2024-06-17T07:46:28.129Z

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Torwart Konstantin Heide pariert einen Elfmeter der Argentinier.
Torwart Konstantin Heide pariert einen Elfmeter der Argentinier. – Foto: IMAGO / MIS

"Werbung für unsere Jugendarbeit" – Schwabl lobt WM-Held Heide

Konstantin Heide bringt deutsche U17 mit zwei gehaltenen Elfmetern ins WM-Finale.

Surakarta/Unterhaching – Nach dem finalen Elfmeterglück warf U17-Torheld Paris Brunner bei seinem Triumph-Lauf das Trikot weg, Elfmeter-Experte Konstantin Heide von der SpVgg Unterhaching tanzte ausgelassen über den Rasen. Die deutsche Nachwuchs-Nationalmannschaft steht nach einem Nervenkrimi vom Punkt wie zuletzt vor fast vier Jahrzehnten im Weltmeisterschaftsfinale und trifft dort am Samstag (13 Uhr/Sky Sport News) auf Frankreich. „Jetzt wollen wir natürlich die Goldmedaille haben“, sagte Trainer Christian Wück nach einem dramatischen Halbfinal-Erfolg über Argentinien.

In der Kabine ballte der Coach die Fäuste und schrie seine Freude vor den feiernden Talenten laut hinaus. „Ich glaube, dass sich die Fans in Deutschland schon lange nach so einer Mannschaft sehnen“, sagte der 50-Jährige. Beim mitreißenden Auftritt in Indonesien parierte Torhüter Heide beim WM-Debüt gleich die ersten beiden Elfmeter der Argentinier – Doppeltorschütze Brunner verwandelte dann den entscheidenden Versuch zum 4:2 für Deutschland. „Wir wollen jetzt auf jeden Fall noch den Titel holen und den Weg zusammen zu Ende gehen“, sagte Brunner.

Schweinsteiger & Co. wünschen Deutschland Glück

Nach mitreißenden über 100 Spielminuten hatte es 3:3 (1:2) gestanden. Der Dortmunder Brunner traf perDoppelpack (10./58. Minute), nach dem Treffer des Hoffenheimers Max Moerstedt (69.) zum 3:2 sah Deutschland lange wie der Sieger aus. Doch Dreifachtorschütze Agustin Ruberto (36./45.+4./90.+7) rettete Argentinien ins Elfmeterschießen.

Im schwül-warmen Surakarta demonstrierte die Auswahl von Wück gestern ein weiteres Mal ihre große Klasse – und enorme Nehmerqualitäten. Ex-Weltmeister Bastian Schweinsteiger lobte „Mentalität und Siegeswillen“, DFB-Kapitän Ilkay Gündogan würdigte den Finaleinzug als „absolut verdient“. „Wir hoffen, dass sie den letzten Schritt machen und sich mit dem Titel belohnen“, sagte Bayern-Trainer Thomas Tuchel.

"Wir sehen ein Team, das die deutschen Tugenden verkörpert"

Nach tristen Tagen für die A-Nationalmannschaft verzückt das Nachwuchsteam den Deutschen Fußball-Bund somit weiter. Nach dem EM-Titel im Sommer, als die U17 vom Punkt im Finale gegen Frankreich gewann, soll ein weiterer Titel her. „Wir sehnen uns in Deutschland nach so einem Team, das die deutschen Tugenden verkörpert“, sagte der Coach. „Die deutschen Tugenden in den 80er und 90er Jahren waren, dass wir nie aufgeben, dass wir immer an den Sieg glauben, dass wir immer zusammenhalten und dass wir mit unseren Mitteln alles geben, um als Sieger vom Platz zu gehen.“

Die Neuauflage des EM-Finales gegen Frankreich, das Deutschland im Elfmeterschießen gewann, zieht jetzt schon alle in ihren Bann. „Die Jungs haben bei der Europameisterschaft kein Spiel verloren, haben hier kein Spiel verloren. Die Jungs haben es in sich, den nächsten Schritt zu gehen“, sagte Wück. Zudem verurteilte er erneut rassistische Kommentare im Internet gegen einige seiner Spieler.„Die Jungs geben ihr Herz für unser Land, sie sind alle in Deutschland geboren, sind alle stolz, mit dem Adler auf der Brust spielen zu dürfen. Das ist eine ganz große Ehre, und genau das merkt man“, sagte Wück.

BVB-Juwel Brunner übernimmt Hauptrolle

Nur einmal glückte dem DFB in dieser Turnier-Historie zuvor der Einzug in das Endspiel. 1985 musste sich die Auswahl um Torschützenkönig Marcel Witeczek – damals traten noch U16-Teams gegeneinander an – Nigeria mit 0:2 geschlagen geben. Zuletzt im Halbfinale stand eine deutsche Mannschaft um Rani Khedira und Mitchell Weiser im Jahr 2011. Damals wurde das Team Dritter.

Wie beim 1:0 gegen Spanien im Viertelfinale, als Brunners verwandelter Foulelfmeter gegen dominante Spanier den Sieg brachte, übernahm das BVB-Juwel auch im Halbfinale eine Hauptrolle. Er glänzte als Doppeltorschütze, verschuldete aber auch einen Gegentreffer. „Paris ist ein Individualist auf dem Platz, wie ihn jede Mannschaft braucht“, sagte Wück. Er könne sich aber noch mehr in den Dienst der Mannschaft stellen.

Haching-Keeper Heide wird im Elfmeterschießen zum Helden

Das tat Heide bei diesem Turnier klaglos als Reservist. Aber er war da, als Stammkeeper Max Schmitt vom FC Bayern krank passen musste. In der Nachspielzeit rettete Heide wiederholt – beim Ausgleich war er machtlos. Und beim Elfmeterschießen schlug seine große Stunde. „Ich wusste, dass ich da sein werde, wenn ich spielen muss, spielen darf“, sagte Heide. „Es war noch keine deutsche U17 Weltmeister. Es wäre Geschichte, doch es wartet ein sehr hartes Spiel auf uns.“

Bei der SpVgg Unterhaching fiebern sie natürlich mit Konstantin Heide und der deutschen U17 mit: „Konsti ist ein super Junge und überragender Torhüter, das hat er heute einmal mehr bewiesen! Wir sind unglaublich stolz auf seine Leistung im Halbfinale dieser Weltmeisterschaft. Er macht gerade auf höchstem Niveau Werbung für unsere gute Jugendarbeit und das freut uns sehr“, sagte Hachings spielender Sportdirektor Markus Schwabl. Und Hachings Nummer eins im Drittligator, René Vollath, der Heide zu seinem Nachfolger aufbauen will, freut sich ebenfalls mit seinem Trainingspartner „So eine wichtige Partie spielen zu dürfen, ist eine Belohnung für seine großartigen Leistungen auf Vereinsebene und jedes Training, dass wir zusammen hatten. Er hat über die gesamten 90 Minuten überzeugt und im Elfmeterschießen ist er dann zum Helden geworden. Ich bin sehr stolz auf ihn!“ (mit Material von dpa)

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Aufrufe: 028.11.2023, 16:52 Uhr
Robert GasserAutor