2024-05-23T12:47:39.813Z

Allgemeines
Takashi Uchino hat es geschafft. Der Japaner ist Fußball-Profi geworden.
Takashi Uchino hat es geschafft. Der Japaner ist Fußball-Profi geworden. – Foto: Alemannia

Takashi Uchino: Auf Umwegen in den Profifußball

Takashi Uchino kam mit 17 Jahren nach Deutschland und schaffte hier den Sprung in die Zweite Liga.

Die Geschichte ist im Grunde immer die gleiche. Talentierte japanische Fußballer schließen sich nach der Schule zumeist den großen Klubs ihres Heimatlandes an, die in aller Regel Teams großer Firmen sind. So wie Kawasaki Frontale, Stammklub von Fortunas japanischem Nationalspieler Ao Tanaka. Und wenn diese Talente dort ihren Weg machen und womöglich in den Auswahlteams ihres Landes positiv auffallen, dann werden europäische Klubs auf sie aufmerksam. Auf diese Weise sind im Laufe der Jahre bereits Hunderte Profis aus Japan ins Abendland gekommen.

Nicht so Takashi Uchino. Er ist zwar auch gebürtiger Japaner, ist seine gesamte Jugendzeit über bis zum Schulabschluss in seinem Heimatland geblieben und hat Ende Oktober 2022 bei Fortuna seinen ersten Profivertrag in Europa unterschrieben. Doch was sich zwischen Schulabschluss und Unterschrift ereignete, passt so gar nicht ins Muster seiner Profi-Landsleute.

Einen ersten, ganz entscheidenden Unterschied bemerkt man sogleich, wenn der 21-Jährige zum verabredeten Interview eintrifft. Dass er das Gespräch mit einem freundlichen „Guten Morgen“ einleitet, mag ja noch bloßer Höflichkeit geschuldet sein – ein leicht holpriges „Konnichiwa“ bekommt unsereins ja auch noch hin. Uchino allerdings setzt auch das weitere Gespräch in einem zwar nicht perfekten, aber bereits ausgezeichneten und lediglich mit einem liebenswerten Akzent versetzten Deutsch fort.

Eine bemerkenswerte Erfahrung, denn mit Ausnahme von Shinta Appelkamp, der einen deutschen Vater hat und damit aus der Wertung fällt, hat kein anderer japanischer Profi in Düsseldorf jemals mehr als ein paar Worte Deutsch zuwege gebracht. „Ich musste ja schnell Deutsch lernen“, erklärt er auf entsprechende Nachfrage lächelnd. „Mir ist gar nichts Anderes übriggeblieben.“

Düren, Aachen, Fortuna

Der Grund dafür ist Uchinos ungewöhnlicher Karriereweg. Zu Fortunas Profiteam stieß er aus der eigenen U23. Ein Jahr zuvor spielte er noch für den ehemaligen Zweit- und Bundesligisten Alemannia Aachen in der Regionalliga West. Doch sein Klub davor hieß weder Kawasaki noch Honda oder Seiko, sondern 1. FC Düren, ebenfalls heute in der Regionalliga aktiv. „Dort habe ich in der A-Jugend gespielt“, berichtet der Rechtsverteidiger, „in der U19-Mittelrheinliga. Danach bin ich dann in Alemannias A-Jugend gegangen.“

Nach Deutschland gekommen ist „Taka“ somit bereits im zarten Alter von gerade einmal 17 Jahren – und das nicht etwa in Begleitung seiner Familie, sondern ganz allein, damals ohne Deutschkenntnisse. „Ich hatte die Schule in Japan fertiggemacht“, erzählt er. „Danach habe ich überlegt, ob ich zur Uni gehe oder vielleicht in der Zweiten, Dritten Liga zu Hause spiele. Aber ich hatte den Traum von der Bundesliga, und deshalb wollte ich lieber nach Deutschland gehen.“

Doch warum gerade hierher und nicht nach England, dessen Profiligen den deutschen doch längst den Rang abgelaufen haben? „Ich hatte gehört, dass viele Japaner in Deutschland Erfolg hatten, bei Fortuna zum Beispiel Genki Haraguchi und Takashi Usami. So habe ich mir gedacht: Wenn ich nach oben möchte, ist es in Deutschland besser als in Japan oder in anderen europäischen Ländern.“ Das allein erklärt allerdings noch lange nicht, warum Uchino nach nicht einmal vier Jahren so gut Deutsch spricht, wie es die allermeisten seiner Landsleute selbst am Ende ihrer Karriere nicht können. „Ich bin eben nicht als Profi nach Deutschland gekommen. Bei Haraguchi und Usami, aber auch bei Ao Tanaka war das ganz anders“, erklärt der Fortune. „Sie wurden als Profis verpflichtet, und deshalb war von Anfang an ein Dolmetscher dabei. Bei mir nicht: Ich war allein, als einziger Japaner in der Mannschaft, da musste ich lernen, mich auf dem Platz und in der Kabine zu verständigen.“

Was ihm in ausgezeichneter Manier gelungen ist. Bleibt als nächstes das Sportliche, und da muss Uchinos erstes Ziel sein, als Rechtsverteidiger auf noch mehr Spielzeit zu kommen. Nachdem er seinen Syndesmoseriss aus dem Sommer auskuriert hat, sind die Voraussetzungen in der Rückrunde gegeben, dann allerdings im Wettbewerb mit Fortunas Platzhirsch Matthias Zimmermann.

„,Zimbo‘ ist schon ein sehr guter Spieler. Ich kann im Training und in Spielen sehr viel von ihm lernen, er hilft mir auch gern und viel“, lobt der Youngster. „Aber ich will auch spielen, und ein bisschen weiterentwickelt habe ich mich ja auch schon. Noch ist es schwer im Zweikampf mit ,Zimbo‘, aber es kommt langsam.“ Und wenn Uchino seine Entwicklung als Spieler weiter so ehrgeizig betreibt wie bisher und so nachhaltig wie das Verbessern seiner Deutschkenntnisse – dann kann sich selbst ein Zimmermann warm anziehen.

Aufrufe: 03.1.2023, 16:30 Uhr
RP / Bernd JolitzAutor