2024-05-02T16:12:49.858Z

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Hoher Einsatz im Kaiserstuhlcup zwischen dem Magdeburger Marcel Schlosser (links) und den Bahlingern Franjo Buhovac (Mitte) und Yannick Häringer.  | Foto: Daniel Fleig
Hoher Einsatz im Kaiserstuhlcup zwischen dem Magdeburger Marcel Schlosser (links) und den Bahlingern Franjo Buhovac (Mitte) und Yannick Häringer. | Foto: Daniel Fleig

Bahlinger SC verpasst Turniersieg knapp

Kaiserstuhlcup 2015: kurioses Vorbereitungsturnier endet mit Cupsieg des 1. FC Magdeburg

Vier Spiele, vier verschiedene Sieger, jede Menge Tore und ein Turniersieger, der im nächsten Jahr liebend gerne wiederkommen würde: Bei der 31. Auflage des Axa-Kaiserstuhlcups um den Fürstenberg-Pokal kam trotz des Fehlenes eines Hochkaräters aus der ersten Bundesliga nie Langeweile auf. Ausrichter Bahlinger SC fehlten dabei nur Zentimeter für den Turniersieg.

Im Vorfeld hatten die Organisatoren des traditonsreichen Vierer-Vergleichs im Kaiserstuhlstadion ein höchst ausgeglichenes Teilnehmerfeld angekündigt. Sie sollten Recht behalten. Der Ausgang der vier Matches war in etwa so vorhersehbar wie der Flug einer Biene über den sorgsam gestutzten und gewässerten Rasen.

Dominierten am ersten Tag noch der französische Erstliga-Aufsteiger ESTAC Troyes (5:1 gegen Eintracht Trier) und Gastgeber BSC (3:1 gegen den 1. FC Magdeburg), drehten die unterlegenen Vereine den Spieß am zweiten Tag um. Verblüffend war vor allem der 5:1-Sieg der gegen Bahlingen so unauffällig agierenden Magdeburger gegen Troyes. Bahlingen hätte im letzten Spiel gegen Trier ein Unentschieden zum Cup-Sieg gereicht. Doch die Moselaner konterten nach einem 1:1-Halbzeitstand im zweiten Durchgang höchst effektiv, gingen mit 3:1 in Führung und brachten den Sieg am Ende mit 3:2 über die Zeit.

So führte die Tabelle 2015 zu dem Kuriosium, dass alle vier Teams mit jeweils drei Zählern punktgleich waren. Aufgrund der besten Tordifferenz wanderte der Pokal in diesem Jahr nach Magdeburg. "Ehrlich, das Turnier hier ist toll organisiert, der Bahlinger SC ist ein prima Gastgeber, wir würden nächstes Jahr gerne wiederkommen, falls wir wieder eingeladen werden", sagte der Magdeburger Trainer Jens Härtel.

Mit insgesamt 2500 Zuschauern an beiden Tagen blieb der Zuspruch hinter den vergangenen Jahren zurück. Doch damit hatte man beim BSC bereits gerechnet, als durch den Abstieg des SC Freiburg am letzten Bundesliga-Spieltag feststand, dass "das Zugpferd der Region" (BSC-Vorsitzender Dieter Bühler) in diesem Jahr aufgrund des frühens Saisonstarts in der zweiten Bundesliga wird passen müssen. Andere Erstligisten wie Darmstadt 98 sprangen im letzten Moment ab, und aufgrund des Aufstiegs in die Regionalliga über die Aufstiegsrunde war die Zeit zur Vorbereitung in diesem Jahr verdammt knapp.

Die Spiele im Einzelnen:

Freitag: Bahlinger SC - 1. FC Magdeburg 3:1 (2:0)

Tore: 1:0 Sautner (14.), 2:0 Adam (24.), 2:1 Hebisch (55.), 3:1 Göppert (69.). - Was für ein starker Auftakt der Bahlinger. Die Gastgeber, die bis auf den zum SC Freiburg gewechselten Fabian Schleusener mit der Startaufstellung des letzten Aufstiegsspiels gegen den SC Hauenstein begannen, zeigten spielerisch vor allem in der ersten Halbzeit eine beeindruckende Leistung. Der Drittliga-Aufsteiger aus Magdeburg kam mit den schnellen Passfolgen der Gastgeber überhaupt nicht klar, hielt das Geschehen erst in der zweiten Halbzeit offen. Der Magdeubrger Trainer Jens Härtel war "echt überrascht. Bahlingen hat hier richtig guten Fußball gespielt. Wir sind am Anfang mit ihrer Art zu spielen nicht klar gekommen."

