Wiesbaden. Rund 2,5 Millionen Euro hat das neue Funktionsgebäude auf dem Bierstadter Sportplatz gekostet. Für die Fußballer, die auf der Heimstätte des FCB und des FC Maroc kicken, ist die Holzkonstruktion mit vier Kabinen, einer Schiri-Umkleide, einem Materialraum, Duschen und Toiletten sicher eine Investition, die sich gelohnt hat - zumal die Vereine lange darauf warten mussten.
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Schließlich dauerte der Abriss des alten - eine Sanierung des asbest- und legionellenverseuchten Gebäudes hätte keinen Sinn mehr gemacht - und der Bau des neuen Funktionsgebäudes an gleicher Stelle insgesamt 19 Monate. Und damit fast doppelt so lang wie ursprünglich angepeilt. Mehr als eineinhalb Jahre also, die vor allem der FC Bierstadt mit seinen 20 Jugendteams mit 350 Kindern sowie zwei Aktiven- und einer Altherrenmannschaft ohne richtige Kabinen überbrücken musste.
"Gerade bei Trainings unter der Woche herrschte teilweise Chaos. Wir haben das unterschätzt im Hinblick auf den Sportplatzbetrieb mit so vielen Mannschaften", erinnert sich Michel "Migges" Becker. Der stellvertretende Vereinsvorsitzende trainiert selbst zwei Jugendteams. Dazu ist seine Frau Silke Schmid die Jugendleiterin im Verein. Das engagierte Ehrenamtler-Ehepaar war während der Bauphase besonders stark involviert. "Keine Kabine zu haben, war natürlich ein Riesenaufwand, gerade im Jugendbereich. Es musste ja immer einer da sein", sagt Becker.
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Immer da sein bedeutet in diesem Fall: Morgens die Elektro-Heizung im Material-Container anwerfen, der als ebenso ungedämmte wie unbeliebte Kabinen-Zwischenlösung herhalten musste. Ebenso nachmittags das Vereinsheim auf- und abends wieder abschließen. Denn im Keller des Vereinsheims befindet sich ein Raum, der ebenfalls als Kabine genutzt wurde. Das Angebot, sich in der Sporthalle der Fliedner-Schule umzuziehen und zu duschen sei gar nicht angenommen worden, berichtet Becker. "Viele Spieler sind direkt nach Spielschluss ungeduscht wieder abgereist. Das hat auch zu Umsatzeinbußen unserer Wirtschaft geführt."
Weil Bauunternehmen kurzfristig abgesprungen, das zu verbauende Holz auf dem Markt plötzlich knapp wurde, das Architekturbüro nur von Woche zu Woche planen konnte und schließlich gar noch Vögel in ihren Nestern auf der Baustelle fertig ausbrüten mussten, hatte sich der Bau immer weiter in die Länge gezogen. Ein Umstand, der nicht nur beim FCB, sondern auch bei den Gastmannschaften immer weiter an den Nerven zehrte.
Zumal der provisorische Umkleiden-Container nach einem Diebstahl von Kabeltrommel, Elektro-Heizung und Steglicht unbeheizt und unbeleuchtet war. Was die temporären Zustände in Bierstadt anging, habe man "viele Gespräche geführt", sagt Becker. "Wir haben uns oft entschuldigt. 90 Prozent unserer Gegner haben verständnisvoll reagiert".
Nun ist also das neue Gebäude da und seit dem 31. Oktober in Betrieb. "Mit dem alten Gebäude sind viele schöne Geschichten verbunden. Jetzt hoffen wir, dass das neue auch schöne Geschichten schreibt und können uns an andere Projekte heranwagen. Wir sind froh, dass es jetzt vorbei ist", sagt Becker. Dem mit seinen Mitstreitern auch in naher Zukunft sicher nicht die (ehrenamtliche) Arbeit in Bierstadt ausgehen dürfte. Schließlich will der Verein im Frühling eine Jugendhütte am Sportplatz installieren und aufbauen und steckt schon mitten in der Planung anlässlich des 90-jährigen Bestehens.