2024-04-25T14:35:39.956Z

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Es muss sich etwas ändern: Sonst kann die Schiedsrichtergruppe Freising womöglich bald nicht mehr alle Spiele besetzen. In Niederbayern ist dies in den untersten Herrenligen schon länger Usus.
Es muss sich etwas ändern: Sonst kann die Schiedsrichtergruppe Freising womöglich bald nicht mehr alle Spiele besetzen. In Niederbayern ist dies in den untersten Herrenligen schon länger Usus. – Foto: dpa

Unparteiischen-Mangel in Freising spitzt sich zu – Drohen Spiele ohne Schiedsrichter?

Ursachen und Lösungen des Problems

Ohne sie geht nichts: Spiele ohne einen offiziellen Schiedsrichter sind für Fans des Amateurfußballs unvorstellbar, bald vielleicht aber bittere Realität.

Freising – Sie sorgen für Ordnung auf den Fußballplätzen, müssen sich dafür aber oftmals für eine überschaubare Bezahlung Beschimpfungen – in seltenen Fällen gar Gewalt – gefallen lassen. Da wundert es nicht, dass immer weniger Fußballbegeisterte Unparteiische werden wollen. Ein Problem, das auch in Freising seit längerem bekannt ist, nun aber akut zu werden scheint.

Ein Grund dafür sei, dass viele ältere Unparteiische zuletzt aufgehört hätten, berichtet Stefan Gomm, Obmann der Schiedsrichtergruppe Freising. „Die pfeifen dir 50 bis 60 Spiele pro Jahr, die dann natürlich wegbrechen“, sagt der 31-Jährige.

Freising hinkt im Vergleich zu anderen Schiedsrichtergruppen hinterher

Dazu komme, dass die Anwerbung von Nachwuchs-Referees im Landkreis lahmt. „Wir haben für einen Neulingskurs im September bisher drei Anmeldungen“, berichtet Gomm leicht konsterniert. Auch bei den Onlinekursen, die der Bayerische Fußball-Verband (BFV) während der Corona-Pandemie durchgeführt hatte, sei die Freisinger Beteiligung mau gewesen. „Aus der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt gab es beispielsweise einmal über zehn Teilnehmer, aus Freising war es einer“, erinnert sich der 31-Jährige. Wenn sich an der derzeitigen Situation nichts ändere, „fehlt bald die Qualität und die Quantität“. (Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Freising-Newsletter.)

Im Spielbetrieb macht sich dieses Defizit freilich schon längst bemerkbar – es drohen sogar Szenarien, bei denen für Partien kein Schiedsrichter abgestellt werden kann. „Noch geht es, aber wenn es so weitergeht, muss ich irgendwann anfangen, C-Klassen-Spiele (unterste Liga im Herrenbereich, Anm. d. Red.) nicht mehr zu besetzen. Das mache ich eher, bevor ich bei Spielen von der Jugend – unserer Zukunft – anfange.“ Kommt es tatsächlich soweit, müsse der Heimverein eine geeignete Person für die Spielleitung benennen. In Niederbayern sei dies schon seit längerem gang und gäbe.

Wie erklärt sich Gomm also, dass immer weniger Fußballinteressierte den Weg an die Pfeife finden? Einerseits nimmt er die Clubs bei der Anwerbung in die Pflicht, da diese eigentlich jeweils eine gewisse Anzahl an Unparteiischen in ihren Reihen haben müssten. „Die Vereine scheißen sich nichts. Wir haben die Situation schon oft in Spielgruppentagungen angesprochen. Aber es tut sich nichts“, sagt Gomm. Das Hauptproblem sieht er jedoch auf den Plätzen selbst, „wenn ich mir das Verhalten von manchen Trainern, Betreuern und Eltern anschaue“.

Bessere finanzielle Entschädigung und rigoroses Rauswerfen inaktiver Unparteiischer

Um wieder mehr Leute für das Schiedsrichterwesen zu gewinnen, schlägt der 31-Jährige verbesserte finanzielle Anreize vor: „Damit könnte man, glaub’ ich, schon einige junge Leute überzeugen.“ Aktuell bekommt ein Unparteiischer beispielsweise bei einem unterklassigen Spiel von der C- bis zur G-Jugend 15 Euro Aufwandsentschädigung sowie 30 Zentimeter pro Kilometer Fahrtkosten. Bei einer Partie in der C-Klasse sind es 25 Euro plus „Spritgeld“. Eine Änderung der Spesenordnung habe der BFV aber bereits beschlossen.

Vereinzelt gebe es zudem Leute, die nach dem Erhalt ihres Schiedsrichterscheins nur sehr wenige Partien leiten. „Da werden wir jetzt rigoroser vorgehen und Leute, die nur zwei oder fünf Spiele pro Jahr pfeifen, rausschmeißen“, lässt Gomm verlauten. Mit einem Schiedsrichterausweis ist in Bayern beispielsweise der Zutritt zu sämtlichen Amateurspielen frei – unabhängig davon, ob man regelmäßig selbst an der Pfeife ist oder nicht. Diesen Vorteil sollen inaktive Unparteiische künftig nicht mehr ausnutzen können.

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Aufrufe: 023.8.2022, 14:00 Uhr
Jonas GrundmannAutor