2024-05-02T16:12:49.858Z

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Hüseyin Sözer: Der U17-Trainer des Kirchheimer SC wehrt sich gegen die Vorwürfe eines Schiedsrichters.
Hüseyin Sözer: Der U17-Trainer des Kirchheimer SC wehrt sich gegen die Vorwürfe eines Schiedsrichters. – Foto: Thomas Schneider / FuPa

Würge-Vorwurf: „Rufmord“ – KSC-Trainer Sözer erwägt Klage gegen Schiedsrichter

Videomaterial aufgetaucht

Ein U17-Spieler soll einen Schiedsrichter gewürgt haben. Dafür steht auch sein Trainer in der Kritik. Der wehrt sich und widerspricht. War alles ganz anders?

Kirchheim – „Das ist Rufmord“, schimpft Hüseyin Sözer. Der U17-Trainer des Kirchheimer SC kämpft gegen schwere Vorwürfe, seit das Spiel seiner B-Junioren beim TSV Murnau abgebrochen wurde.

Denn die Situation ist eskaliert: Nach dem Abbruch stürmten die Kirchheimer Jugendlichen auf den Referee zu. Dabei soll ein Spieler den Schiedsrichter gewürgt haben. Und Schiedsrichterobmann Wind gibt Sözer die Schuld: „Er hat die Aggressionen reingebracht.“

Skandal-Abbruch zwischen Kirchheimer SC und TSV Murnau – Trainer protestiert: „War nie aggressiv“

„Gute Nacht, Deutschland“, schüttelt Sözer den Kopf. Die Schilderungen von Schiedsrichter und Obmann seien überspitzt und teils falsch, ärgert er sich. Seine Argumentation unterstützt er mit einem Video des Vorfalls. Ein Spielervater hatte mit der Handykamera gefilmt.

„Ich war nie aggressiv. Habe den Schiedsrichter nicht beleidigt“, beteuert Sözer. Auf türkisch soll er den Referee teils beschimpft haben. Der Trainer erwidert: „Ich spreche auf dem Fußballplatz überhaupt nie türkisch. Es ist traurig, dass ich mir das nicht erlaube. Aber ich weiß, dass das immer negativ interpretiert wird.“

Höhnischer Applaus vor Spielabbruch: Sözer entschuldigt sich für unsportliche Geste

Auf dem Video ist zu sehen, wie Sözer vehement einen Elfmeter fordert und wiederholt „Schiedsrichter“ ruft. Dass ihn Schiri Dominik Otte ignoriert, quittiert der Trainer mit höhnischem Applaus. Das ist zu viel: Otte gibt ihm Gelb.

„Das war eine unsportliche Aktion von mir. Und dafür möchte ich mich entschuldigen“, bereut Sözer den sarkastischen Beifall. Ab dann kann er die Reaktionen des Schiedsrichters aber nicht mehr verstehen.

Eskalation aus dem Nichts: Schiedsrichter und Trainer diskutieren vor Abbruch noch ruhig

Als sich Otte nach der Verwarnung wieder umdreht, schreit Sözer hinterher: „Mein Spieler wurde gehalten.“ Dafür kassiert der Coach die Ampelkarte. Zunächst bleibt dennoch alles ruhig. Otte und Sözer diskutieren noch kurz, dann geht der Unparteiische wieder aufs Feld und pfeift ab.

Während Sözer entgeistert in seiner Coaching-Zone steht, stürmen einige seiner Spieler schon auf den Unparteiischen zu. Und als der Trainer losstapft, war Otte schon umzingelt. Der Trainer reißt noch drei Jugendliche weg, aber da schubst ein anderer den Schiedsrichter schon von hinten.

Kirchheimer SC: U17 umzingelt Unparteiischen – Schubser gegen Referee hat ein Nachspiel

„Der Schiedsrichter pfeift einfach ab. Da kann man es keinem 16-Jährigen verübeln, dass er dann mit dem Schiedsrichter sprechen will“, wendet Sözer ein. Der Schubser ist für ihn aber etwas ganz anderes: „Das ist absolut unsportlich und wird auch intern Konsequenzen haben.“

Nach dem Rempler wird die Situation unübersichtlich. Otte dreht sich um und geht auf den Spieler zu. Der Vorwurf danach: Der Spieler soll Otte gewürgt haben.

Schiedsrichter angeblich gewürgt – KSC-Coach wendet ein: „Auf dem Video nicht zu sehen“

Jetzt rätselt Sözer: Wann soll der Schiedsrichter da gewürgt worden sein? Er war selbst hautnah dabei und hat es nicht mitbekommen. Er betont: „Auf dem Video ist kein Würgegriff zu sehen – Punkt.“ Woher dann aber die Quetschungen am Hals von Otte, die im Krankenhaus diagnostiziert wurden? Sözer meint, es im Video entdeckt zu haben: Als Otte den Kirchheimer Spieler angeht, läuft er mit dem Brustkorb in ihn hinein. Dabei knallt der Kopf des Spielers gegen Ottes Hals.

Obmann Wind begleitet den Schiedsrichter schließlich vom Platz. Sözer stürmt zwar noch einmal vor ihn, wird aber nicht handgreiflich: „Ich habe überhaupt noch nie jemanden angefasst und hatte das auch nicht vor. Eine Rote Karte habe ich auch noch nie bekommen und ich betreue jedes Wochenende zwei Mannschaften.“

Treibjagd und Todesangst? Sözer widerspricht vehement: „Es wirkt nicht, als hätte der Schiedsrichter Angst gehabt. Er taumelt auch nicht und fällt nicht, sondern geht sogar mehrfach in die Konfrontation. Es wird immer gesagt, man müsse die Schiedsrichter schützen. Aber dass ein Erwachsener auf einen 16-Jährigen losgeht, finde ich auch nicht okay.“

„Bin echt am Ende“: Kommentare in sozialen Medien treffen Sözer hart – er hat Angst um seinen Job

Die Geschichte um den angeblichen Würge-Skandal schlägt natürlich bereits hohe Wellen. Für Hüseyin Sözer ist das hart. Er findet keine Ruhe mehr und bangt sogar um seinen Job. „Ich sehe die Kommentare und muss sagen, ich bin entsetzt. Ich bin echt am Boden. Das einzige, was mich gerade hochzieht, ist, dass ich die Möglichkeit habe, Dinge richtig zu stellen.“

Er ist wütend und enttäuscht. Die Aussagen seien überzogen und spiegeln Fremdenfeindlichkeit wider, klagt er. „Das ist traurig und lächerlich“, schimpft Sözer. „Es wird eine Geschichte von einem deutschen Schiri gegen einen aggressiven, ausländischen Trainer erzählt. Und sie beginnt schon mit Unwahrheiten. Ich wurde – anders als behauptet – auch in der dritten Minute nicht verwarnt. Da gab es nicht einmal eine Diskussion.“

„Rufmord“: Kirchheimer U17-Trainer erwägt Klage gegen Schiedsrichter und Obmann

Sözer spricht von Rufmord. Er verdient seinen Lebensunterhalt als Fußballtrainer, gibt Privatstunden und arbeitet an einem Leistungsstützpunkt. „Ich behalte mir vor, strafrechtlich und zivilrechtlich gegen Schiedsrichter Otte sowie den Obmann Wind vorzugehen“, kündigt er an: „Ich will außerdem, dass sie beim Verband lebenslang gesperrt werden.“ (moe)

Aufrufe: 017.11.2022, 09:07 Uhr
Moritz BletzingerAutor