2024-05-10T08:19:16.237Z

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Willi Link, Trainer des Fußball-Kreisligisten TSV Murnau im August 2013.
Willi Link, Trainer des Fußball-Kreisligisten TSV Murnau im August 2013. – Foto: Andreas Mayr

Vulkanausbrüche mit unberechenbaren Eruptionen - Diese Zeiten sind bei Willi Link vorbei

Pollings neuer Trainer hat gelernt, seine Emotionen zu zügeln

Der Mann war bekannt als Vulkan des Oberlands - mit stets unberechenbaren Eruptionen. Über die Aktionen von damals kann Willi Link heute lachen.

Polling – Mit 64 Jahren sagt der Fußballtrainer: „Die schlimme Zeit ist vorbei.“ Wie er etwa damals in Murnau regelmäßig die Schiedsrichter zur Sau machte und des Öfteren vom Platz flog, die Bilder kann man heute noch im Internet finden. Aber Willi Link beruhigt die Verantwortlichen in Polling. „Ich bin noch emotional an der Seitenlinie, aber nicht mehr so extrem wie früher“, betont der neue Coach des Kreisligisten.

Für seine Kritik an den Schiedsrichtern musste Link viele hundert Euro zahlen

Mit den Jahren hat Link gelernt, die Referees und ihre Arbeit zu schätzen und zu respektieren. Gewiss half der Verband mit. Immer wieder habe er Geldstrafen geblecht, sagt der Penzberger. „Da war es nicht mit 50 oder 100 Euro getan.“ Mit den vielen hundert Euro an Sanktionen kam irgendwann die Einsicht. Heute sagt er, das ständige Lamentieren gegen die Schiris lasse er ganz weg. „Das muss nicht sein, die haben es schwer genug. Und die Kreisliga ist eine der schwierigsten Klassen zu pfeifen.“ Link und die Schiedsrichter – im Alter wird das noch zu einer harmonischen Beziehung.

Ich habe mich ertappt, dass ich jede Woche irgendwo hingefahren bin.

Willi Link

64 Jahre ist der A-Lizenz-Trainer mittlerweile alt. Im Job ist er bereits in Rente gegangen. In Sachen „Fußball“ hatte er eigentlich ähnliches vor. Vor ein paar Jahren hatte Link den Pollingern schon einmal abgesagt. Wenig später verkündete er seine Fußballrente. „Ich wollte nichts mehr machen.“ Doch ohne Fußball geht es in seinem Leben nicht. „Ich habe mich ertappt, dass ich jede Woche irgendwo hingefahren bin.“ Der passionierte Biker fuhr auf seiner Maschine mal nach Murnau, mal nach Habach, mal nach Polling. Und dann hatte er irgendwann Philip Schöttl am Telefon. Sein Bruder Michael war unter Willi Link Kapitän der Oberhauser Bezirksliga-Mannschaft, das Verhältnis zu den Schöttls war immer bestens. Einen erfahrenen Mann würden sie suchen beim SVP nach zuletzt einem eher jungen Duo um Michael Schöttl und Hans-Georg Huber. Vor der Zusage klärte Willi Link noch ab, ob auch die Leistungsträger für die neue Saison zugesagt haben. Sie bleiben. Genauso hat Link das Team öfters inspiziert. „Blind stürze ich mich nicht hinein“, stellt der Trainer klar.

Polling bekommt einen Trainer mit Enthusiasmus, Emotionen und Sachverstand

Die Herausforderung kitzelte ihn schon wieder. In Polling möchte er einen bissigen Underdog aufbauen, der über die Meisterrunde den Klassenerhalt in der Kreisliga packt. „Das wird schwer genug“, weiß Link. Großen Illusionen möchte er sich nicht hingeben. Von der Bezirksliga zu philosophieren, sei Quatsch, findet der Routinier. „Es wäre ein Riesenerfolg, nicht in der Abstiegsrunde zu spielen. Das ist mein großer Traum.“ Was im Gegenzug der SVP bekommt, ist klar: einen Fußball-Enthusiasten, der auf Emotionen setzt, gern auch offensiver spielen lässt und noch dazu Sachverstand hat. Als einer der wenigen Coaches hat er die A-Lizenz, bildet sich regelmäßig unter Profitrainern weiter. Er sagt: „Man muss mit der Zeit gehen, auch wenn man älter ist. Ich bin nicht mehr auf dem alten Stand wie vor 15 Jahren.“ Den harten Hund von früher könne man mittlerweile nicht mehr heraushängen lassen. Willi Link hat sich geändert. Ja, er ist weicher geworden. Oder anders gesagt: Er musste weicher werden. „Es hat sich alles gewandelt: die Leute, die Spieler, die Prioritäten.“ Als sein größtes Plus schätzt er die vielen Jahre im Trainergeschäft. „Erfahrung ist ein Schatz.“

Für die Vorbereitung hat sich Willi Link starke Gegner rausgesucht

Mit den Pollingern hat er am 3. Juli losgelegt. Er trainiert in der Vorbereitung gleich dreimal pro Woche. Das sei mittlerweile üblich in der Kreisliga. Als Gegner hat er sich eher stärkere Teams herausgesucht, darunter Bezirksliga-Absteiger Unterpfaffenhofen, TuS Geretsried II und den TSV Landsberg II. So ein Pensum lässt sich als Rentner natürlich problemlos fahren. Wobei der Mann gut beschäftigt ist. „Ich hab’ Hobbys ohne Ende“, sagt Link. Motorradfahren, Gleitschirm- und Drachenfliegen, die Frau, den Hund, „ich kann nicht klagen“. Nur der Fußball sei ihm zuletzt abgegangen. „Da sieht man, dass das tief im Herzen drin ist. So lange das Feuer noch brennt, ist das Alter nicht so entscheidend.“

Aufrufe: 09.7.2023, 13:40 Uhr
Andreas MayrAutor