Freitag: ESTAC Troyes - Eintracht Trier 5:1 (3:0)

"Wir kommen kräftemäßig ein bisschen auf dem Zahnfleisch daher", gestand der Trierer Trainer Peter Rubeck nach der deutlichen Niederlage gegen das französische Team aus der Champagne. Erst am Mittwoch hatten die Trierer gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern ein Testspiel absolviert - und nur mit 1:2 verloren. Der souveräne Meister der Ligue 2 ließ den Ball gekonnt laufen, Innenverteidiger Mory Kone inszenierte mit feiner Technik immer wieder gefährliche Angriffe. In den Schlussminuten erhöhte Troyes mit zwei Treffern noch auf 5:1 - "diese beiden Tore haben echt weh getan", bekannte Rubeck hinterher.

Samstag: ESTAC Troyes - 1. FC Magdeburg 1:5 (0:3)

Ups, was war denn das? Die sportliche Hoffnung (Esperance sportive) aus der Mitte Frankreichs war im Vergleich zur souveränen Vorstellung tags zuvor nicht wiederzuerkennen. Gut war der Leistungseinbruch von Troyes an Mory Kone festzumachen: Der Abwehrstratege leistete sich vor dem 0:3 durch Christian Beck (33.) einen von mehreren haarsträubenden Fehlpässen, er wurde zur Pause ausgewechselt. Offensichtlich muss es nach dem enttäuschenden Auftritt tags zuvor in der Magdeburger Kabine ordentlich geraucht und gerumpelt haben. Die Sachsen-Anhaltiner gingen aggressiv zu Werke, störten den Spielaufbau der Franzosen gleich an deren Strafraum. Zudem zeigte sich Magdeburg stark bei Standards: Das 1:0 (Kopfball Marius Sowislo, 27.), das 2:0 (Variante mit Christopher Handke, 30.), und das 5:0 (Lars Fuchs direkt, 62.) fielen jeweils nach Freistößen. Das 4:0 besorgte Christian Beck zudem per Foulelfmeter (57.). Christian Bekamenga konnte ebenfalls per Strafstoß lediglich den Ehrentreffer für Troyes erzielen (85.). "In so einem Spiel ist es auch für einen französischen Erstligisten nicht einfach, den Schalter umzulegen", erklärte der Magdeburger Trainer Härtel.

Samstag: Bahlinger SC - Eintracht Trier 2:3 (1:1)

Tore: 1:0 Gallus (33.), 1:1 Telch (40.), 1:2 Bidon (56.), 1:3 Lienhard (59.), 2:3 Göppert (79.). - Bis zur 40. Minute sah eigentlich nicht viel nach einem Trierer Erfolg aus. "Wir haben den Fußball gespielt, den wir spielen wollten", sagte der Bahlinger Trainer Milorad Pilipovic, der im Vergleich zum Vortag die vier Zugänge Jerome Reisacher (Torhüter), Rico Wehrle, Gabriel Gallus und Franjo Buhovac von Beginn an brachte. Das sah zeitweise schon ganz gut aus. Trier stand tief, ließ die Bahlinger kommen, die den Ball sicher durch die eigenen Reihen laufen ließen und nach einer feinen Passstaffette auch durch Gallus in Führung gingen.

Ein Freistoß und ein Patzer von Reisacher, der die Hereingabe unterlief, brachten dann die Wende: Christian Telch staubte zum 1:1 ab. Und als Pilipovic dann zur zweiten Halbzeit lediglich die Dreierkettte in der Abwehr nicht auf dem Feld auswechselte, war ein Bruch im Bahlinger Spiel unverkennbar. "Wir hatten sehr viele Ballverluste und haben alle Gegentore durch individuelle Fehler vorbereitet", sagte der BSC-Coach. Ein Doppelschlag durch Bidon und den frühereren Freiburger Patrick Lienhard brachte die Moselaner auf 3:1 nach vorn. "Wir haben heute ganz anders gespielt als gegen Troyes, viel defensiver", ließ Rubeck durchblicken. Am Vormittag hatte er seine Jungs noch einmal zu Trainingszwecken über den Platz gescheucht. Dennoch standen sie das Spiel bis zum Schluss durch.

Trier brachte den Vorsprung über die Zeit. Zwar verkürzte der BSC durch Göppert noch einmal auf 2:3, doch der Ausgleich, der dem Ausrichter nach 2012 wieder den Turniersieg gebracht hätte, wollte nicht mehr fallen: Ein Freistoß von Marco Waldraff wurde an den Pfosten abgefälscht, dann verzog Yannick Häringer aus 20 Metern knapp. Pilipovic war's am Ende egal: "Wenn ich gewollt hätte, dass wir dieses Spiel unbedingt gewinnen, hätte ich ganz anders aufgestellt." Doch der Bahlinger Trainer wollte eben jedem Spieler im Kader seine Chance geben. "Mit Leistung und Einsatz bin ich sehr zufrieden", resümierte er. Es war die erste Niederlage für Bahlingen im Kalenderjahr 2015. Sie ist vielleicht mehr wert als der x-te Sieg. Hat sich doch Schwachstellen offen gelegt, die bis zum Saisonstart noch zu reparieren sind.

Aufrufe: 011.7.2015, 21:16 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor