2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Fabian Hummel (am Ball) traf doppelt für die Hausherren. Foto: dro
Fabian Hummel (am Ball) traf doppelt für die Hausherren. Foto: dro

3:1-Sieg nährt Mini-Hoffnung auf Ehingens Klassenerhalt

Fußball, Landesliga: Hummel-Doppelpack sichert Erfolg gegen Neufra - Abstiegs-Relegationsplatz noch möglich - Maierhöfen und Kißlegg siegen

Ehingen / sz - Die eigenen Hausaufgaben hat die TSG Ehingen am Samstag im Abstiegskampf der Fußball-Landesliga mit einem 3:1-Arbeitssieg gegen Neufra erledigt. Weil Tabellenkeller-Konkurrent Maierhöfen-Grünenbach am vorletzten Spieltag gleichzeitig 2:1 gegen Biberach gewann, ist der direkte Klassenerhalt jetzt dennoch ausgeschlossen. Noch gibt es aber Hoffnung, denn Kehlen hat verloren. Und das heißt: Der Sprung auf Relegationsplatz zwölf wäre noch möglich.

Verkompliziert wird die ohnehin vertrackte Lage indes durch ein bizarr hoch anmutendes 4:0 von Kißlegg, ebenfalls tief unten drin, beim Tabellenzweiten Oberzell. Dadurch bleibt Kißlegg punktgleich mit der TSG, ist allerdings beim Torverhältnis bis auf einen Treffer herangerückt. "Total dubios", sagte TSG-Spielleiter Michael Schleicher kopfschüttelnd. "Kaum zu fassen, was Oberzell da abgeliefert haben muss." Trainer Udo Rampelt ergänzte: "Wir können sowieso nur auf uns schauen. Wir haben gezittert, aber am Ende stehen drei Punkte. Fertig."

Drei Mannschaften kämpfen also am kommenden Wochenende im großen Finale um Platz zwölf - und Maierhöfen-Grünenbachs Schicksal ist auch noch nicht besiegelt. Kehlen (34 Punkte, Torverhältnis: -10), Ehingen (33 Punkte, Torverhältnis: -20) und Kißlegg (33 Punkte, Torverhältnis: -21) stecken ganz tief in der Bredouille. Ehingen und Kißlegg peilen die Relegation an, Kehlen könnte aber auch noch Maierhöfen-Grünenbach auf Rang elf abfangen: Bei einem Sieg hätten beide Teams 37 Punkte, Kehlen aber das deutlich bessere Torverhältnis - und Maierhöfen-Grünenbach kickt gar nicht mehr, denn die Partie gegen Biberach war bereits das 32. Saisonspiel.

Die Chancen auf den Klassenerhalt der TSG sind also am Samstag eher geringer geworden. Dass aber vor den letzten 90 Minuten der Saison das kleine Fünkchen Hoffnung überhaupt noch lebt, hätten vor der Siegesserie in den vergangenen fünf Wochen wohl ohnehin nur die kühnsten Optimisten für möglich gehalten. Ein Endspiel um den Klassenerhalt hat sich die TSG zuletzt durch beherzte Auftritte verdient - auch wenn sich die Hausherren gegen Neufra im vermeintlich schwächsten Auftritt während ihrer eindrucksvollen Aufholjagd eher zum Dreier rackerten als spielten. 60 Minuten lang hatte die TSG die bereits abgestiegenen Gäste im Griff, ohne wirklich zu glänzen, kurz vor und kurz nach der Pause wackelte der eigene Defensiv-Verbund aber gewaltig. Letztlich war es der reaktivierte Routinier Fabian Hummel in Gala-Form, der bei sommerlichen Temperaturen im gut besetzten Stadion seine Teamkollegen mit einem Doppelpack quasi über die Ziellinie schleppte.

