2024-05-10T08:19:16.237Z

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Erschöpft und enttäuscht: der Wittlinger Timo Glattacker nach der 1:3-Niederlage beim Abstiegskonkurrenten SV Ballrechten-Dottingen | Foto: Norbert Kreienkamp
Erschöpft und enttäuscht: der Wittlinger Timo Glattacker nach der 1:3-Niederlage beim Abstiegskonkurrenten SV Ballrechten-Dottingen | Foto: Norbert Kreienkamp

Rückschläge für Bad Bellingen und Wittlingen im Abstiegskampf

FSV Rheinfelden mit neuem Co-Trainer und weiterem Neuzugang +++ SV 08 Laufenburg biegt 1:3 noch in Sieg um

Mal schien es, als sei der Knoten geplatzt. Mal schien es, als fehle nur noch ein kleiner Funken, um die Aufholjagd zu entfachen. Doch jeder Hoffnungsschimmer bei den Landesliga-Fußballern des VfR Bad Bellingen und FC Wittlingen war letztlich von Rückschlägen begleitet. Auch am sechstletzten Spieltag verpassten es die beiden Kellerkinder, ihre Ausgangslage am Tabellenende spürbar zu verbessern. Der sichere Klassenerhalt mit Rang zwölf liegt fünf Partien vor dem Saisonende sieben (VfR) respektive elf Zähler (FCW) entfernt, wobei bei beiden Mannschaften angesichts des im Vergleich zur Konkurrenz deutlich schlechteren Torverhältnisses ein Extrapunkt hinzuzurechnen ist. Für die Wittlinger bleibt nur noch der Strohhalm, dass im günstigsten Fall Rang 14 zum Landesliga-Verbleib reichen könnte.

Den Rückstand auf die dort platzierte SG Nordweil-Wagenstadt konnte Bad Bellingen um einen auf zwei Zähler verringern. „Wichtig war, dass wir überhaupt gepunktet haben“, lautete die unter diesem Aspekt treffende Feststellung von Trainer Roger Mouttet nach dem 3:3-Remis gegen den Freiburger FC II. War für den VfR in der Hinrunde die schwächste Torausbeute der Staffel notiert, ist die Offensive längst auf Touren gekommen. In den letzten beiden Partien erzielten die Bad Bellinger jeweils drei Tore. Beim SV 08 Laufenburg (3:4) ging man leer aus, gegen Freiburg reichte es zumindest für einen Punkt.

Das Manko bleibt die defensive Stabilität. Die individuellen Fehler vor Gegentoren sind der rote Faden der Bad Bellinger Saison. Gegen die FFC-Reserve sah Mouttet erneut Defizite in der Zweikampfintensität, die seine Mannschaft zuweilen zu spät im nötigen Maße abruft und „in den entscheidenden Phasen einer Partie“ oftmals vermissen lässt. Einer dauerhaften Stabilität abträglich sind die stetig wechselnden Formationen im Abwehrverbund, woraus Abstimmungsprobleme resultieren.

Gegen Freiburg geriet der VfR früh mit 0:2 in Rückstand (7.), in den ersten zwanzig Minuten seien die Gäste fußballerisch überlegen gewesen, so Mouttet. Doch kämpfte sich sein Team in die Partie, Tim Siegin und Mike Muser glichen bis zur 48. Minute zum 2:2 aus. Danach sah Mouttet „ein Spiel auf ein Tor“ und das 3:2 durch Siegin (70.). Doch dem FFC reichte ein Konter, um zum Ausgleich zu kommen (75.).

Zwar beklagte Mouttet „zwei verlorene Punkte“, dies jedoch gegen einen starken Gegner. „Die Moral war sehr gut, die Mannschaft ist intakt“, hob er hervor. An Zuversicht hat der VfR-Trainer nicht verloren, obgleich er weiß, dass man auf Schützenhilfe und wohl eine reduzierte Zahl an Absteigern angewiesen ist.

VfR: T. Muser; Lais, Meyer, Ophoven, Dickau (67. Durmus); M. Muser, Reif (86. Mulalic), Mouttet, Ar. Berisha (79. Zoutendijk); Siegin (90. Ad. Berisha), T. Schillinger. Tore: 0:1 Riechert (4.), 0:2 Janz (6.), 1:2 Siegin (44./FE), 2:2 Muser (48.), 3:2 Siegin (70.), 3:3 Sefrin (75.). Schiedsrichter: Brunner (Schonach). Zuschauer: 180.

