2024-05-02T16:12:49.858Z

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Rot-weiße Wand: Die Rödinghauser mit Yassin Ibrahim wirkten von der Kulisse lange Zeit erdrückt.
Rot-weiße Wand: Die Rödinghauser mit Yassin Ibrahim wirkten von der Kulisse lange Zeit erdrückt. – Foto: Joel Beinke

Kaninchen vor der rot-weißen Schlange

Regionalliga: Rödinghauser sind von Essenern und deren Fan-Power beeindruckt. Erst als es 0:3 steht, findet der SVR in die Partie.

Als der Abpfiff im Stadion am Lotter Kreuz eine halbe Stunde alt war und die erste Enttäuschung abgeschüttelt, kehrte bei Carsten Rump die Zuversicht zurück. „Vielleicht“, sagte der Trainer des SV Rödinghausen, „war das ein guter Dämpfer vor dem Pokalendspiel. Denn dann müssen wir 90 Minuten da sein.“

Friedliches, rot-weißes Fußballfest

Rumps Betonung lag auf: 90 Minuten. Denn im mit so viel Spannung und Vorfreude erwarteten Duell mit Rot-Weiss Essen war seine Mannschaft nur in den letzten 30 Minuten ein gleichwertiger Gegner. Zu diesem Zeitpunkt führten die an die Tabellenspitze gestürmten Essener schon mit 3:0 durch Tore von Kefkir (13.), Engelmann (27.) und Young (57.) und feierten im Stadion mit ihren Fans ein friedliches, rot-weißes Fußballfest.

"Tugenden nicht auf den Platz bekommen"

„Die erste Halbzeit war schwach von uns. Da haben wir unsere Tugenden nicht auf den Platz bekommen“, legte Adrian Bravo Sanchez den Finger in die Wunde. „Wir hatten uns so viel vorgenommen, doch nach dem Rückstand haben wir den Faden verloren. Wir können es deutlich besser, umso enttäuschender ist, dass wir es in so einem Spiel nicht zeigen konnten“, legte der Mittelfeldspieler nach. Was ihn besonders wurmte: „Wir kriegen die Gegentore in der ersten Halbzeit über Standards, das ist eigentlich ungewöhnlich für uns.“

Ausgerechnet Engelmann

Sowohl beim 0:1 durch Oguzhan Kefkir als auch beim 0:2 durch Simon Engelmann bekam die versammelte Rödinghauser Abwehr die Eckstöße nicht verteidigt. Ausgerechnet Engelmann, möchte man hinzufügen. Der Stürmer mit der eingebauten Torgarantie trug von 2017 bis 2020 über 100 Mal das SVR-Wappen und ließ seine ehemaligen Mitspieler wie Daniel Flottmann und Julian Wolff alt aussehen, als er in der 27. Minute am höchsten stieg und mustergültig einköpfte.

"Das darf uns gegen Münster nicht passieren"

„Dass wir uns da so abkochen lassen, darf uns nicht passieren“, lag auch in den Worten von Patrick Kurzen eine gehörige Portion Frust. Er und seine Mannschaft wollten zeigen, „dass wir mit den Spitzenteams mithalten können, noch dazu in so einem Spiel mit dieser Atmosphäre. Doch wenn du gegen so einen Gegner nach einer halben Stunde 0:2 hinten liegst, wird es natürlich extrem schwer.“ Und auch der Rechtsaußen blickte vielsagend voraus: „So etwas wie heute darf uns im Pokalfinale gegen Preußen Münster nicht passieren.“

Nowak ist "unfassbar stolz"

Letzteren hatte der SVR im Meisterschaftsspiel mit 1:0 besiegt; um im Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz eins für Gerechtigkeit zu sorgen, hatte sich Trainer Carsten Rump deshalb auch einen Sieg gegen RW Essen gewünscht. Doch dafür kam der SVR am Samstag nicht in Frage. Oder anders: die Essener ließen es nicht zu. Sie wirkten von Beginn an unglaublich griffig und fokussiert. „Wir sind gut in die Zweikämpfe gekommen und haben die Bälle im Mittelfeld erobert. Ich bin unfassbar stolz auf die Mannschaft, weil wir diesen Sieg gegen einen Top-Gegner geholt haben, der zu den Besten der Liga gehört“, betonte Essens Sportdirektor Jörn Nowak, der nach der Freistellung von Christian Neidhart auch das Traineramt übernommen hat – und RWE am letzten Spieltag zur Meisterschaft führen kann.

Geschäftsführer ist enttäuscht

Bei diesem Szenario hätten die Rödinghauser das Zünglein an der Waage spielen können. „Es ärgert mich, weil heute die gesamte Liga auf uns geschaut hat“, machte SVR-Geschäftsführer Alexander Müller aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. „Wir sind zu ängstlich aufgetreten und haben mit dem Fußballspielen eigentlich erst ab der 68. Minute angefangen. Das ist unter dem Strich zu wenig.“

Deutliche Worte vom Trainer

Auch Carsten Rump hielt mit seiner Enttäuschung nicht hinterm Berg. „Mit der ersten Halbzeit bin ich nicht einverstanden. Wir kassieren das 0:1, dann ist der Mut weg. Ich habe die Jungs in der Halbzeitpause gefragt, was das hier ist. Trotz unser großgewachsenen Spieler bekommen wir die Standardsituationen nicht verteidigt, zeigen keine Aggressivität im Anlaufen. Wir waren nicht ebenbürtig, auch wenn wir vielleicht gegen einen zukünftigen Drittligisten verloren haben. Unser Anspruch ist definitiv ein anderer.“

Nach dem letzten Saisonspiel am kommenden Samstag beim gesicherten SV Straelen wartet am 21. Mai mit dem Finale im Westfalenpokal in Münster noch ein zweites großes Spiel auf die Wiehenelf – dann hoffentlich in einer anderen Rolle als das Kaninchen vor der Schlange.

Aufrufe: 09.5.2022, 11:00 Uhr
Andreas GerthAutor