Die TSG ging nach zuletzt vier Erfolgen am Stück mit Rückenwind in die Partie. Das merkten die Zuschauer. Nach drei Minuten segelte die erste Flanke in Neufras Strafraum, die Gäste konnten noch klären. Drei Minuten später machte Jan Deiss (6.) bereits das 1:0. Aus zehn Metern schob er überlegt rechts unten ein. Zehn Minuten darauf donnerte Hummel einen Volley knapp über den Kasten.

Neufra hatte zwar Ballbesitz, wusste damit aber zunächst wenig anzufangen. Ganz anders die TSG: Mit der dritten Chance macht Hummel in der 24. Minute nach einem Freistoß aus halbrechter Position aus kurzer Distanz das 2:0 - und zwar per Fallrückzieher. Da staunte selbst der Torschütze.

Ehinger Passivität bringt die Gäste zurück ins Spiel

Doch dann kam Neufra auf. Ehingen überließ den Gästen zunehmend das Mittelfeld, wurde passiver, wollte den gefühlt sicheren Vorsprung verwalten. Kurz vor dem Halbzeitpfiff hatte Mario Miller (42.) bereits eine Großchance zum Anschlusstreffer. Den machte schließlich Martin Braun (53.). Nach einer sehenswerten Kombination über drei Stationen musste Braun einen Querpass von Miller am langen Pfosten nur noch über die Linie drücken.

Die TSG wirkte plötzlich immer unsicherer und brachte nur noch Stückwerk zustande. So richtig viel nach vorne hatte nach Hummels 2:0 ohnehin nicht mehr geklappt, jetzt schwand auch das Selbstbewusstsein. Miller hätte in dieser Phase die Partie kippen können, aber sein strammer Schuss in der 60. Minute rauschte am rechten Winkel vorbei.

Weil Neufra aber immer offensiver werden musste, ergaben sich für die Ehinger zwangsläufig Räume zum Kontern. Einige Möglichkeiten spielten sie nicht konsequent aus, nach Vorarbeit von Paolo Soumpalas avancierte Fabian Hummel in der 76. Minute dann aber endgültig zum Matchwinner: Soumpalas' Pass nahm Hummel 20 Meter vor dem Tor auf, umkurvte Neufras Torhüter Thomas Braun und netzte zum entscheidenden 3:1 ein. Wenig später hätte Hummel völlig freistehend sogar zum Hattrick nachlegen können, Soumpalas oder der eingewechselte Raphael Ulrich hatten ebenfalls noch gefährliche Aktionen. Am Ende blieb es aber beim 3:1.

Groß analysieren wollte TSG-Trainer Udo Rampelt die Partie nach dem Schlusspfiff nicht. "Wir wussten ja, dass wir eine Nervenschlacht überstehen müssen", sagte er. "Fabian Hummel hat sicher sein bestes Spiel gemacht." Der TSG-Tross musste dann erst einmal die Ergebnisse der Kontrahenten verarbeiten, die allmählich die Runde gemacht hatten. Jubel gab's nicht, logisch, Trauer auch nicht, denn noch sind die Ehinger im Rennen. Etwas ernüchtert wirkten aber alle.

"Dass wir in der letzten Partie der Saison in Ochsenhausen alles tun müssen, was in unserer Macht steht, um zu gewinnen, das war uns vorher klar", sagte TSG-Spielleiter Schleicher. Das Oberzell-Ergebnis frustierte ihn aber mit Nachdruck: "Ich kann nur noch einmal an das Fairplay von allen Mannschaften appellieren."

TSG Ehingen - FV Neufra 3:1 (2:0). Tore: 1:0 Deiss (6.), 2:0, 3:1 Hummel (24., 76.), 2:1 M. Braun (53.); TSG: Aras, Schmid, Müller, Brotbeck, Keller (72. Schick), Post (68. Hadamitzky), S. Nothacker, Deiss, Soumpalas, N. Filho (61. Ulrich), Hummel (89. Wilke)

Aufrufe: 029.5.2016, 14:45 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Dennis RotherAutor