Für die Wittlinger bedeutete die 1:3-Niederlage beim SV Ballrechten-Dottingen das neunte Spiel in Folge ohne Sieg. Dem Schlusslicht um das Trainerteam Angelo Cascio und Fabio Muto ist nicht abzusprechen, sich gegenüber der Hinrunde stabilisiert zu haben, doch bleibt seit dem hoffnungsvollen Start aus der Winterpause der erforderliche Ertrag aus. Ein Faktor: „Uns sind Stützen ausgefallen“, sagte Muto. Diese permanenten Ausfälle konnte auch der inzwischen breitere Kader nicht kompensieren, zumal es teils erfahrene Leistungsträger wie Lamin Colley, Luigi Squillace und Arian Palatini betrifft.

Dahingehend war das Glück den Wittlingern auch in Dottingen nicht hold. Danilo Avellina schied nach 35 Minuten verletzt aus, Muto musste für den erkrankten Kapitän Benedict Schneider einspringen. „Mir fehlen die Spielpraxis und die Routine“, befand er selbstkritisch, dass er seiner Elf keine große Hilfe habe sein können. Nach ihrer frühen Führungschance (2.) boten die Gäste eine „ganz schlechte erste Halbzeit“, so Muto. „Die Dottinger haben uns gut zugestellt und wir keine Lösung gefunden.“ Zur Pause 0:1 in Rückstand, fing sich der FCW eine halbe Minute nach Wiederbeginn das zweite Gegentor. Die Gäste kamen in Überzahl auf 1:2 heran (Kronenberger/84.), beim letzten Freistoß eilte Torhüter Marco Hermann mit nach vorne, doch konterten die Dottinger und trafen noch zum 3:1.

„Wir resignieren nicht“, betonte Muto, aber schon vor zwei Wochen hatte er gesagt: „Wir nehmen den Druck raus.“ Die Wittlinger sollen befreit aufspielen und noch „in vollen Zügen die Landesliga genießen“. Denn der nächste Halt heiß voraussichtlich: Bezirksliga.

FCW: Hermann; Hucke (83. Hiller), Müller, Schmeller; Leisinger; Glattacker, Muto (75. Palatini), Kierzek; Streule; Strazzeri (59. Kronenberger), Avellina (35. Mo. Keller). Tore: 1:0 Bellemare (16.), 2:0 Casar (46.), 2:1 Kronenberger (84.), 3:1 Stellbogen (90.+3). Schiedsrichter: Gaßner (Hattingen). Zuschauer: 100. Rot: Höfler (47./Dottingen/Notbremse).

Eigentlich ist die Hierarchie beim FSV Rheinfelden klar geregelt: Musa Musliu coacht die Landesliga-Fußballer, vereinsintern untersteht er folglich Dennis Carmelini, zweiter Vorstand und Sportdirektor. „Sonst ist er mein Boss“, sagte der 37 Jahre alte Trainer, doch am Sonntag musste für einmal Carmelini auf Musliu hören. Kurzfristig stand der zweite Vorstand im Kader für die Partie beim FC Freiburg-St. Georgen, „er hat erst zum Treffpunkt erfahren, dass ich ihn brauche“, sagte Musliu.

Beim 2:1-Sieg des Spitzenreiters kam der 36 Jahre alte Offensivakteur im zweiten Abschnitt aufs Feld, es war sein zweiter Joker-Einsatz der Saison. „Er hat es überragend gelöst“, lobte Musliu seinen Chef, mit dem er beim SV Herten einst in der Landesliga spielte. Carmelinis Einsatz versinnbildlicht, wie der FSV in der finalen Saisonphase im Aufstiegsrennen zusammensteht. So stellten sich in Freiburg die eingewechselten Ali Kassem und Nico Szyszka trotz Verletzungen in den Dienst der Mannschaft. Für Szyszka war es für die kommenden Monate der letzte Einsatz, „Nico kommt demnächst auf die Werkbank und wird komplett überholt“, sagte Musliu mit einem Augenzwinkern.

Bei den abstiegsbedrohten St. Georgenern konnte er trotz der Personalsorgen eine hochklassige Startelf aufbieten, die jedoch früh in Rückstand geriet (9.), als man bei einem Einwurf zu passiv agierte. Gegen tiefstehende Gastgeber mit einem „4-5-1-System haben danach eigentlich nur noch wir gespielt“, so Musliu. Almin Mislimovic und Serkan Korkmaz drehten die Partie bis zur 27. Minute zum 2:1.

