2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
Baumberg verlor zum Saisonabschluss 3:6 in Schonnebeck.
Baumberg verlor zum Saisonabschluss 3:6 in Schonnebeck. – Foto: Patrik Otte

Sportfreunde Baumberg: Tore, Platzverweis und Tränen zum Abschied

Die stark verjüngten Sportfreunde Baumberg verlieren ihr letztes Spiel der Aufstiegsrunde in der Fußball-Oberliga bei der SpVg Schonnebeck mit 3:6 und ihren Stürmer Baris Sarikaya mit einer Roten Karte. Schonnebecks Torwart Sprenger weint, aber nicht wegen des Ergebnisses.

Das torreichste Spiel hatten sich die Sportfreunde Baumberg (SFB) für das Finale dieser Oberliga-Saison aufgehoben: Bei der SpVg Schonnebeck verloren sie in der Aufstiegsrunde 3:6 (2:3), bis dahin waren die 2:6-Niederlage bei der SSVg Velbert am zweiten Spieltag und der ebenso hohe Heimsieg gegen die SF Niederwenigern am 15. Spieltag die Spitzenreiter in dieser Kategorie gewesen. „Ich hatte Schonnebecks Trainer vorher gefragt, ob wir uns nicht auf ein Elfmeterschießen einigen sollten. Dafür hätten wir 5:5 getippt. So ähnlich war es dann ja auch. Aber für die Zuschauer war das doch super“, sagte SFB-Trainer Salah El Halimi, der die erste Niederlage gegen diesen Gegner seit 2018 in einem sportlich bedeutungslosen Spiel gut verschmerzen konnte – Tabellenplatz vier am Ende ist angesichts des schlechten Saisonstarts ein sehr gutes Resultat.

Das in Schonnebeck war es nicht, aber El Halimi verwies auf den „Kinderriegel“, wie er seine Abwehr nannte. Rechts hinten verteidigte Al-Hassan Turay, 19 Jahre jung, neben Anthony Oscasindas (18), und als nach einer knappen halben Stunde Routinier Kosi Saka (36) verletzt raus musste, ging Milan Burovac (20) aus dem Mittelfeld in die Innenverteidigung neben Günter Mabanza (26), für Saka kam Tom Klaaßen ins Mittelfeld. Der gerade 19-Jährige zahlte direkt Lehrgeld, als er auf den Platz zum Schiedsrichter lief, um sich im Spiel anzumelden – da der Linienrichter ihn noch nicht begutachtet hatte, musste der Youngster wieder vom Platz und bekam direkt Gelb – nicht die beste Voraussetzung für einen Platz im defensiven Mittelfeld.

Munterer Schlagabtausch

Zu dem Zeitpunkt stand es 2:1 für die Hausherren, die auch die ersten Abschlüssen gehabt, aber nicht getroffen hatten. Stattdessen belohnte sich Oscasindas in der zehnten Spielminute mit seinem ersten Tor bei den Senioren: Bei einem Freistoß war er in den Strafraum gelaufen und hatte seinen kräftigen Körper gut zwischen Gegner und Ball gebracht. Der erste Versuch tropfte auf die Latte, doch Oscasindas blieb in der Szene, ging hinterher und schoss das Spielgerät aus der Drehung und aus spitzem Winkel zur Gäste-Führung ins Tor.

Es blieb danach ein munterer Schlagabtausch, ohne dass beide Teams viel Wert auf Abwehrarbeit im eigentlichen Sinne gelegt hätten. Für Schonnebeck schoss Calvin Küper über das Tor (16.), auf der Gegenseite tat es ihm Faissal El Amrani, ebenfalls aus der A-Jugend der SFB, nach toller Kombination zwischen Melva Luzalunga, Turay und Baris Sarikaya gleich (17.). Sechs Minuten später war die Führung passé, weil Vojno Jesic einen Freistoß aus 19 Metern über die Mauer ins untere Eck zirkelte, Baumbergs Torwart Eric Klaas streckte sich vergeblich nach links. Nur drei Minuten später hatten zwar die Baumberger recht weit in der gegnerischen Hälfte Einwurf, doch Bilal Sezer wusste nicht wohin mit dem Ball und dribbelte zurück – dabei wurde er mit Ball ins Aus gedrängt, Schonnebeck machte den Einwurf schnell und hatte so Überzahl am SFB-Strafraum und wenig Mühe, über Calvin Küper das 2:1 zu erzielen.

