2024-05-08T14:46:11.570Z

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Michael Köllner klatscht im Grünwalder Stadion und hält eine Flasche Wasser in der Hand.
Michael Köllner klatscht im Grünwalder Stadion und hält eine Flasche Wasser in der Hand. – Foto: Imago

Verhinderter Pfarrer, enttäuschter Sozi - die letzten Geheimnisse über 1860-Jubilar Michael Köllner

Trainer-Geburtstagskind Köllner von A bis Z

Zwischen Weihnachten und dem Jahreswechsel feiern die Löwen noch schnell ihren Cheftrainer: Michael Köllner wird 53. Wir erklären den Oberpfälzer von A bis Z.

Erst trällern, dann trainieren. Eine gelebte Tradition beim TSV 1860 sieht vor, dass jedes Geburtstagskind mit einem Ständchen im Mannschaftskreis geehrt wird, ehe es auf dem Rasen zur Sache geht. An diesem Donnerstag im Mittelpunkt: Chefcoach Michael Köllner, der 53 Jahre alt wird. Es ist bereits der vierte Geburtstag, den der Oberpfälzer im Dienste der Löwen feiert, und obwohl Köllner kein stiller Vertreter seiner Zunft ist, gibt es noch Details aus seinem Leben, die der Öffentlichkeit kaum bekannt sind. Wir erklären den Löwen-Trainer von A bis Z.

Aberglaube: Nicht nur der Glaube, auch der Glaube mit Aber- davor spielt eine wichtige Rolle im Leben des früheren Messdieners. Am Ende der Saison 2020/21 hatte Köllner einen Gürtel, dem er eine spezielle Siegmagie zuschrieb. Sein Glaube an die Wirkung des Lederriemens reichte so weit, dass Lebensgefährtin Petra Freitag vor dem Spiel gegen Bayern II extra zurück nach Hause radeln musste, um das gute Stück zu holen. Das Derby endete 2:2, der Anfang des verpassten Aufstiegs. Was aus dem Gürtel wurde, ist nicht überliefert.

Bayernpark: Die schöne Natur, die tollen Fahrgeschäfte . . . Keiner macht so überzeugend Werbung wie Köllner, der als Gesicht des niederbayerischen Freizeitparks von den Plakaten lacht. Bayernpark-Chefin Silke Holzner schwärmt: „Köllner vermittelt Lebensfreude.“

Chats: Köllners Handy wird an seinem Ehrentag nicht still stehen – zu viele Menschen stehen in der Revancheschlange des Oberpfälzers, der selten einen Weggefährten vergisst. „1000 Chats sind locker in meinem WhatsApp-Speicher“, berichtet der Trainer: „Jeder kann mich immer um Hilfe bitten – und am Geburtstag gibt’s sowieso einen Anruf. Oder aktuell auch mal ein kleines persönliches Video.“

DFB: Beinahe wäre Köllner beim DFB hängen geblieben, für den er insgesamt zwölf Jahre lang als Stützpunkttrainer tätig war (2002 bis 2014). Er sagt: „Ich habe keinen Karriereplan.“ Dafür spannende Erinnerungen an Begegnungen mit Jogi Löw, Hansi Flick oder Matthias Sammer.

Erfolg: Muss für den Trainer aus Leidenschaft nicht messbar sein wie der Bundesliga-Aufstieg mit dem 1. FC Nürnberg. Erfolg, sagt Köllner, kann auch fühlbar sein. „Wenn eine Mannschaft ohne Trikots Fußball spielt, dann sollte im Idealfall einer sagen: ,Das ist eine Mannschaft von Michael Köllner!’ Das wäre für mich der größte Ritterschlag, wertvoller als jeder zählbare Erfolg.“

Familie: Die wichtigsten Dinge in Köllners Leben fangen mit „F“ an: Familie, Fuchsmühl, Freiheit, Freitag (so heißt Lebenspartnerin Petra), Fußball – die Reihenfolge möge er bitte selber festlegen.

Geld: Andere arbeiten, um zu leben, für Köllner hingegen ist Geld kein Anreiz, wie er betont. „Ich bin vom Fußball finanziell nicht abhängig“, sagt er, „das gibt mir gewisse Freiheiten. Für mich geht es in erster Linie darum, mein Glück zu erleben.“

Hospitanzen: Köllner hat die Löwen schon kurz vor deren Abstieg aus der Bundesliga studiert – als Hospitant im Rahmen der Fußballlehrer-Ausbildung (2004). Später, zu Pep Guardiolas Bayern-Zeit, schaut er auch dem spanischen Trainer-Guru über die Schulter (2013) – und in Gladbach dem damaligen Chefcoach Lucien Favre (2015).

Ismaik: Nach drei Jahren hat er ihn dann doch persönlich kennengelernt: 1860-Finanzier Hasan Ismaik, der in seinem Weihnachts-Post bei Facebook schrieb: „Mein erster Eindruck von ihm (Köllner) war großartig. Er ist ein Mann, der seine Arbeit liebt und alles unternimmt, dass unser Verein wieder bessere Zeiten erlebt.“

Jäger: Seine Dauerrolle mit den Löwen. Aufholjagd kann Köllner, wie mit einigen eindrucksvollen Serien bewiesen – nur mit dem finalen Zupacken der Beute hapert es bislang.

