2024-06-14T06:55:53.576Z

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Kleves gute Seele: Ulrich van Baal.
Kleves gute Seele: Ulrich van Baal. – Foto: Christoph Thyssen 1.683

Ulrich van Baal: Seit 20 Jahren Erste Hilfe auf dem Rasen

Seit 2003 ist Ulrich van Baal Sportphysiotherapeut beim 1. FC Kleve. Der 46-Jährige gilt als Urgestein des Vereins. Ans Aufhören denkt er nicht, dafür an eine Horror-Verletzung von Sebastian van Brakel. Am Samstag geht es gegen TuRU.

Mehr als ein Dutzend Trainer lernte Ulrich van Baal beim 1. FC Kleve kennen, zudem hunderte Spieler und Offizielle. Die Fluktuation im ambitionierten Amateurfußball ist hoch. Ulrich van Baal aber ist seit 2003 eine der Konstanten am Bresserberg.

Der Sportphysiotherapeut blieb dem Fusionsklub stets treu, auch in den dunkelsten Stunden der Insolvenz vor mehr als zehn Jahren.

„Seit 2003 habe ich nur eine kleine Unterbrechung eingelegt, als mein Sohn geboren wurde. Ansonsten bin ich dem 1. FC Kleve immer treugeblieben, auch wenn der Aufwand hoch ist“, sagt van Baal. Zuvorderst zeichnet er für die Gesundheit der Oberliga-Akteure verantwortlich. „Aber wenn Trainer anderer Mannschaften mal Hilfe benötigen, weil sich ein Spieler verletzt hat, helfe ich natürlich auch gerne mit“, sagt van Baal, der in der Thaerstraße eine Physiopraxis führt.

In der Regionalliga viel zu tun

„Jeder hat doch ein Laster im Leben. Und das ist bei mir nun einmal der 1. FC Kleve. Es ist mein Heimatverein, daher gebe ich gerne etwas zurück“, sagt Ulrich van Baal. Als er kam, war Fred-Werner Bockholt Coach beim 1. FC Kleve. Nach Jahren in der Oberliga folgte der Sprung in die Regionalliga sowie in die NRW-Liga. 2011 kam es wegen der Zahlungsunfähigkeit zur Zäsur. Man startete neu in der Landesliga, seit 2018 kämpft das Team von Trainer Umut Akpinarwieder in der fünfthöchsten Spielklasse um Punkte. „Ich habe beim 1. FC Kleve wohl schon alles erlebt“, sagt van Baal.

Die Zeit in der Regionalliga sei allerdings besonders intensiv gewesen. „Damals hat die Mannschaft fünf Mal in der Woche trainiert, hinzu kam das Spiel am Wochenende. Da hatte ich eigentlich zwei Vollzeit-Jobs. Das ging auch nur, weil ich noch nicht verheiratet und kinderlos war“, so der Klever. Derzeit betreut Ulrich van Baal zwei Trainingseinheiten des 1. FC Kleve unter der Woche, am Sonntag begleitet er die Kicker dann zu den Ligapartien. „Ich habe das Glück, dass ich immer mit Trainern zusammenarbeiten durfte, die es einem leicht gemacht haben“, sagt er.

An eine schwere Verletzung erinnert sich der 46-Jährige immer wieder. Im Februar 2020 riss sich Verteidiger Sebastian van Brakel, der nun beim Landesligisten SGE Bedburg-Hau kickt, in der Partie gegen den VfB Hilden ohne Fremdeinwirkung die Patellasehne. Der Abwehrspieler war im seifigen Rasen hängen geblieben. Der Schrei von van Brakel ging vielen im Stadion unter die Haut. Der Routinier wurde mit dem Rettungswagen ins Klever Krankenhaus gebracht und operiert. Lange Zeit war van Brakel danach nur auf Krücken unterwegs, er kämpfte sich mit Physiotherapie zurück. „Das war wirklich schrecklich. In dem Moment machst du als Sportphysiotherapeut nicht viel mehr als beruhigen und den Schmerz lindern. Wir mussten sofort einen Krankenwagen rufen“, sagt van Baal.

Viel Routine

Ansonsten aber kann der Betreuer in der Regel helfen, wenn es auf dem Rasen zu Umknicktraumen, Zerrungen oder Prellungen kommt. Mit einem Eiskoffer in der linken und einem Koffer mit Verbandsutensilien in der rechten Hand sprintet Ulrich van Baal dann los. Seine wichtigste Waffe ist aber nicht die Kompresse, das Eisspray oder das Heftpflaster, sondern vielmehr die besonnene Art. Nervosität strahlt van Baal nie aus. „Das würde in meinem Beruf auch nicht gehen“, sagt er.

Am Samstag, 16 Uhr, trifft sein Team auswärts auf TuRU Düsseldorf. Es ist das letzte Spiel vor der Winterpause. Ulrich van Baal wird freilich dabei sein. Das ist Coach Umut Akpinar auch besonders wichtig: „Ulli ist eine wichtige Persönlichkeit für diesen Verein. Man hat mit ihm immer eine gute Anlaufstelle für eine Vielzahl von Fragen. Es macht Spaß, mit ihm zu arbeiten. Und das schon seit so vielen Jahren.“

Ans Aufhören denkt das Vereinsurgestein übrigens noch nicht. Allerdings könnte er Unterstützung gut gebrauchen. Nicht so sehr beim 1. FC Kleve, dafür aber in seiner Praxis. „Der Fachkräftemangel ist riesig. Wir würden uns über Bewerbungen freuen“, sagt van Baal. Interessenten könnten sich per E-Mail an praxis-vanbaal-pekel@t-online.de wenden.

Aufrufe: 016.12.2022, 23:00 Uhr
Maarten OversteegenAutor