Die Gäste kamen aber wieder zurück, weil Mabanza den Ball über links nach vorne trieb und scharf nach innen flankte, wo Luzalunga ihn mit dem ersten Kontakt links unten versenkte (34.). Doch inzwischen hatten die Essener das Zielwasser gefunden, das sie anfangs noch vermisst hatten: Weder das Mittelfeld noch die nach Sakas Auswechslung neuformierte Abwehr der SFB bekamen Zugriff auf ihre Gegner, am Ende war Patrick Dertwinkel links im Strafraum frei und streichelte den Ball mit dem Außenrist an den Innenpfosten zum 3:2 (41.). Kurz vor der Pause vergab Sezer erst eine gute Chance nach einer missglückten Kopfball-Rückgabe, die anschließende Ecke zirkelte Sarikaya auf den ersten Pfosten, wo erneut Sezer stand, dessen Versuch aber auf der Linie geklärt wurde.

Sarikaya sieht die Rote Karte

Doch der erneute Ausgleich fiel danach noch: Sezer ging mit Tempo durchs Mittelfeld und steckte auf Sarikaya durch, der ins untere lange Eck schoss (48.). Dann gab es wieder Chancen für die SpVg und eine für die SFB, als Enes Topal rund 50 Sekunden nach seiner Einwechslung nicht scharf genug mit der Innenseite schoss (55.). Auf der Gegenseite hielt Klaas gegen den durchgebrochenen Dennis Abrosimov, doch die anschließende Ecke köpfte Matthias Bloch ein zum 4:3 (61.). Fünf Minuten später zahlte Turay Lehrgeld, als Küper ihn an der Auslinie des Strafraums stehen ließ und den Ball lang und flach versenkte zum 5:3.

Es folgte eine Szene, die das von El Halimi angedachte 5:5 wohl zunichtemachte: Die SFB hatten den Ball im Spielaufbau, plötzlich pfiff Schiedsrichter Fabian Spitzer, lief in die andere Richtung und zeigte Sarikaya vorne glatt Rot. „Der Schiri sagt, Baro soll seinen Gegenspieler beleidigt haben. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber ich hätte mir vom Schiedsrichter am letzten Spieltag mehr Fingerspitzengefühl in dieser Szene gewünscht“, sagte El Halimi, dem Sarikaya nun am Anfang der neuen Saison fehlen wird. Für das aktuelle Spiel fand El Halimi: „Mit der Roten Karte war bei uns die Power raus, da läuft man nur noch hinterher.“

Und die nötigen Körner dafür hatten seine Spieler nun nicht mehr. Stattdessen flog ein Eckball noch durch den gesamten Strafraum, und dann schauten alle zu, wie sich Schonnebecks Kapitän Bloch den Ball zurechtlegte, um ihn mit seinem zweiten Treffern zum 6:3-Endstand zu versenken (81.). Insgesamt fand El Halimi auch deshalb: „Wir haben viel zu viele einfache Fehler gemacht. Vielleicht waren die Jungs mit dem Kopf schon im Sommerurlaub.“

Zeit für eine große Geste war im letzten Spiel beider Teams aber auch noch: Schonnebeck wechselte in der 87. Minute seinen Torwart aus, Philipp Sprenger erhielt so seinen Sonder-Applaus. Der 28-Jährige beendete seine Karriere und ging unter Tränen vom Feld – seine Mitspieler umarmten ihn, und auch El Halimi ging für eine Umarmung vorbei. „Ich wusste nicht, dass er aufhört. Das ist schade, damit verliert die Oberliga einen ihrer besten Keeper“, lobte der SFB-Coach nach einem Spiel mit Toren, Tränen und einem Platzverweis.

Aufrufe: 011.6.2022, 18:30 Uhr
RP / Georg AmendAutor