2024-05-15T11:26:56.817Z

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Günther Gorenzel hinterlässt ein leeres Büro.
Günther Gorenzel hinterlässt ein leeres Büro. – Foto: IMAGO/Ulrich Wagner

TSV 1860: Geht es auch ohne einen neuen Sportchef?

Löwen diskutieren, ob Gorenzels Posten nachbesetzt werden soll

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Seit der Stunde Null, dem Doppelabstieg 2017, gab es beim TSV 1860 drei verschiedene Modelle auf der Sportlichen Kommandobrücke.

München – Im ersten halben Jahr vertrauten die Löwen auf die Kontakte von Trainer Daniel Bierofka, der intern unterstützt wurde (von Kurzzeit-KGaA-Chef Markus Fauser und Ex-NLZ-Leiter Wolfgang Schellenberg). Ab Januar 2018 vertraute 1860 dann auf die Expertise von Rückkehrer Günther Gorenzel, zunächst als reiner Sportchef und schließlich, ab 2019, als aufgewerteter Sportchef mit Geschäftsführerkompetenz.

Nun, da Gorenzel auf dem Sprung zu Austria Klagenfurt ist, gibt es Stimmen im Verein, die das Rad zurückdrehen wollen. Ganz zurück. Zu einem Modell ohne echten Sportchef – in diesem würde Coach Maurizio Jacobacci wie ein englischer Teammanager fungieren, unterstützt von internen Experten (u.a. Chefscout Jürgen Jung) und dem verbleibenden Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer (Finanzen). Die Idee dahinter: Geld für große Transfers ist eh keins da – und womöglich reicht das eingesparte Gorenzel-Gehalt ja, um doch noch was am Kader zu machen. Speziell im Offensivbereich sind die neuen Löwen ja arg dünn aufgestellt mit Lakenmacher/Skenderovic, den Flügelspielern Guttau/Vrenezi, Talent Devin Sür und einem sportlich bestenfalls geduldeten Martin Kobylanski (Vertrag bis 2024).

TSV 1860: Auch der Nachbar steht ohne Sportchef da

Stellt sich die Frage: Wie sinnvoll wäre es, Gorenzels Position temporär unbesetzt zu lassen, wenn sein Wechsel diese Woche wie geplant über die Bühne geht? In den drei höchsten Spielklassen Deutschlands, so viel steht fest, stünden sportcheflose Löwen relativ allein da, schließlich umfasst das Profil für diese Position deutlich mehr, als Außenstehende vielleicht vermuten. In der Ausbildungsakademie des DFB ist von einer „elementaren Schlüsselposition“ die Rede. Sportdirektoren seien die wichtigsten Ansprechpartner für Trainer, Spieler, die medizinische Abteilung, das NLZ und alle weiteren Mitarbeiter im Umfeld des Teams. Zudem sei der Sportchef „Bindeglied zwischen Club, Ligaorganisation und Verband“. Er verantworte nicht nur die strategische Ausrichtung eines Vereins, sondern auch „den sportlichen Erfolg – vor Medien, Fans und Sponsoren“.

Klingt komplex – ist es auch. Nicht ohne Grund werden fähige Sportchefs wie wertvolle Uhren gehandelt und entsprechend großzügig entlohnt. Ein Seitenblick zum Branchenprimus verbietet sich in diesem Fall, denn Geld für einen Salihamidzic-Nachfolger hätte der FC Bayern wohl, aber aktuell halt keinen Kandidaten, der frei wäre und geeignet, den Anforderungen bei Deutschlands Abonnementmeister gerecht zu werden.

TSV 1860: Wer gibt Stefan Lex Starthilfe?

Umgekehrt ließe sich einwenden: Würde ein Verein mit Geldnot nicht am falschen Ende sparen, wenn er glaubt, ohne Sportchef auszukommen? Gerade ein Verein wie 1860 könnte doch Werte schaffen, wenn er Talente frühzeitig bindet oder bei Transfers schneller ist als die Konkurrenz. Dass Stefan Lex einen Anschlussvertrag auf der Geschäftsstelle hat, ist ein guter Ansatz, aber irgendwer sollte halt auch da sein, um dem langjährigen Kapitän eine Starthilfe im neuen Beruf zu geben. (ulk)

Aufrufe: 012.6.2023, 06:25 Uhr
Uli KellnerAutor