Wenig später sprach Küntzel Klartext, wie es allgemein seine Art ist. Er hatte so einiges auszusetzen am Auftritt seiner Leute: „In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, dass immer mehr die Kraft schwindet. Unsere Außen sind total schwach. Das Niveau reicht so nicht, um den Klassenerhalt zu schaffen.“ Ein wichtiger Grund ist seiner Ansicht nach die personelle Lage: „Es spielen Innenverteidiger, die keine Innenverteidiger sind.“
Dass mit Kapitän Armin Failer ein Stammspieler verletzt ausschied, verschärfte die Lage zusätzlich. Was Küntzel als sportlicher Chef ärgert: Dass einige Fußballer aus seinem Kader offensichtlich nicht so recht zuhören, wenn er ihnen vorher Anweisungen erteilt: „Da läuft der René (Hamann) ins Zentrum und verliert den Ball.“ Auch Manuel Steinherr kam nicht ungeschoren davon. Parallelen zur 0:5-Abfuhr zuvor in Illertissen waren nicht zu übersehen. Der Coach erkannte auch Unterschiede: „Dort ist schon in der ersten Halbzeit alles schief gelaufen.“ Gegen Durach kam Affing wenigstens zu einem 3:3: „Wenn ich da die Tore nicht vorbereitet hätte, wer hätte es dann gemacht?“
Nun hat der Absteiger aus der Bayernliga sechs Partien unter der Regie von Marco Küntzel absolviert, ein dreifacher Punktgewinn ist dabei nicht gelungen. Klaus Wünsch und Jürgen Schmid, seine Vorgänger in diesem Amt, in dem derzeit gewiss keine Vergüngungssteuer zu entrichten ist, weisen ähnliche schwache Bilanzen auf. Der Rückschluss liegt nahe, dass die Talfahrt kaum am Trainer liegt.
Nach dem Auftritt der Affinger Fußballer, speziell nach der Pause, braucht sich keiner aus ihrem Kreis zu wundern, wenn sie pauschal kritisiert werden. „Eigentlich fehlen mir die Worte.“ So hatte Peter Lechner die Pressekonferenz im Sportheim eingeleitet. Später, als die Trainer ihre Statements abgegeben hatten, wurde er gesprächiger. Die Spieler würden an vielen Stellen nach Schuldigen suchen, Lechner drehte den Spieß nun um: „Vielleicht sind doch mal die Spieler selber schuld.“ Lechner erwartet von den Kickern Anworten, bei der nächsten Sitzung am Donnerstag gebe es Gelegenheit dazu.
Seit Wochen bemüht sich Lechner darum, einen Kandidaten für das Amt des Sportlichen Leiters ausfindig zu machen, nachdem Markus Berchtenbreiter das Handtuch geworfen hat. Er selbst will sich den Aufwand nicht mehr antun, nur übergangsweise kümmert er sich um die Belange der Affinger Fußballer. Dass es mit jeder weiteren Niederlage schwerer wird, jemanden für den Posten zu begeistern, dürfte Lechner klar sein.