2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Ein Stück Stuttgarter Geschichte: Michael Wimmer (rechts) und der ehemalige VfB-Sportdirektor Sven Mislintat, den der Niederbayer als seinen größten Förderer bezeichnet.
Ein Stück Stuttgarter Geschichte: Michael Wimmer (rechts) und der ehemalige VfB-Sportdirektor Sven Mislintat, den der Niederbayer als seinen größten Förderer bezeichnet. – Foto: Imago Images/Pressefoto Baumann

Wimmer über VfB-Aus: »Will eigenverantwortlicher Cheftrainer sein«

Der Dingolfinger Michael Wimmer gibt FuPa das erste Interview nach seinem freiwilligen Aus beim VfB Stuttgart

Die Zeit, in der Niederbayern einen Bundesliga-Trainer stellt, ist wieder vorbei. Zumindest vorerst. Denn aus Interimstrainer Michael Wimmer wird keine Dauerlösung beim VfB Stuttgart. Bruno Labbadia kehrt, wie am Montag von Vereinsseite offiziell bestätigt worden ist, auf die Bank der Schwaben zurück. Der fünfmalige Meister wollte zwar den Dingolfinger Michael Wimmer weiter im Trainerteam haben. Doch der 42-Jährige hat andere Ambitionen. Er hat Lunte geruchen und will künftig als Cheftrainer arbeiten. Das verrät der sympatische Blondschopf im Interview mit FuPa. Dem ersten Gespräch mit Medien nach seinem Stuttgart-Aus...

Michael, wie würdest Du Deinen aktuellen Gemütszustand beschreiben?
(überlegt zunächst lange) Natürlich ist man etwas aufgewühlt - und auch emotional. Es waren ja doch dreieinhalb wunderschöne Jahre hier in Stuttgart. Mit vielen Highlights. Mit vielen Höhen und Tiefen. Im Endeffekt überwiegt aber das Positive. Wir haben immer unsere Ziele erreicht. Erst der Aufstieg, dann der Klassenerhalt. Zum Abschluss dann der Last-Minute-Klassenerhalt nach dem Spiel gegen Köln. Die acht Wochen als Cheftrainer waren, wenn man so will, der krönende Abschluss. Dass das Kapitel Stuttgart nun vorbei ist, ist schade. Aber es ist die beste Entscheidung für mich, nun meinen eigenen Weg zu gehen.

Obwohl Deine Bilanz allseits gelobt worden ist, hat sich der VfB Stuttgart nicht für Dich als Langzeitlösung entschieden - sondern Bruno Labbadia verpflichtet. Deine Gedanken dazu?
Der Verein hat das so entschieden. Und das gilt es für mich zu akzeptieren. Der VfB Stuttgart hat meine Arbeit in dem Sinne wertgeschätzt, dass ich noch Bestandteil des Trainerteams bleiben hätte sollen. Ich habe mich aber dazu entschlossen, etwas anderes, etwas Neues zu probieren. Es ist alles gut so, wie es ist. Ich bin dem Verein dankbar, dass er mir die Chance gegeben hat, Cheftrainer zu sein. Denn nun weiß ich, dass ich diese Rolle ausfüllen kann. Dieser Posten ist genau der, den ich immer wollte.

Rund um die Trainersuche, Gerüchte diesbezüglich machen bereits mehrere Tage die Runde, und auch was das Mislintat-Aus und dessen Nachfolge betrifft haben sich die Schwaben öffentlich nicht gerade gut verkauft. Sogar von Chaos war die Rede. War es wirklich so schlimm?
Ich habe kein Chaos gespürt oder mitbekommen. Ich wurde immer auf dem Laufenden gehalten. Genauso war ich immer involviert bei den einzelnen Schritten.

Wie hast Du von der Labbadia-Verpflichtung erfahren - direkt vom Verein oder auch über die Medien?
Natürlich haben mich die Verantwortlichen darüber informiert, bevor es in der Öffentlichkeit bestätigt worden ist.

Wie fühlt es sich an, wenn praktisch in allen Medien über Deinen Nachfolger berichtet wird, obwohl noch gar nichts feststeht?
Das sind Dinge, die man lernen muss, wenn man auf dieser Ebene bestehen will. Solche Geschichte waren natürlich nun neu für mich. Ich persönliche habe es nicht als so schlimm empfunden. Und das, obwohl mich viele Leute darauf angesprochen haben. Aber für mich war klar, dass der Verein entsprechendes kommunizieren wird, wenn es an der Zeit ist - und mich vorher darüber informieren wird.

Wie blickst Du insgesamt auf Deine Zeit beim VfB Stuttgart allgemein und insbesondere auf Deine Cheftrainer-Episode zurück?
Es war richtig cool hier. Viele Dinge habe ich ja bereits im Rahmen der ersten Frage angesprochen. Noch einmal: Es waren viele, eigentlich fast nur Highlights. Auch wenn eine Steigerung nur schwierig war, aber sie ist gelungen. Die Zeit als Cheftrainer war irre. Einfach super. Super Zusammenarbeit mit dem Trainerteam und allen voran mit der Mannschaft. Nimmt man das Testspiel in Austin gegen Köln noch hinzu, haben wir acht Spiele gemacht. Fünf davon haben wir miteinander gewonnen. Ich werde den VfB immer im Herzen tragen. Ich werde dem Verein immer dankbar sein. Und allen voran werde ich der Person Sven Mislintat immer sehr dankbar sein.

In der offiziellen Pressemitteilung der Schwaben wird Vorstandschef Wehrle dahingehend zitiert, dass Du "anderswo die Chance auf eine Cheftrainer-Position" suchst. Erzähl mal von Deinen Plänen? Gibt es bereits konkretere Ideen?
Der VfB Stuttgart wollte mich, wie gesagt, im Trainerteam behalten. Das ist allerdings nicht mehr mein Ding. Ich will eigenverantwortlich als Cheftrainer arbeiten. Die vergangenen Wochen haben diesen Gedanken gefestigt und mir bestätigt, dass ich es kann. Aktuell gibt es noch keine Ideen was meine Zukunft betrifft - auch wenn es schon Anfragen aus der 3. Liga und der Schweiz gab. Ich bin für alles offen, brauche auch keine Pause. Ob In- oder Ausland, ist egal. Das Projekt muss passen. Ich bin bereit!

Dann her mit den Anfragen. Danke für das Gespräch, Michael. Und alles Gute für Deine Zukunft.

Aufrufe: 06.12.2022, 09:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor