Unmittelbar mit dem Pausenpfiff schießt Pierre Merkel das vorentscheidende 3:0 – und hält dann erst mal die Hände vor das Gesicht. Es hätten viel mehr Tore sein können für Oberliga-Spitzenreiter TSV Schott Mainz gegen den FV Diefflen – und das wohl gemerkt nach einem 6:0 (3:0)-Sieg.
Zweimal hatte Merkel frei vor dem Tor nach Querpässen den Ball drüber gehauen. Doch auch so war der Mittelstürmer mit zwei Treffern und zweieinhalb Assists der Mann des Tages. „Wenn ich die ersten zwei reinmache, bin ich glücklicher“, sagt der 33-Jährige und strahlt dabei gleichwohl gelöst.
Lauter uneigennützige Querpässe
Nach einer hohen Balleroberung spitzelte Merkel den Ball an der äußeren Strafraumkante am Keeper vorbei. Linus Wimmer lief, womöglich abseits stehend, dem Ball nach, der über die Linie kullerte (45.). „Wäre er dran gegangen, wäre ich sauer gewesen“, sagt Merkel – und lacht. „Mir ist egal, wer die Tore macht, Fußball ist ein Teamsport.“
Das dachte sich auch Silas Schwarz, als er Merkel so bediente, dass der aus zwei Metern nur noch das leere Tor treffen musste (55.). Und das dachte sich Merkel, als er im Gegenzug frei auf den Torwart laufend für Schwarz quer legte (58.). Eine Kopfballablage mit viel Übersicht ermöglichte Johannes Gansmanns zweiten Streich (62.). Der 17-Tore-Mann hatte nach Direktpass auf Linus Wimmer im Nachsetzen den Torreigen eröffnet (24.).
Schulnote 2+ für die bisherige Saison
Etienne Portmann machte Saisontor Nummer 16 per Freistoß (32.). Ein bisschen war es Merkels erste Torbeteiligung, denn der Stürmer sprang vor dem Tor hoch und irritierte so den auf der Linie stehenden Verteidiger, der den Ball sonst vermutlich rausgeköpft hätte.
Mit sechs Treffern ist Merkel Top-Torjäger der Aufstiegsrunde. „Jetzt läuft es“, strahlt der Mann mit der Aufschrift „Kanzler“ auf dem Trikot. Dem Saisonverlauf der ganzen Mannschaft gibt Merkel bislang die Schulnote Zwei plus. „Ich persönlich bin noch nicht ganz zufrieden“, gibt er zu. Doch Merkel könnte rechtzeitig in Topform sein. Nächsten Samstag geht es zum Gipfeltreffen beim FK Pirmasens.
Trainer-Lob für alle Mannschaftsteile
Wie die Chancen stehen? „Wir sind Tabellenführer“, sagt Merkel und lächelt wieder, „ich glaube, das sagt alles. Mit der Leistung von heute können wir da was holen, sogar gewinnen.“ Eine „von der ersten Minuten an extrem gute Leistung, defensiv wie offensiv“, sah TSV-Trainer Aydin Ay. Anfangs galt es die Saarländer zu knacken. Mit dem 1:0 brachen die Dämme. Vor allem das schnelle Mainzer Spiel in die Tiefe führte zu einer Fülle verheißungsvoller Torraumszenen.
Sprinter Silas Schwarz auf Rechtsaußen und Linus Wimmer über links kamen immer wieder in den Rücken der Abwehr. „Linus ist enorm dynamisch, spritzig, auf engem Raum extrem schwierig zu verteidigen“, sieht Ay einen stetig stärker werdenden Winter-Rückkehrer. Frühzeitig konnte der Chefcoach Spieler schonen und Einsatzzeiten verteilen („Wir brauchen bis zum letzten Spiel jeden Mann“).
TSV Schott meldet für die Regionalliga
Keine Überraschung ist, dass der TSV Schott seine Bewerbungsunterlagen für die Regionalliga eingereicht hat. Die Anforderungen sind seit dem Abstieg 2022 gestiegen. Wahrscheinlich müsste ein Teil der Tribüne überdacht werden. Von konstruktiven Gesprächen mit der Stadt spricht Manager Till Pleuger.
TSV Schott Mainz: Hansen – Kern, Ahlbach, Schlosser (59. Hermann), Obas – Müller – Portmann (46. Embaye), Gansmann (67. Zimmermann) – Schwarz (59. Polichronakis), Merkel, Wimmer (67. Abdiovski).