Kirche: Seine Spieler schickt er auf Reisen mit Bibelsprüchen ins Hotelbett – und statt auf Pressekonferenzen hätte Köllner, der Ex-Ministrant und Sternsinger, auch gerne von einer echten Kanzel zum Volk gepredigt. Missstände in der Gesellschaft müsse man „anprangern“, sagte er kürzlich: „Deswegen wollte ich früher Pfarrer werden.“

Liegestützen: Köllner ist nicht nur anfällig für kulinarische Genüsse – sondern auch für Tipps, wie man überflüssige Pfunde wieder loswerden kann. In einem Boulevardblatt las er, dass 100 Liegestützen pro Tag helfen, binnen eines Monats einen definierten Oberkörper zu entwickeln. Wie stabil der gute Vorsatz war? Die Wahrheit liegt am Ende der Plätzchenzeit auf der Waage.

Mönchengladbach: Ein Verein, den Köllner bewundert – weil dort, wie er findet, sportlich, wirtschaftlich und infrastrukturell vorbildlich gearbeitet wird.

Nächstenliebe: Wird beim praktizierenden Christen groß geschrieben. „Die Zehn Gebote sind für mich ein wichtiges Fundament“, sagt er, „sie beinhalten alle Werte, auf deren Basis eine Gesellschaft funktionieren kann.“

Oberpfalz: Köllner liebt und ehrt sein Heimatdorf Fuchsmühl in der Oberpfalz. Dass er nie versucht hat, seinen Dialekt abzulegen, ist auch als Hommage an die Region seiner Kindheit zu verstehen.

Playoffbart: Wenn es ernst wird am Ende einer Saison, verwandelt sich Köllner in einen Almöhi – sehr zum Verdruss von Petra Freitag, die ihren Michael lieber ordentlich rasiert und frisiert sieht.

Qualitätsspieler: Einen solchen wünscht sich Köllner für sein Kreativzentrum – und was wäre ein besserer Anlass als der Geburtstag, um das versprochene Transfergeschenk auszupacken?

Rauchen: Im Alltag trinkt Köllner wenig Alkohol, raucht nicht und versucht auch sonst, gesund zu leben. Quartalssünden können aber vorkommen, wenn’s gerade gesellig ist – dann schnorrt der Partytrainer so lange Kippen, bis er am Ende des Abends eine eigene Schachtel beim Wirt bestellt.

Sozi: Bei den Landtagslöwen verriet Köllner im Sommer, dass er nach über 30 Jahren aus der SPD ausgetreten sei. Der Grund: die Corona-Politik von Gesundheitsminister Karl Lauterbach.

Titel: Ende der Saison 2020/21 wurde Köllner von Kollegen und Drittliga-Kapitänen zum „Trainer des Jahres“ gewählt. Darauf ist er zurecht stolz, denn Individualtitel kämen in seinem Beruf selten vor, sagt er. Und als 1860-Coach durfte er bisher nur den Totopokal in die Luft stemmen.

Urlaubsziele: Wellnesshotels im Alpenraum, warme Gegenden wie Dubai oder die Türkei, wenn’s hierzulande greislich ist. Köllners Beitrag zur Urlaubsplanung der Familie: Er hält sich raus, setzt sich ins Auto oder Flugzeit – und genießt dann, was Petra Freitag ausgesucht hat.

Vierte Plätze: Köllner hat genug davon, dass am Ende die Teams vor den Löwen feiern. Diesmal soll es der Aufstieg sein – dafür gibt er alles.

Wien: Der Flirt mit der Austria war im Sommer 2021 weiter fortgeschritten, als bekannt wurde. Generell, sagte Köllner mal, würden ihn und seine Familie in der Zukunft nur noch Städte mit sehr hoher Lebensqualität reizen.

XXL-Pressekonferenzen: Gehören der Vergangenheit an, seit Köllner im Krisenherbst der Frohsinn abhanden kam. Davor konnten Pressekonferenzen auch mal eine Dreiviertelstunde oder länger dauern, wenn der Trainer ins Plaudern (oder Predigen) kam.

Yoga/Yogi: Köllner macht keinen Hehl aus seiner spirituellen Seite. Bei 1860 geht in diesem Winter häufiger das Licht in der Kabine aus – dann ist vor dem Training kollektives Meditieren angesagt. Überhaupt zeigt sich der Oberpfälzer aufgeschlossen für Yoga-Stunden und Yogi-Weisheiten: Eines seiner Sehnsuchts-Reiseziele ist Bhutan, das als Land mit den glücklichsten Menschen gilt. Köllner: „Das will ich mit eigenen Augen sehen.“

Zahnarzthelfer: Bei der Bundeswehr ließ sich Köllner zum Zahnarzthelfer ausbilden – eine Seltenheit damals. Die Abschlussprüfung absolvierte er als einziger Mann unter 300 Frauen.

Aufrufe: 029.12.2022, 08:56 Uhr
Uli KellnerAutor