2024-04-25T14:35:39.956Z

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Kann sich Kleve diesmal gegen Monheim durchsetzen?
Kann sich Kleve diesmal gegen Monheim durchsetzen? – Foto: Heiko van der Velden

Vom Phänomen des Angstgegners Monheim

Am Sonntag trifft der 1. FC Kleve auf den 1. FC Monheim, gegen den das Team in viereinhalb Jahren Oberliga sieglos blieb. Wir haben Trainer, Spieler und einen Sportwissenschaftler gefragt, wie man Angstgegner bezwingen kann.

Seit viereinhalb Jahren spielt der 1. FC Kleve mittlerweile mit dem 1. FC Monheim in der Oberliga. Die Mannschaften kennen sich gut, immer wieder lieferten sie sich enge Duelle. Am Sonntag, 15 Uhr, kommt es zur Neuauflage der Begegnung. Wir beantworten im Vorfeld die wichtigsten Fragen.

Wie schlug sich der 1. FC Kleve in der Vergangenheit gegen den 1. FC Monheim?

Seit dem Sommer 2018 trafen die Klubs in Liga und Pokal insgesamt acht Mal aufeinander. Die Bilanz: Sieben Mal setzte sich der 1. FC Monheim durch, ein Mal trennte man sich unentschieden. Dem Team von Trainer Umut Akpinar ist noch kein Sieg gelungen. Dabei gab es nie einen ernsthaften Klassenunterschied zwischen den Mannschaften. Die Partien waren immer spannend, doch dem 1. FC Kleve fehlte zu häufig das Spielglück. Eine These liegt also nahe: Der 1. FC Monheim ist der Angstgegner schlechthin.

Wie blickt Kleves Coach Umut Akpinar auf den Angstgegner?

Von einem klassischen Angstgegner will der 45-Jährige nicht sprechen. „Es waren immer enge Spiele, die Ergebnisse knapp“, sagt Akpinar. Es habe in den vergangenen Jahren das Spielglück gefehlt, so der Coach. Der Respekt vor den seit acht Spielen sieglosen Monheimern ist allerdings groß. „Der 1. FC Monheim ist eine absolute Top-Mannschaft, die eigentlich jedes Jahr oben mitspielt. Sie hat eine hohe Qualität und eine gute Mischung aus Jung und Alt“, sagt Akpinar über den Tabellenelften. Im Hinspiel mussten sich die Klever knapp mit 1:2 geschlagen geben. Früh lagen sie durch zwei Standardtore zurück. Der Anschlusstreffer von Nedzad Dragovic in der 87. Minute kam zu spät.

Was sagen die Spieler des 1. FC Kleve über das Phänomen des Angstgegners?

Kapitän Fabio Forster möchte ebenfalls nicht von einem Angstgegner sprechen. „Wir trennen immer das Ergebnis von unserer spielerischen Leistung und die war gegen Monheim fast immer wirklich gut“, sagt Forster. Der 1. FC Monheim sei in der Vergangenheit etwas abgezockter aufgetreten, allerdings sei die Qualität der Blau-Weißen hoch. Mittelfeldspieler Mike Terfloth sagt: „Wir haben in Monheim eigentlich immer gute Spiele gezeigt, aber oft mit einem Tor Unterschied verloren. Es ist schon auffällig, dass uns immer gegen Monheim das Spielglück fehlt, für Sonntag bin ich aber optimistisch.“

Abwehrchef Nedzad Dragovic sieht den Hintergrund darin, dass sich die Mannschaften in ihrer taktischen Ausrichtung ähneln. „Es ist nicht so, dass wir gegen Monheim nur Klatschen bekommen haben. Es waren immer sehr enge Spiele, in denen Kleinigkeiten entscheidend waren und das Quäntchen Glück gefehlt hat“, so Dragovic. „Wir müssen da weitermachen, wo wir gegen TuRU Düsseldorf aufgehört haben, nur im Verbund noch besser und konsequenter verteidigen, und vorne die wenigen Möglichkeiten, die sich uns bieten, noch geradliniger und mit mehr Überzeugung verwerten“, sagt der 37-Jährige.

Wie blickt ein Wissenschaftler auf Angstgegner im Fußball?

Harald Lange, Sportwissenschaftler an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg, bestätigt, dass es Angstgegner in allen Sportarten, vor allem aber im Fußball gebe. „Hinter einem Angstgegner steckt immer etwas Irrationales. Man kann sich nicht erklären, weshalb man gegen ein Team immer wieder Punkte liegenlässt, obwohl die Leistung stimmt“, sagt Harald Lange.

Häufig seien es Zufälle und Pech, nicht selten auch unglückliche Schiedsrichterentscheidungen, die zu Niederlagen und dann zum Phänomen des Angstgegners führen. „Fast jede Mannschaft hat Angstgegner. Ich bin davon überzeugt, dass Trainer, Mannschaft und Umfeld das nicht ausblenden, sondern sehr klar benennen sollten“, sagt Harald Lange. Man müsse Respekt in Konzentration umwandeln. Denn klar sei auch: „Es gibt Angstgegner nicht für immer, alle Serien finden ein Ende“, sagt der Sportwissenschaftler.

Mit Blick auf die Spieler sei es wichtig, nicht zu überdrehen. „Wenn ein Stürmer denkt, dass er gegen eine Mannschaft grundsätzlich nicht treffen kann, sollte er nicht kopflos werden und noch fester schießen. Es gilt, die Ruhe zu bewahren und konzentriert bei der Sache zu sein“, sagt Harald Lange. Das Training dürfe vor Partien gegen Angstgegner durchaus noch intensiver sein. Aber: „Angst ist in einem sportlichen Wettkampf ein denkbar schlechter Begleiter, weil sie die Wahrnehmung verengt. Wenn man mit Angst in ein Spiel geht, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass sich die selbst erfüllende Prophezeiung, in diesem Fall eine Niederlage oder ein schlechtes Spiel, erfüllen wird“, sagt der Sportwissenschaftler.

Aufrufe: 010.2.2023, 19:00 Uhr
Maarten OversteegenAutor