Das Rheinfelder Manko bleibt indes die Chancenverwertung, „in der ersten Halbzeit lassen wir zu viel liegen“, bemängelte Musliu. Doch in einem schwierigen Spiel hätte seine Elf auch das nicht zu unterschätzende Sommerwetter „super weggesteckt und sich aufgerieben“. Im Titelrennen läuft es nun auf ein Fernduell zwischen dem FSV und dem Tabellenzweiten Bahlinger SC II hinaus, der im Verfolgerduell den VfR Hausen mit 3:0 bezwang.

Unterstützt wird Musliu in der Schlussphase der Saison von Gianfranco Oliveri. Seit zwei Wochen sei dieser Teil des Trainerstabs, wie der FSV am Samstag mitteilte. Oliveri, der in den vergangenen Jahren als Assistent bei den A-Junioren des FV Lörrach-Brombach und zuletzt der U23 in der Bezirksliga tätig war, werde „vorerst bis zum Saisonende Co-Trainer in der ersten Mannschaft sein“.

Zudem gab der FSV einen weiteren Neuzugang bekannt: Mit Mert Lata, 28, werde „die Breite und Qualität für eine mögliche Verbandsligasaison weiterhin gestärkt“, hieß es. Der Mittelfeldspieler stammt aus Bayern, wo er zu Beginn seiner Laufbahn höherklassig aktiv war. Bis zur Winterpause lief Lata, der inzwischen in Rheinfelden lebt, für SK Waldkraiburg in der elftklassigen B-Klasse auf.

Bei der FSV-Reserve wird Sascha Rueb in seine dritte Saison als Trainer gehen. „Durch seine Vereinsverbundenheit und sein akribisches Engagement war es nur eine Frage der Zeit, dass der Vertrag verlängert wird“, hieß es seitens des Vereins. Von Bezirksligist SV Herten wechselt Waldemar Schmidt zur FSV-Reserve, aktuell Tabellendritter der Kreisliga A West.

FSV: Ozan; Cakir (65. Szyszka), Stangl, Jäger, Smailji (71. Carmelini); Guglielmelli, Venturiero (55. Paciulli), D’Agostino (85. Kassem), Mastrangelo; Mislimovic, Korkmaz. Tore: 1:0 Bürgelin (9.), 1:1 Mislimovic (13.), 1:2 Korkmaz (27.). Schiedsrichter: Franke (Oberharmersbach). Zuschauer: 150. Gelb-Rot: Stangl (FSV/90.+4).

Die Ausgangslage kann in dieser Saison noch so ungünstig erscheinen, die Landesliga-Fußballer des SV 08 Laufenburg zaubern ein ums andere Mal eine beeindruckende Leistung auf den Rasen. Am Sonntag lagen die Nullachter bei der SG Nordweil-Wagenstadt nach einer Stunde 1:3 zurück, und siegten am Ende doch mit 4:3. „Was die Mannschaft mental über Wochen liefert, ist genial“, lobte Co-Trainer Raffaele Cella, der seinen verhinderten Chefcoach Michael Wasmer vertrat, die „starke kämpferische Leistung“ seiner Elf. Vier Akteure aus der Reserve standen im Kader, „Hut ab, was sie abgeliefert haben“, so Cella.

Tags zuvor waren hingegen die Landesliga-Torjäger Bujar Halili und Sandro Knab (erster Einsatz seit Mitte März) für die zweite Mannschaft in der Kreisliga A aufgelaufen, sie steuerten jeweils einen Treffer zum 4:1-Sieg im Spitzenspiel bei BW Murg bei. Die erste Mannschaft begünstigte beim Landesliga-14. Nordweil mit „zwei, drei individuellen Fehlern“, so Cella, den 1:3-Rückstand nach 58 Minuten. Doch wie so oft in dieser Runde bewies der SV 08 Moral. Nach Benedikt Illmanns 2:3 (63.) krönte Jonas Gläsemann, schon in der ersten Hälfte erfolgreich, seinen Auftritt mit dem Doppelschlag zum 4:3 binnen einer Minute (77.). Den Vorsprung „haben wir clever und gut verteidigt“, resümierte ein glücklicher Cella.

SV 08: Er; Oeschger, Hackenberger, Nowak, Zölle; Hilpert (46. Dittmar); Palit (70. L. Schmidt), M. Schmidt, Dokuzkardes; Gläsemann, Illmann (88. Weisser). Tore: 1:0 J. Götz (4.), 1:1 Gläsemann (32.), 2:1, 3:1 beide Scheerer (38., 58.), 3:2 Illmann (63.), 3:3, 3:4 beide Gläsemann (76., 77.). SR: Hamidi (Rastatt). Zuschauer: 250.

Aufrufe: 015.5.2022, 22:02 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor