein an der beeindruckenden Leistung seiner „Fohlen“ fest. „Die junge Mannschaft spielerisch und charakterlich weiter zu entwickeln, ist nach wie vor mein Saisonziel“, freut sich der 50-Jährige zwar über die 29 Punkte, denkt und plant aber auch schon über den Sommer 2015 hinaus, um spielerisch und mit technisch gutem Fußball noch erfolgreicher als momentan zu werden. Rieste könne am Tempo durch direktes Spiel mit wenig Ballkontakten noch zulegen und im Abschluss konsequenter sein; auch hat sich die Abwehr vor dem sicheren Rückhalt Stephan Springer gefestigt, sodass das Torverhältnis erstmals konstant positiv ist. Spielfreude und Leistungsbereitschaft einerseits sowie Unterstützung und Anerkennung im fußballverrückten Dorf andererseits sind gute Rahmenbedingungen dafür, dass Buschemöhle in einer ausgeglichen besetzten Liga durchaus keine graue Maus mehr ist.


BW Merzen

Im kreisinternen Ranking halten die Merzener noch den engsten Kontakt zu Bersenbrück. Denn die „Löwen“ belegen nach je drei Derbys mit sieben Punkten hinter Bersenbrück (9) Platz zwei; sieglos folgen Rieste (2) und Ankum (1). Dennoch ist ihr Trainer Anozie, der sich auch schon mal fürs Versagen seiner Spieler schämt und ohne Aussprache die Heimreise antritt, mit der Hinserie „absolut nicht zufrieden“. Für eine wiederholt schlechte Laune sorgt eine „gewisse Sorglosigkeit zu glauben, 90 Prozent Einsatz würden reichen“. In seinem zweiten Jahr mischen die Blau-Weißen dennoch nicht zuletzt dank ihrer Heimstärke wieder an der Spitze kräftig mit. Merzen meldet sogar seinen Anspruch auf Platz zwei an, den die zugegebenermaßen personell gebeutelte Mannschaft bei zwei ausstehenden Begegnungen in Reichweite hat. Der 43-Jährige lässt den permanenten, personellen Engpass als Entschuldigung für Niederlagen nicht gelten. „Es sind immer genug gesunde Spieler da, die mit dem System vertraut sind, aber sich versteckt haben“, kritisiert Anozie fehlenden Einsatzwillen und mangelhafte Konzentration, was unterm Strich die Berg- und Talfahrt im oberen Tabellendrittel zur Folge hat. Die Merzener müssen im Gegensatz zu den Nachbarn den Abgang von Florian Busch und Florian Erk verkraften. In der Vorbereitung soll der Verlust der beiden Korsettstangen durch eine neue Rollenverteilung kompensiert werden. Große Stücke hält der 43-Jährige auf Nachwuchsspieler wie Lukas Prätorius, Maximilian Feldmann und Felix Diekmann, deren fußballerische und körperliche Entwicklung noch Zeit und Geduld brauche.


SV Quitt Ankum

Die Enttäuschung schlechthin sind die Ankumer, die überhaupt nicht an die überzeugenden Leistungen der beiden Vorjahre anknüpfen können und nach wiederholten Rückschlägen sich in der Tabelle zwischen roter Laterne und sicherem Ufer hin und her bewegen. Trainer Dirk Siemund macht der fast immer ersatzgeschwächten Mannschaft, die vorbildlich kämpft und doch unglücklich verliert, im Großen und Ganzen keinen Vorwurf. Nachteilig machte sich der kleine Kader bemerkbar; nur durch vereinsinterne Loyalität und Zusammenarbeit mit der Reserve und A-Jugend ließen sich Siemunds Sorgenfalten einigermaßen glätten. Schon früh in der Saison sehnt der 50-Jährige die Winterpause herbei, damit sich das Ankumer Lazarett lichten könne und sich angeschlagene Spieler regenerieren können. Laut Quitt-Trainer ist der krasse Leistungsabfall auch der unbefriedigenden Situation beim Training geschuldet, dessen Effektivität stets unter der geringen Beteiligung leidet. Siemund ist froh, dass der Kunstrasen wetterunabhängig macht und eine kontinuierliche Aufbauarbeit zur Vorbereitung auf die Rückserie ermöglicht. „Unser Saisonziel ist jedenfalls noch erreichbar“, kündigt der 50-Jährige an, den guten einstelligen Tabellenplatz entschlossen und selbstbewusst ins Visier zu nehmen.

Aufrufe: 019.12.2014, 12:28 Uhr
Bernhard Tripp, Bersenbrücker KreisblattAutor