2024-04-30T13:48:59.170Z

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Bewegender Abschied: Korbinian Halmich, genannt „Kurbel“ (M.), im Kreise seiner Spieler und Wegbegleiter
Bewegender Abschied: Korbinian Halmich, genannt „Kurbel“ (M.), im Kreise seiner Spieler und Wegbegleiter – Foto: TVS

Korbinian Halmich tritt als Coach des TV Stockdorf zurück: Mehr als nur der Heimatverein

Seit über 25 Jahren im Klub

Geschichten wie die von Korbinian Halmich gibt es im heutigen Fußball immer seltener. Nicht nur im Profibereich hat die Vereinstreue abgenommen, auch im Amateurfußball wechseln viele Spieler munter von einem Klub zum nächsten.

Stockdorf – Als Jugendliche auf der Suche nach der höchsten Liga, als Erwachsene oft auch auf der Suche nach dem höheren Taschengeld.

Halmich, der von allen „Kurbel“ gerufen wird, konnte mit dieser Einstellung nie viel anfangen. Für ihn gab es immer nur den TV Stockdorf – erst als Jugendspieler, dann als Torhüter der ersten Mannschaft, kurzzeitig als Spielertrainer und in den vergangenen vier Jahren als reiner Chefcoach des A-Klassisten. Nun hat er auch dieses Engagement vorerst beendet (wir berichteten).

Einmal zog es Halmich drei Kilometer weiter zum SV Planegg-Krailling, wo er sich als Torhüter in der Bezirksliga beweisen konnte. Aber obwohl es sportlich recht gut lief, war bereits nach einem halben Jahr das Heimweh nach Stockdorf zu groß. Dort beschränkte sich sein Einsatz nie nur auf zwei Trainingseinheiten und ein Spiel pro Woche. Wenn nötig, markierte er auch den Platz, kochte Kaffee oder half bei der Organisation von Events wie dem „Stüberl-Cup“ – und Mannschaftsabende waren für ihn sowieso eine Pflichtveranstaltung.

Auch in Zukunft werden sich die Wege von Halmich und dem TVS nicht endgültig trennen. „Der TV Stockdorf wird immer mein Verein bleiben“, betont er. Als Zuschauer wird man ihn vermutlich des Öfteren an der Maria-Eich-Straße sehen, und für das Jugendteam, in dem sein Sohn spielt, bleibt er ebenfalls verantwortlich. Doch die erste Mannschaft wird er in der kommenden Saison nicht trainieren. Halmich braucht erst mal eine Pause.

„Ich bin eigentlich seit meinem fünften Lebensjahr durchgängig am Fußballplatz“, sagt der 32-Jährige und ergänzt: „Irgendwann wird es zu viel.“ Einmal seinen Urlaub nicht nach dem Vorbereitungsplan ausrichten, am Sonntag etwas weniger unter Strom stehen und das Leben abseits des Fußballplatzes genießen, das hat er nun erst einmal vor. „Ich bin nicht ganz weg, aber ich will das Ganze ein bisschen runterfahren“, kündigt er an.

Cheftrainer in seinem Heimatverein zu sein, ist keine leichte Aufgabe. „Schon mein Opa stand hier im Tor, mein Vater hat lange hier gespielt, und mein Onkel ist Jugendleiter. Es ist eine spezielle Konstellation“, sagt Halmich. Vor dem vorentscheidenden Spiel um den Aufstieg gegen den SC Unterpfaffenhofen II Mitte Mai war dies besonders spürbar. „Viele Leute, die mich gar nicht persönlich kennen, haben mich angesprochen“, erinnert er sich und fügt an: „Man spürt schon einen gewissen Druck.“

Die Entscheidung über seine Auszeit habe er unabhängig vom Saisonausgang schon im Februar getroffen, so Halmich. Am liebsten hätte er sich mit dem Aufstieg in die Kreisklasse verabschiedet. Doch nach sechs Siegen in Serie kam sein Team gegen den späteren Meister Unterpfaffenhofen nicht über ein 0:0 hinaus, als Dritter verpasste der TVS die Relegation knapp. Die Saison 2018/19 hatte Stockdorf auf Rang vier abgeschlossen, die coronabedingt abgebrochene Saison 2019/21 ebenfalls auf Platz drei.

Halmich ist selbstkritisch genug, sich auch persönlich zu hinterfragen: „Ich habe es dreimal nicht geschafft, die Mannschaft hochzubringen. Vielleicht ist es gut, wenn die Jungs mal etwas Neues kennenlernen.“ Die Basis, um in den kommenden Jahren den Aufstieg zu schaffen, sei aber definitiv gegeben. Schließlich habe das Team sich vor allem in den vergangenen Monaten spielerisch weiterentwickelt und sei nicht umsonst im Kalenderjahr 2022 ohne Niederlage geblieben. Beim emotionalen Saisonabschluss gewannen die Stockdorfer mit 7:1 gegen den SV Puchheim und zeigten ihrem Trainer, wozu sie fähig sind.

Ein Nachfolger für Halmich wurde noch nicht bekannt gegeben, ebenso wenig die neuen Verantwortlichen der zweiten Mannschaft, die künftig nicht mehr von Ilker Özdemir trainiert wird. Doch egal, wer Trainer wird, eines steht fest: Korbinian Halmich wird den Stockdorfern auch in Zukunft die Daumen drücken. Schließlich bleiben die Spieler seine Freunde – und der TV Stockdorf sein Verein. (Tobias Empl)

Aufrufe: 08.6.2022, 07:48 Uhr
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