2024-05-14T11:23:26.213Z

Interview
„Einer, der mit 110 Prozent bei der Sache ist“, sagt Timo Studtrucker (links) über seinen Trainernachfolger Erkan Kara.
„Einer, der mit 110 Prozent bei der Sache ist“, sagt Timo Studtrucker (links) über seinen Trainernachfolger Erkan Kara. – Foto: Redaktion Schwandorf

Timo Studtrucker: »... wäre für mich ein krönender Abschluss«

Der scheidende Trainer des ASV Burglengenfeld steht uns Rede und Antwort

Es kommt doch anders als geplant. Ursprünglich hatte Timo Studtrucker seinen Heimatverein ASV Burglengenfeld auch über die laufende Saison hinaus coachen sollen und wollen. Private Gründe zwangen den 48-Jährigen nun aber dazu, sein Traineramt beim Landesligisten am Saisonende abzugeben. Mit Erkan Kara wird der bisherige Co-Trainer des ASV in die Fußstapfen des akribisch arbeitenden Trainers treten. Unterstützung wird Kara von Matthias Graf als spielender Co-Trainer erfahren. Mit uns hat Studtrucker über seine Ziele vor dem Abschied, über die bisherige Saison und die eigene Zukunft gesprochen.

Hallo Timo, im Sommer gibst Du Dein Traineramt beim ASV Burglengenfeld an Deinen bisherigen „Co“ Erkan Kara ab...
Timo Studtrucker (48): Manchmal ist es halt so im Leben, dass Dinge im persönlichen Bereich passieren, wo du überlegen musst, ob es noch sinnhaft ist, vier bis fünf Mal die Woche auf dem Fußballplatz ist stehen. Bei mir ist viel passiert im privaten Bereich. Im Hier und Jetzt muss ich sagen, dass ich nicht weiß, ob ich ab Sommer zu 100 Prozent so ein Fußballtrainer sein kann, wie ein Timo Studtrucker es machen will. Darum habe ich gesagt, dass ich erstmal einen Schritt zurückgehe. Diese Entscheidung ist mir alles andere als einfach gefallen. Es ist eine Entscheidung fürs Jetzt und nicht für immer. Denn ich will in der Zukunft wieder Trainer sein, liebe den Fußball! Lieber soll es nächste Saison aber Erkan machen, der mit 110 Prozent bei der Sache ist, als ich, der dann nur 70 Prozent geben kann. Ich will auf alle Fälle einen guten Abschluss für mich, den Verein und die Mannschaft.


Welche Ziele hast Du Dir vor Deinem Abschied gesteckt?
Erstmal ist mein Ziel, einen Fußball zu spielen, wie ich ihn mir vorstelle. Sprich nicht Spiele „durchzukämpfen“, sondern einen gepflegten Fußball zu spielen. Wir wollen nicht nur ein „Mauerblümchen“ sein, sondern selbst agieren und mit unterschiedlichem Formationen spielen können. Nach dem 1:0 nachlegen zu können, ist für mich ganz wichtig. Dazu braucht man eine gewisse Fitness, Überzeugung und Kollektiv. Hierauf werden wir in der Wintervorbereitung hinarbeiten. Zudem sollen bis zum Saisonende alle Mann an Bord bleiben, sich also keiner mehr verletzen. Wir möchten den Spielern das Gefühl geben, dass jeder gebraucht wird und möchten jedem die Chance geben, sich zu zeigen. Die Mannschaft am Ende der Saison erneut auf einen einstelligen Tabellenplatz zu führen, das wäre für mich ein krönender Abschluss. Dann kann ich guten Gewissens an Erkan abgeben. Und dann haben wir viel geschafft in den letzten zweieinhalb Jahren.


Du wirkst überzeugt, dass es mit dem Klassenerhalt in dieser engen Liga hinhaut.
Ich bin der Meinung – auch im Hinblick auf meinen Abschied im Sommer –, dass die Mannschaft alles geben wird. Auch ich gebe alles, will mich sauber mit einem einstelligen Tabellenplatz verabschieden. Das ist unser Ziel. Es wird aber nicht einfach, zumal wir zum Start mit Seebach und Ettmannsdorf gleich zwei Spitzenmannschaften vor der Brust haben. Da kann es dann schon sein, dass wir erstmal mit dem Rücken zur Wand stehen. Aber ich weiß um unsere Qualitäten. Wir müssen alle an einem Strang ziehen. Ich habe ein richtig gutes Gefühl.


