2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
– Foto: Jörn Kutschmann

Weekend-Feeling mal anders...

Grün-Weiß Neukölln 1950 II – Hertha BSC Amateure Zwee 3:5

18.Spieltag Kreisliga Berlin Staffel 1 Saison 2023/2024

Sonntag, 25.02.2024 14:00 Uhr

Sportplatz Johannistaler Chaussee Kr 2

89 Zuschauer

Ich glaube… nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass uns die Zott-Werbung verarscht hat. Erinnert ihr euch? Die dreiköpfige Familie kommt am Freitagnachmittag mit dem Wochenendeinkauf, natürlich im mundgeklöppelten Weidenkörbchen, fröhlich hüpfend nach Hause.

"Erschöpft", aber glücklich lassen sich alle drei dann auf ein weißes Sofa in einer blitzeblanken Wohnung fallen…

Als wir am Freitagabend nach Hause kamen, hatte meine Frau das nölende Kind auf dem Arm und ich schleppte schnaufend die große und völlig überladene Plastiktasche mit den Einkäufen die Treppe hoch. In der Wohnung angekommen, wurde ein Stapel Wäsche mit dem Fuß beiseitegestoßen, um die Tasche abzustellen. Schnell das Verderbliche in den Kühlschrank und dann ging es unrasiert und mit tiefen dunklen Ringen unter den Augen ins Bett. Keine Spur von Weekend-Feeling.

Den ganzen Samstag und Sonntagvormittag wurde dann der Nachwuchs bespaßt und entsprechend kraftlos ging es gegen 12:30 Uhr auf die Autobahn Richtung Neukölln. Wenigstens waren verhältnismäßig wenig Spinner auf der Strecke und so erreichte ich mein Ziel nach nicht mal einer halben Stunde und fand auch einen recht guten Parkplatz.

Natürlich lief ich erstmal zur falschen Seite der Sportanlage und musste den ganzen Weg wieder zurück, um das Areal betreten zu können. Der Sportplatz liegt in der Nähe der ehemaligen Deutsch-Deutschen Grenze. Und das ist auch kein Zufall, denn Grün Weiß Neukölln wurde von Sportlern gegründet, die 1950 die DDR und ihren Verein Grün Weiß Baumschulenweg verließen. Der ursprüngliche Zugang zum Pitch war leider gesperrt. Schade, denn man hätte über eine große Treppe, welche auf einem Plateau endet, über das man unter einer Überdachung hindurch gelaufen wäre, um dann ein paar Stufen nach unten zu gehen. So ging es, ganz schnöde, durch ein offenes Gatter an den Platz. Die Anlage verfügt über zwei Kunstrasenplätze, wobei der hintere Platz quer zum Platz direkt am Eingang liegt, und der Hauptplatz ist. Er verfügt über ein paar Steinstufen und Grün-Weiß Handläufe.

Der Platz 2, der nach Lage eigentlich eher der Platz 1 sein müsste, hat außer einem Stankett nichts. Dafür ist der Imbiss hier direkt nebenan und frittiertes Essen und kalte Getränke waren so immer in Reichweite. Ich war allerdings noch satt vom Brunch und beschränkte mich daher auf zuckerhaltige Brause. Dabei hätte ich weder den Zucker noch das Koffein aus dem Gesöff benötigt. Das Spiel hatte genug Potenzial, um einen aufzukratzen:

Neukölln ging in der 15. Minute in Führung. Alle Herthaner forderten Abseits, doch der Schiri gab den Treffer. Vielleicht nagte aber sein Gewissen etwas an ihm, denn er gab wenig später einen Elfmeter für Hertha BSC. Souverän, wie immer, verwandelte Kapitän Justin vom Punkt (23. Minute). Und jetzt wurde es vogelwild: Mit dem ersten Angriff nach dem Ausgleich ging Neukölln wieder in Führung. Noch ein bisschen schneller folgte der erneute Ausgleich. Direkt nach dem Wiederanpfiff kam der Ball zu Bengt, der einfach mal einen Seitfallzieher aus dem Ärmel zauberte und die Pille damit absolut unhaltbar in die Maschen drosch. Jetzt wurde es zwar ruhiger, aber trotzdem noch turbulent. Zehn Minuten nach dem Ausgleich gab es einen schmeichelhaften Handelfmeter für die Hausherren. Aber wie schon im Hinspiel verhinderte das Aluminium einen Treffer. Nur dieses Mal war es die Latte. Im Hinspiel hatte der Pfosten gerettet. Was für eine irre erste Halbzeit. Doch wer nun schon gedanklich den Pausentee einnahm, der hatte die Rechnung ohne Benny gemacht. Der nutzte nämlich in der 44. Minute einen Abstauber zum 2:3 für Hertha BSC. Aber so leicht, wie es klingt, war es nicht. Der Keeper hatte den Ball eigentlich weit genug zur Seite abgewehrt. Aber Benny hat einfach eine Nase für sowas und schob das Leder aus spitzem Winkel ein.

Halbzeit und Pausenführung für die Ama Zwee. Nach dem Seitenwechsel kam Neukölln dann recht schnell zum Remis (56.) und damit war eine Schlussphase eingeleitet, die die Ereignisse des ersten Durchgangs fast schon in den Schatten stellte. Erst retten Keeper Micha nur drei Minuten nach dem Ausgleich knapp mit dem Fuß, ehe Kevin und Justin je frei vor dem Keeper der Neuköllner scheitern. Gute zehn Minuten vor dem regulären Ende kommt Herthas Kapitän an die Bank und verkündet dem Trainerteam: Ich gehe jetzt auf die 10 und schicke Kali nach vorne. Diese taktische Änderung zahlte sich sofort aus. Justin legte den Ball auf Kevin, der ein Zuckerpässschen aus dem Fuß zauberte. Der Ball kommt so auf den gerade nach vorne beordertem Kali. Der bleibt kalt wie eine Hundeschnauze und jagt das Ding am Keeper vorbei. Unter Zuhilfenahme des Innenpfostens sucht sich der Ball nun seinen Weg ins Tor und lässt einen Torjubel per Exzellenz erschallen. Aber es ist immer noch nicht Schluss und Grün-Weiß denkt gar nicht daran, sich geschlagen zu geben. Micha im Hertha-Kasten muss zweimal all sein Können auf der Linie demonstrieren, um den erneuten Ausgleich zu verhindern. Und dann kommt die fünfte Minute der Nachspielzeit. Nochmal Freistoß für die Blau-Weißen. Musti verlässt seinen Platz im Abwehrzentrum: “Scheiß drauf, den hau ich rein”, hört man ihn sagen, ehe er sich auf den Elfmeterpunkt stellt.

Tatsächlich kommt das Leder über Umwege zu ihm. Mit voller Wucht donnert er das Ding ins Netz. Fast hätte er dem bereits am Boden liegenden Torwart den Schädel mit in die Maschen gehauen. Aber eben nur fast. Was bleibt, war eine riesige Jubeltraube und ekstatisch brüllende Herthaner. Was für ein Gefühl. Eine Sieges-Cola später bin ich auf dem Heimweg. Ich möchte den neuen Kurvenklassiker “... und wenn der Ball ins Tornetz fliegt, feiern wir den Auswärtssieg" trällern. Aber das hätte nicht gepasst. Denn die Bälle flogen heute nicht, sie schmetterten ins Tor."

Ha Ho He Amateure Zwee

der Kutten König

Aufrufe: 026.2.2024, 20:25 Uhr
Jörn KutschmannAutor