SV Wiesbaden zieht Reserve zurück

Die Entscheidung des Rückzugs haben die Verantwortlichen um Klubchef Markus Walter am Montag getroffen. Die SVW-Zweite, die im Sommer in der Relegation aus der B- in die C-Liga abgestiegen war, kann in der laufenden Runde aber noch Freundschaftsspiele bestreiten. Fraglich, ob es dazu kommt. Denn Stand Montag hatte der SVW lediglich acht Spieler für die Reserve gehabt.

Schwierige Spielerakquise

"Nach dem Abstieg aus der B-Liga hat sich fast die komplette Mannschaft abgemeldet, war nicht bereit, die Scharte des Abstiegs selbst auszuwetzen. Bei möglichen Neuzugängen für die C-Liga sind wir dann eher auf geringe Resonanz gestoßen", skizziert SVW-Chef Markus Walter die schwierige Spielerakquise für den Verein in der Sommerpause. "Wir haben bis Montag alle Hebel in Bewegung gesetzt, wollen uns aber auch keinen Klotz ans Bein binden", sagt Walter.

"Für uns Ehrenamtler frustrierend"

Vermutlich hat Walter da noch die Erlebnisse aus der vergangenen Saison im Kopf. Und meint nicht nur die sportliche Misere, als am Ende der Runde für den SVW-Unterbau der Abstieg in die C-Liga stand. Wobei: Als Unterbau habe Walter die SVW-Zweite ohnehin nicht gesehen, zu groß sei das Leistungsgefälle zur Gruppenliga-Ersten gewesen. Aber es lief dennoch nicht.

Walter spricht offen über die Gründe: "Unsere Zweite war ein Angebot an junge Menschen, in einem Sportverein Fußball zu spielen. Wir haben das von Vereinsseite aus sehr ernst genommen, gescheite Rahmenbedingungen geliefert und einen niedrigen, fünfstelligen Betrag für unsere Zweite im Etat verbucht. Wir haben uns mit Achim Euler einen A-Lizenz-Trainer geleistet, Trainingsklamotten und Wasser gestellt, für die Jungs gratis eine große Weihnachtsfeier und ein Angrillen vor der Saison angeboten. Dazu hatte die Zweite eine eigene Kabine, die sie nach ihrem Gusto gestalten konnte. Wenn das von den Spielern aber so gar nicht wertgeschätzt wird, ist das für uns Ehrenamtler schon frustrierend", sagt Walter. Vor allem bei der jüngeren Spielergeneration zwischen 18 und 24 Jahren habe er in dieser Hinsicht einen "Mentalitätswandel" ausgemacht. Fußball stehe nicht mal mehr an zweiter oder dritter Stelle.

Neustart nicht ausgeschlossen

Dass es in Zukunft einmal wieder eine Zweite geben wird, will Walter nicht ausschließen. Aber es müsse unter anderen Rahmenbedingungen passieren. Mehr Spieler, mehr Verlässlichkeit, aber auch mehr Hingabe für Sport und Sportverein wären wohl die Grundvoraussetzungen für einen Neustart - sofern er denn erfolgt. "Dafür will ich meine Freizeit nicht opfern. Die Energie investiere ich neben unserer Ersten lieber in unsere Jugendarbeit oder die neue Frauenmannschaft. Da kommen 25 bis 30 Spielerinnen regelmäßig ins Training", sagt Walter.

Durch den Rückzug ist bereits vor Saisonbeginn die erste Entscheidung gefallen. Der SVW II wird ans Tabellenende der C-Liga gesetzt und steht als erster Absteiger in die D-Liga fest. Das bestätigte unserer Redaktion Kreisfußballwart Jürgen Brose auf Anfrage.