Weshalb hat Deine Mannschaft bis dato keine rechte Konstanz in den Ergebnissen hinbekommen?
Durch die Dauerverletzten ist unser Kader ein bisschen ausgedünnt. In der Sommervorbereitung hatten wir drei Kreuzbandrisse zu beklagen, was unser Spielkonzept über den Haufen geworden hat. Youssef El Mankouchi und dann Florian Knauer im Herbst meldeten sich ab, Marcel Bauer kam zurück und riss sich erneut das Kreuzband. Diese vielen Veränderungen trugen dazu bei, dass wir eine inkonstante Hinrunde gespielt haben. Wir hätten uns sicherlich ein bisschen mehr erhofft, doch dass so viele Rochaden im Team passieren, war nicht angedacht. Wir haben etwas gebraucht, um unsere Art Fußball zu spielen wiederzufinden. Das lief am Anfang holprig. Doch auch da haben wir Ruhe bewiesen und mit der Mannschaft versucht, Lösungen zu finden. Klar haben wir immer wieder Schwankungen drin, doch wir haben in sehr vielen Spielen bewiesen, dass wir in die Liga gehören. Der abschließende Sieg in Osterhofen war sehr wichtig für uns. Jetzt haben wir einen heißen Kampf vor uns – zumal die Liga ausgeglichener geworden ist, das muss man auch sagen.


Stichwort ausgedünnter Kader: Ist diesen Winter in Sachen Transfers noch etwas geplant?
Mit Chris Gietl haben wir einen Stürmer an Schwarzhofen verloren. Für uns schmerzhaft, da wir im Winter eigentlich keinen Spieler abgeben wollten. Wobei wir in diesem Fall eine Vereinbarung mit Schwarzhofen zu einem möglichen Rückwechsel getroffen hatten. Auf der anderen Seite haben wir mit Marco Epifani (30) einen Torwart dazugeholt. Außerdem konnten wir von der SpVgg Ramspau Quirin Stadler (22) für uns gewinnen. Womöglich stößt noch ein sehr erfahrener Spieler zu uns. Ansonsten vertrauen wir dem Kader. Dieser ist mit 16, 17 einsatzfähigen Feldspielern natürlich knapp bemessen, aber ich denke, dass es reicht.


Wie sieht der Winterfahrplan aus?
Es gilt zunächst vernünftig am Körperlichen zu arbeiten, daher legen wir bereits nächste Woche los. Wir sind erst einmal zweimal in der Halle für Workouts und Stabi-Kräftigungsübungen. Anschließend stehen Laufeinheiten an, ehe wir am 24. Januar nach draußen gehen. Am 4. Februar absolvieren wir unser erstes Testspiel gegen Fortuna Regensburg. Zwischen dem Trainingsstart und dem ersten Spiel liegen knapp zwei Wochen und ich hoffe, dass uns das gut tut.


Wie geht es mir Dir weiter? Ist ein Verbleib beim ASV Burglengenfeld in anderweitiger Funktion im Rahmen des Möglichen?
Da sind wir am Abtasten, ob das Sinn macht oder nicht. Wer mich kennt weiß, wenn ich ein Amt übernehme, dann mache ich das zu 100 Prozent. In der Kaderplanung für die neue Saison, in der ich auch involviert war, sind wir schon recht weit. Das „brennt“ also nicht mehr. Sollte es nichts werden mit einem Amt bei Burglengenfeld, wäre das auch nicht schlimm. Ich sehe mich ja vordergründig als Trainer. Auf jeden Fall will ich nicht ganz weg vom Verein, fühle mich wohl beim ASV.


Das Interview führte Florian Würthele.

Aufrufe: 011.1.2024, 10:54 Uhr
Florian WürtheleAutor