2024-05-24T11:28:31.627Z

Ligabericht
Torschützen unter sich: Nicklas Schlosser und Lennart Thum (v.l.).
Torschützen unter sich: Nicklas Schlosser und Lennart Thum (v.l.). – Foto: Marcel Heeg / TSV Schott Mainz

TSV Schott: Kantersieg zum Abschied der "Legenden"

Rauschendes 7:0 gegen TSG Balingen +++ Verdiente Spieler und Trainer werden geehrt

Fröhlicher kann ein Ausstand nicht ausfallen. 7:0 (3:0) gegen Tabellennachbar TSG Balingen – nie gewann der TSV Schott Mainz ein Regionalligaspiel auch nur annähernd so hoch. Die Erfolgsserie seit Mitte März wird von Woche zu Woche eindrucksvoller. „Dem Anlass angemessen“ findet Manager Till Pleuger dieses Fußballfest. Schließlich galt es, einige Vereinslegenden gebührend zu verabschieden.

Die Nummer 15 steht auf den Trikots von Marco Senftleben und Bernd Bangel, den beiden Cotrainern, die den Club verlassen. Und die gerahmte 13 bekam Kapitän Nicklas Schlosser vor Spielbeginn überreicht. Zahlen, die die Jahre wiedergeben, seit denen das Trio im Verein ist. Senftleben feierte eineinhalb Jahre nach seinen letzten Punktspiel-Minuten ein umjubeltes Feelgood-Comeback. Und Schlosser schoss sein Saisontor. Zwei waren möglich, mehr waren es nie.

Die Partie hätte einseitiger kaum sein können. Es spielte, von der ersten Minute an, nur der TSV. Mit Lust am Offensivfußball, sauberen Kombinationen, viel Spielfreude – und einem Gegner, der fast keinen Widerstand leistete. Die Tore – allesamt herausgespielt, kein Standard, nicht einmal ein Kopfball musste her. Jost Mairose drückte den Ball nach Etienne Portmanns Pfostentreffer hinter die Linie (7.). Lennart Thum, der beim 6:1 zum Pokalfinal-Stadion-Test in Ingelheim viermal traf, erhöhte prompt (12.). Nach Birkan Celiks Dribbling zur Grundlinie hatte Linus Wimmer leichtes Spiel (27.).

Hacke, Spitze, Dreierpack – Pause, und TSG-Torwart Marcel Binanzer hatte schon ein paar Paraden ausgepackt. Wimmer legte nach doppeltem Doppelpass mit Mairose nach (58.), Nils Fischer (60.) und Namrud Embaye (77.) versenkten Flachschüsse. Doch das Tor, das den größten Jubel auslöste, gelang Schlosser. Verlagerung auf links, zwei Mann mit einer Drehung auf den Hosenboden gesetzt, überlegter Flachschuss mit dem vermeintlich falschen Fuß ins lange Eck (55.). „Da kam dann doch noch mal der Torjäger durch“, lacht der 30-Jährige, der kurz drauf eine ähnliche Chance hatte, aber den ganz komplizierten Schnibbler mit links versuchte – und weit verzog.

"Richtig schön, so aufzuhören"

„Gestern dachte ich noch, alles ist cool“, erzählt Schlosser, „aber heute morgen hat es doch ein bisschen gekribbelt. Es ist richtig schön, so auf der heimischen Anlage aufzuhören.“ Das dachte sich auch Senftleben. Eine Grätsche musste der auch ob seiner beherzten Spielweise enorm beliebte Ex-Kapitän noch auspacken. „Auch wenn ich eigentlich zu weit weg war“, grinst Senftleben, die beiden kleinen Kinder im Arm. Nun verlangt die Familie ihr Recht. Im TSV bleibt der 32-Jährige angestellt, als Zimmerkollege von Chefcoach Samuel Horozovic. „Und das Herz bleibt auch hier.“

Vor dem Spiel gab es zahlreiche Ehrungen und Verabschiedungen.
Vor dem Spiel gab es zahlreiche Ehrungen und Verabschiedungen. – Foto: Chiara Puci / TSV Schott Mainz

Eine letzte Auswärtsfahrt mit Schlosser und Tim Müller auf der letzten Bank im Bus steht noch an, kommenden Samstag zum Bahlinger SC. Und dann die Woche drauf das Pokal-Derby gegen Gonsenheim. „Das wäre der krönende Abschluss“, sagt Senftleben. Bernd Bangel sieht es genauso. Der langjährige Cotrainer zieht sich auch als Abteilungsleiter zurück. Horozovic wollte gern einen Assistenten, der permanent präsent ist, anstelle des aktuellen Jobsharings. Das aber klappt bei Bangel zeitlich nicht. „Vollkommen legitim“ findet der 55-Jährige das Ansinnen, „aber ich kann dann nicht zur Verfügung stehen. Es tut weh, gern gehe ich nicht.“

Kürzeste Ansprache, höchster Sieg

Den „Aderlass, was die Urgesteine angeht“, bedauert Horozovic sehr, wie er sagt. Die Ansprache vor dem Spiel sei die kürzeste seiner Trainerlaufbahn gewesen. Um einen angemessenen Abschied für die verdienten Kräfte gehe es. Das genügte. Der Kantersieg ist eine weitere Bestmarke dieser Ära. „Ich habe hier unheimlich viel erlebt und tolle Menschen kennen gelernt“, blickt Bangel zurück. „Drei Regionalliga-Aufstiege, zwei Pokale – was Besseres als diese Zeit konnte es nicht geben“, sagt Eric Strubel, der nach acht Jahren als Torwarttrainer eine Pause einlegt. Genauso wie sein vermeintlicher Nachfolger Alexander Merz.

In der Rückrundentabelle ist der Aufsteiger ähnlich weit von der Abstiegszone entfernt wie in der Realität vom rettenden Ufer. Zum Teil ist das aktuelle Formhoch damit zu erklären, dass kein Druck mehr da ist, zum Teil mit dem Ansporn, den das Pokal-Derby auslöst – und auch einfach mit lange versteckter Qualität. Der TSV setzt, während die „Legenden“ sich verabschieden, kraftvolle Signale Richtung direkter Wiederaufstieg.

TSV Schott: Hansen – Schwarz (68. Senftleben), Müller (56. Ahlbach), Gans – Obas, Mairose, Schlosser (79. Rosenberger) – Wimmer, Portmann (56. Embaye) – Thum, Celik (56. Fischer).

Aufrufe: 011.5.2024, 21:04 Uhr
Torben SchröderAutor