2024-05-02T16:12:49.858Z

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Vinzenz Loistl übernimmt und feierte gleich einen Sieg.
Vinzenz Loistl übernimmt und feierte gleich einen Sieg. – Foto: brouczek

„Trifft den, der am wenigsten dafür kann“: SV Pullach entlässt Lamotte – Urgestein Loistl übernimmt

„Ob die Entscheidung richtig ist, weiß ich auch nicht.“

Die Zuschauer an der Gistlstraße, bei denen sich die Neuigkeit noch nicht herumgesprochen hatte, dürften sich im Heimspiel gegen den FC SF Schwaig gewundert haben, wo Fabian Lamotte abgeblieben war.

Pullach – Der Ex-Profi, seit Saisonbeginn Trainer des SV Pullach, fehlte auf der Bank. Die einfache und branchenübliche Erklärung: Lamotte wurde entlassen. „Es ist bitter“, beteuert Pullachs Sportlicher Leiter Theo Liedl, dass ihm dieser Schritt sehr schwer fiel. „Aber wir müssen unter allen Umständen den Abstieg vermeiden und erhoffen uns noch einmal einen Impuls.“ Nun soll der bisherige Co-Trainer Vinzenz Loistl den Bayernliga-Absteiger vor dem direkten Absturz in die Bezirksliga bewahren. Der 32-Jährige, ein echtes Pullacher Urgestein, feierte bei seinem Debüt einen 2:0 (1:0)-Sieg.



Zu erwarten war der Trainerwechsel nicht. Zwar lagen die Pullacher vor der Partie auf dem 15. Platz, aber der Rückstand zu einem Nichtabstiegsplatz betrug nur einen Punkt. Auch Lamottes Bilanz nach der Winterpause mit vier Siegen, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen legte kaum einen Rauswurf nahe. Liedl sah allerdings nach den jüngsten beiden Partien Handlungsbedarf, obwohl auch hier vier Zähler heraussprangen: Beim 5:4 gegen den ASV Dachau schafften die Raben sogar ab der 86. Minute mit drei Toren in Unterzahl die Wende. Aus Liedls Sicht war die Leistung gegen den Vorletzten allerdings grundsätzlich unzureichend und anschließend beim 1:1 beim Schlusslicht TSV Brunnthal registrierte er eine weitere Verschlechterung: „Das Spiel musst du eigentlich verlieren, obwohl Brunnthal nur Kreisklassen-Niveau hatte.“

Allerdings betont Liedl, dass er für die dürftigen Darbietungen Lamotte gar nicht verantwortlich macht. „Die Mannschaft hatte keine Einstellung, keinen Zusammenhalt, aber ich kann nicht 20 Leute rauswerfen. Und jetzt trifft es den, der am wenigsten dafür kann.“



Entsprechend zeigte sich Lamotte selbst „sehr überrascht“ und auch „bitter enttäuscht“, allerdings, so der 40-Jährige „in erster Linie über mich, weil wir es nicht geschafft haben, überzeugendere Auftritte zu liefern.“ Andererseits verwies er auf die Resultate 2023: „Die Punktausbeute nach der Winterpause war nicht schlecht, wir standen nur aufgrund der Ergebnisse des vergangenen Jahres hinten drin.“ Der Mannschaft wünschte er zum Abschied, „dass sie den Klassenerhalt schafft.“

Interessant ist die Parallele zur vergangenen Saison: Fast auf den Tag genau vor einem Jahr trennte sich der SVP ebenfalls überraschend von Orhan Akkurt, mit dem Liedl bis dahin ein sehr gutes Verhältnis hatte. Und auch, wenn er in beiden Fällen darauf pocht, dass er nicht im Alleingang gehandelt habe, sondern die Vorstandschaft mit einbezogen gewesen sei („Ich habe ein gewichtiges Wort mitzureden, aber ich bin nicht der SV Pullach.“), so ist ihm doch klar, dass, auch von Seiten der Betroffenen, vor allem er mit den Entlassungen in Verbindung gebracht wird. „Ich verliere wieder einen Freund, das ist extrem bitter. Menschlich und charakterlich war Fabian 1a“, sagt der 59-Jährige über Lamotte, der sich zur Verfügung gestellt habe, als im Sommer nach 25 Abgängen die Lage an der Gistlstraße noch völlig chaotisch war: „Ein anderer hätte das überhaupt nicht gemacht.“

Nach Akkurts Entlassung übernahm Liedl übrigens selbst, unterstützt wurde er schon damals von Loistl. Die Hoffnung auf den Klassenerhalt zerschlug sich allerdings in der entscheidenden Relegationsrunde gegen den TSV 1865 Dachau. Nur, wenn es diesmal klappt, wird Liedl seine Zweifel wohl loswerden können: „Ob die Entscheidung richtig ist, weiß ich auch nicht.“

Aufrufe: 023.4.2023, 16:20 Uhr
Umberto SavignanoAutor