2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Spielertrainer Michael Kaufmann (rechts) sagt dem FC Vorbach am Saisonende Adieu.
Spielertrainer Michael Kaufmann (rechts) sagt dem FC Vorbach am Saisonende Adieu. – Foto: Richard Weigert

Vorbach auf Trainersuche: Meistertrainer Kaufmann auf Abschiedstour

Der stark abstiegsbedrohte Bezirksliga-Neuling und sein Erfolgscoach gehen nach der Saison getrennte Wege

Es kam einem kleinen Fußballmärchen gleich: Von der Kreisklasse aus schaffte der FC Vorbach binnen zwei Jahre – mit einem nahezu identischen Spielerkader – den Sprung in die Bezirksliga. Die Meisterschaft in der Kreisliga Nord wurde vergangenen Mai überschwänglich gefeiert. Nun in der Bezirksliga Nord sind die Nordoberpfälzer auf dem harten Boden der Realität aufgeschlagen: Mit erst acht eingefahrenen Punkten (2/2/14) ist der Klassenerhalt für Vorbach in weitere Ferne gerückt. Zehn Zähler wären nach der Winterpause aufs rettende Ufer aufzuholen. Egal wie die Saison endet, im Sommer verabschiedet sich Meistertrainer Michael Kaufmann (40) nach drei Jahren vom FC.

Die sportliche schwierige Saison ist aber nicht der Grund für seinen Abschied, betont Kaufmann, wenngleich er auch sagt: „Die Zeichen stehen auf Abstieg und aus meiner Sicht ist ein Trainer, der absteigt, verbrannt.“ Im Kopf des 40-Jährigen ist der Entschluss rund um Weihnachten gereift. „Die letzten drei, sehr intensiven Jahre haben viel Kraft gekostet. Dazu kommt, dass ich in der Arbeit nun deutlich mehr eingespannt bin“, berichtet Kaufmann, der sich auf die letzten Monate beim FC Vorbach freut: „Ich habe hier viele geile Momente erlebt, es hat Spaß gemacht. Nun will ich nochmal alles mitnehmen und es mit den Fans genießen.“ Sein Nachfolger könne sich glücklich schätzen: „Er bekommt ein williges, bissiges Team, das zusammenhält.“ Mit seiner persönlichen Zukunft nach dieser Saison hat sich Michael Kaufmann noch nicht beschäftigt. Eine Pause vom Trainerschaffen kann er sich gut vorstellen.

Die Bezirksliga-Spielzeit 23/24 war für den FC Vorbach bis hierhin geprägt von verschiedenen Widrigkeiten. Gerade in personeller Natur war guter Rat teuer, denn mit Jonas Heindl (OP im vergangenen Sommer), Haroun Kahouli (Knorpelschaden), Marco Lautner oder Kapitän Nico Biersack (beide Kreuzbandriss) fielen Garanten des letztjährigen Aufstiegs zum Teil die komplette bisherige Saison aus. Von einer „Seuchensaison“ spricht der scheidende Trainer. „Es hätte mich unheimlich interessiert, wie wir uns geschlagen hätten, wäre der komplette Aufstiegskader zur Verfügung gestanden. So hat es sich leider früh abgezeichnet, dass es schwer für uns wird.“ Außerdem nennt Kaufmann die auf Bezirksebene mangelnde Erfahrung seiner Spieler, von denen fast keiner zuvor bereits Bezirksligafußball gespielt hatte.

Die Flinte ins Korn wirft man in Vorbach trotz der sportlich prekären Lage aber nicht. Die zwei Saisonsiege gegen den FC Amberg und den SV Schmidmühlen waren kleine Highlights – und haben dem Aufsteiger gezeigt, dass auch er mit dem nötigen Spielglück Punkte einfahren kann. Nun will sich der FCV bestmöglich vorbereiten auf die Restsaison und absolviert dazu ein intensives Vorbereitungsprogramm mit fünf Testspielen sowie einem Trainingslager in Tschechien.

Auch Michael Kaufmann selbst, der mit 40 Jahren noch seine Fußballschuhe schnürt, möchte in der Wintervorbereitung auf dem Platz Gas geben. „Die Grundlagen, wo wir dagegenhalten können, müssen wir schaffen und uns auf die Trainingsinhalte konzentrieren, die uns stark machen und die ich von den Spielern erwarten kann. Für mich ein wichtiger Faktor bei meinem Abschied ist, dass ich alles probiert habe“, sagt Kaufmann. Aus den gesammelten Erfahrungen der Hinrunde habe man gelernt; sie seien die Basis für die Ende Januar beginnende Vorbereitung.

Sollte am Saisonende der Wiederabstieg in die Kreisliga besiegelt sein, wäre das kein Beinbruch für den Dorfklub aus dem Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Dort weiß man, wo man herkommt. Und was für den Charakter der Mannschaft spricht: Die Spieler ziehen nach wie vor mit, genießen das Abenteuer Bezirksliga. „Ich bin unheimlich stolz, vor allem weil die Trainingsbeteiligung weiterhin sehr gut ist. Dass die Tabellensituation keine Auswirkungen auf die Stimmung im Team hat, nehme ich als kleinen Sieg für uns“, so Kaufmann, den noch eine andere Sache stolz macht: „Als abgeschlagener Tabellenletzter haben wir die meisten Zuschauer der Liga. Das spricht für den FC Vorbach.“ Der Verein sei für die nächsten Jahre gut aufgestellt, ist sich der Trainer sicher. „Die vergangene Kreisliga-Saison war ein Genuss von Anfang bis Ende. Diese Saison ist es eine andere Art des Erlebens, aber auch diese ist schön und bringt die Spieler weiter. Ich selbst wurde nie in Frage gestellt. Das war sehr positiv und hat mich unheimlich motiviert. Das bevorstehende Abschied ist für mich nochmal ein zusätzlicher Motivationsschub“, schließt Kaufmann ab.

Aufrufe: 019.1.2024, 15:00 Uhr
Florian WürtheleAutor